Was macht die Kunst des Reisens aus? Attilio Brilli verfolgtanhand von Tagebüchern, Reiseführern und - berichten dieSpur jener passionierten und abenteuerlustigen Reisenden,die Ende des 16. Jahrhunderts erstmals zur >Grand TourGrand Tour< legt Brilli besonderesGewicht auf die praktischen Vorbereitungen undden realen Ablauf der Reise: Landkarten, Sprach- und Reiseführer,Pässe, Wechselbriefe, Empfehlungsschreiben, Gesundheitszeugnisse,Transportmittel, Herbergen und Gasthäuser.Er berichtet von fremden Sitten und Gebräuchen,schaut in Goethes Koffer oder Napoleons Reisenecessaireund hat selbst eine Fülle von Geschichten und Anekdotenim Gepäck.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.06.1998Frühe Reisen
"Als Reisen eine Kunst war - Vom Beginn des modernen Tourismus: Die Grand Tour" von Attilio Brilli. Wagenbach Verlag, Berlin 1997. 222 Seiten. Broschiert, 22,80 Mark. ISBN 3-8031-2274-0. Als Schreiben eine Kunst war. So könnte Attilio Brillis Arbeit über den Beginn des modernen Tourismus auch heißen - im doppelten Sinn. Zum einen wegen der unglaublichen Fülle an Zitaten und Zitierwürdigem, die Brilli zusammengetragen hat, zum anderen wegen seiner Art, dies neu zusammenzufügen. Als "Archäologe der Grand Tour" schreibt er über die Reisen junger Adliger zu den Kulturstätten Europas, vornehmlich Italiens, als Ausbildung in Kunst und Kultur ebenso wie über deren Bedeutung als "sexueller Initiationsritus", über Reiserouten und Landkarten, aber auch Schikanen an den Zollstationen. Brilli zeigt den Weg vom nüchternen Beobachter, dem Autor wahrheitsgetreuer Reiseberichte, zum empfindsamen Reisenden, dessen Narzißmus "endlich alle Freiheiten hat, sich mal anmutig, mal aufdringlich zur Schau zu stellen". Doch neben diesen geistigen Höhenflügen steigt Brilli auch in die Niederungen - und Widrigkeiten - des Reisealltags, kennt sich aus mit Gesundheitszeugnissen und Gepäckinhalten, Reisefaltlaternen, Reisetoiletten und Reiseapotheke. Ein durchweg lehrreiches und zudem unterhaltsames Buch, auch für den "fireside traveller". Leider hat der Verlag kein Register angefügt, vermutlich deshalb, weil der Band noch einmal so dick geworden wäre. (bär)
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"Als Reisen eine Kunst war - Vom Beginn des modernen Tourismus: Die Grand Tour" von Attilio Brilli. Wagenbach Verlag, Berlin 1997. 222 Seiten. Broschiert, 22,80 Mark. ISBN 3-8031-2274-0. Als Schreiben eine Kunst war. So könnte Attilio Brillis Arbeit über den Beginn des modernen Tourismus auch heißen - im doppelten Sinn. Zum einen wegen der unglaublichen Fülle an Zitaten und Zitierwürdigem, die Brilli zusammengetragen hat, zum anderen wegen seiner Art, dies neu zusammenzufügen. Als "Archäologe der Grand Tour" schreibt er über die Reisen junger Adliger zu den Kulturstätten Europas, vornehmlich Italiens, als Ausbildung in Kunst und Kultur ebenso wie über deren Bedeutung als "sexueller Initiationsritus", über Reiserouten und Landkarten, aber auch Schikanen an den Zollstationen. Brilli zeigt den Weg vom nüchternen Beobachter, dem Autor wahrheitsgetreuer Reiseberichte, zum empfindsamen Reisenden, dessen Narzißmus "endlich alle Freiheiten hat, sich mal anmutig, mal aufdringlich zur Schau zu stellen". Doch neben diesen geistigen Höhenflügen steigt Brilli auch in die Niederungen - und Widrigkeiten - des Reisealltags, kennt sich aus mit Gesundheitszeugnissen und Gepäckinhalten, Reisefaltlaternen, Reisetoiletten und Reiseapotheke. Ein durchweg lehrreiches und zudem unterhaltsames Buch, auch für den "fireside traveller". Leider hat der Verlag kein Register angefügt, vermutlich deshalb, weil der Band noch einmal so dick geworden wäre. (bär)
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