Bei Petra Ivanovs Kriminalroman „Alte Feinde“ handelt es sich um den achten Band ihrer Flint und Cavalli-Reihe. Er ist im August 2018 im Züricher Unionsverlag erschienen und umfasst 384 Seiten.
Albert Gradwohl wird in seiner Wohnung erschossen aufgefunden – nein, nicht einfach erschossen,
regelrecht hingerichtet wurde er. Und das Verblüffendste: Bei der Mordwaffe handelt es sich um einen Revolver…mehrBei Petra Ivanovs Kriminalroman „Alte Feinde“ handelt es sich um den achten Band ihrer Flint und Cavalli-Reihe. Er ist im August 2018 im Züricher Unionsverlag erschienen und umfasst 384 Seiten.
Albert Gradwohl wird in seiner Wohnung erschossen aufgefunden – nein, nicht einfach erschossen, regelrecht hingerichtet wurde er. Und das Verblüffendste: Bei der Mordwaffe handelt es sich um einen Revolver aus der Zeit des Sezessionskrieg. Als sich dann auch noch herausstellt, dass schon vor nicht allzu langer Zeit in den USA ein Mord mit dieser Waffe begangen wurde, macht sich Staatsanwältin Regina Flint auf den Weg in die Vereinigten Staaten.
Dort sucht derweil Bruno Cavalli nach dem ominösen Indian Killer. Als sich die Wege der beiden Ermittler kreuzen, setzen ihre Suche nach dem Mörder gemeinsam fort und tauchen dabei in die amerikanische Geschichte ein.
Mit „Alte Feinde“ präsentiert Ivanov einen sehr komplexen Krimi. Die Handlung spielt auf drei Handlungs- bzw. Zeitebenen, deren verbindendes Element der Army-Revolver aus dem Amerikanischen Bürgerkrieg ist. Gleichsam parallel zur eigentlichen Kriminalgeschichte kann der Leser in einer Ebene den Weg dieser Waffe vom 19. bis ins 21. Jahrhundert mitverfolgen. Als zweite Handlungsebene seien die Morde im nordamerikanischen Cherokee-Reservat genannt, wegen der Cavalli vor einigen Monaten nach North Carolina gereist ist. Die dritte Ebene nimmt ihren Beginn im schweizerischen Zürich. Als Regina Flint schließlich in die USA reist, werden diese drei Ebenen allmählich zusammengeführt, wobei Leser und Ermittler lange Zeit im Dunklen tappen, welchen Zusammenhang es zwischen diesen Ereignissen geben könnte. Die eine oder andere überraschende Wendung tut ihr Übriges, aus diesen drei scheinbar voneinander unabhängigen Geschichten ein spannendes, in sich logisches und abgeschlossenes Leseereignis zu machen. Durch Kapitelüberschriften, Orts- und Zeitangaben fällt es dem Leser recht leicht, sich in der Vielschichtigkeit zurechtzufinden.
Verwirren mag den Leser zu Beginn die doch recht große Zahl an Charakteren. Dieses mag zum Teil daran liegen, dass es sich hierbei um einen Teil einer Reihe handelt, d.h. dass zumindest ein Teil der Protagonisten dem Leser eventuell schon bekannt ist. Wie bei vielen Reihen stellt sich hier der Autorin die Frage, wie viel Wissen sie voraussetzen kann, und wie viel sie wiederholen muss, um sowohl „Insidern“ als auch Neulingen interessanten Lesestoff zu bieten. Mir persönlich fiel die Orientierung nach einigen Kapiteln recht leicht, sodass ich sagen kann: Die Mischung stimmt.
Ivanovs Sprache ist flüssig zu lesen, jedoch nicht ohne Ansprüche an den Leser. Besonderen Wert legt die Autorin auf die Beschreibung von Details, wobei sie auf brutale, blutige Darstellungen verzichtet. Die Szenen aus dem Bürgerkrieg oder der Besuch im Indianerreservat zeugen von einer sehr gründlichen Recherche. Ein besonderes Highlight stellt die Führung durch das Medical Forensic Center in Baltimore dar.
Das Cover zeigt den Schatten eines einsamen Mannes vor glühendem Hintergrund und erinnert somit an alte Western. Wenngleich das Buch mit dem Wilden Westen nichts zu tun hat, macht dieses Bild Lust, das Buch zu lesen, assoziiert der Betrachter damit doch Abenteuer.
„Alte Feinde“ ist ein Krimi, den man nicht einfach mal so nebenbei lesen kann, verlangt er vom Leser doch einiges an Konzentration. Hat man sich jedoch einmal in die Handlung eingefunden, kann man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen – mir jedenfalls ging es so. Ganz nebenbei habe ich auch noch Wissenswertes über den Amerikanischen Bürgerkrieg sowie das heutige Leben in Indianerreservaten erfahren. Vor allem mit Ersterem werde ich mich bestimmt noch weiter beschäftigen – dank dieses Buches. Zudem war dieser achte Band bestimmt nicht der erste und letzte, den ich aus dieser Reihe gelesen habe. Allen, die an komplexen Romanen und Spannung gleichermaßen Gefallen finden, kann ich die Lektüre dieses Buch bedenkenlos empfehlen.