Wer einen Katzenwelpen zu sich nimmt, denkt kaum daran, dass das winzige Energiebündel eines Tages den Spaß am Toben verlieren könnte. Irgendwann lässt das Gehör nach, der Gang wird steif, der Kater putzt sich nicht mehr sorgsam und möchte den Großteil seiner späten Lebenszeit an einem warmen und sicheren Ort verschlafen. Diese Zeit des Alterns ist für uns Katzenhalter(innen) ein Moment zwischen den Welten - die Freude an der unbändigen Lebenslust der jungen Tiere weicht einem Bewusstsein für die Endlichkeit dieses Lebens und des Zusammenseins.Das Alter bietet aber auch die Chance, diesen letzten Abschnitt bewusst mitzuerleben, Tag für Tag wach zu sein und teilzuhaben an der zunehmenden körperlichen Zerbrechlichkeit und Zartheit wie auch der seelischen Veränderung, hin zu einer ausgeprägter Versessenheit nach Ritualen und einem großen Bedürfnis nach Nähe und Vertrautheit der alten Katzen. Über Jahre fotografierte und porträtierte die Filmemacherin und Fotografin Meike Birck, selbst Katzenbesitzerin, Menschen mit ihren alten Katzen. So entstand ein Bildband mit eindringlichen Texten voll Zärtlichkeit, Respekt und Poesie. Für alle Katzenbesitzer(innen), die sich mit dem Altern und dem Abschied von ihrem geliebten Tier beschäftigen. Für Menschen, die trauern, aber auch Mut schöpfen und einen neuen Blick auf das Leben mit ihren Tieren gewinnen wollen.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.01.2016Charakter
auf vier Pfoten
Meike Bircks „Alte Katzen“ ist
ein Gesprächs- und Bilderbuch
Sie gemahnen uns an die Endlichkeit des Lebens, schreibt die Journalistin Meike Birck. Sie meint damit vierbeinige Weggefährten, die in die Jahre gekommen sind. Ihr Buch „Alte Katzen. Vergessliche Königinnen und taube Helden“ (Fred & Otto, der Hundeverlag) geht all jenen zu Herzen, die schon einmal ein Katzenleben vom niedlichen Welpen- bis ins eigensinnige Greisenalter geteilt haben.
Natürlich schreibt Meike Birck aus eigenem Erleben. Ihr Kater Muck war, während sie das Buch verfasste, 18. Sie suchte und fand Menschen mit alten Katzen, interviewte sie, schrieb die Geschichten auf und fotografierte die würdevollen Alten, denen, jedem und jeder, eine ganz besondere Schönheit zugewachsen ist. Die ältesten unter den 25 Katzen sind mit je 23 Jahren der Kater Felix und die Kätzin Gizmo, der eine ein nachgerade aufrührerischer Schwarzer, der unliebsamen Besuchern buchstäblich ans Bein pinkelte; die andere eine glutäugige Schöne, die bis zum Ende ihrer Tage im Mittelpunkt stehen wollte.
Ergänzt werden die Kurzporträts durch Gespräche mit einer Tierschützerin, mit Engagierten, die sich um wild lebende Katzen kümmern, und schließlich mit dem Münchner Tierarzt Siegfried Graf. Der Katzenfreund erläutert kundig die Anzeichen kätzischen Alterns. Ihm ist besonders daran gelegen, seine Patienten bis zum Schluss bestmöglich zu versorgen. Graf, der die Literatur liebt, hat auch die Gedichte zu den Katzen-Porträts ausgesucht, passend zum Charakter des jeweiligen Tieres. Eines der schönsten gilt dem Findelkater Reetz, 21, dem seine Besitzerin Susanne R. zugesteht: „Jetzt darf er alles“. Wilhelm Raabe also schrieb: „Auf leisen Sohlen wandeln die Schönheit,/ das wahre Glück und das echte Heldentum./ Unbemerkt kommt alles,/ was Dauer haben wird.“
Die „vergesslichen Königinnen und tauben Helden“, die in diesem Buch vorgestellt werden, sind inzwischen alle gestorben. Immerhin leben sie weiter in den darin dokumentierten Erinnerungen ihrer Menschen.
EVA-ELISABETH FISCHER
ENDLICH ZEIT FÜR...
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auf vier Pfoten
Meike Bircks „Alte Katzen“ ist
ein Gesprächs- und Bilderbuch
Sie gemahnen uns an die Endlichkeit des Lebens, schreibt die Journalistin Meike Birck. Sie meint damit vierbeinige Weggefährten, die in die Jahre gekommen sind. Ihr Buch „Alte Katzen. Vergessliche Königinnen und taube Helden“ (Fred & Otto, der Hundeverlag) geht all jenen zu Herzen, die schon einmal ein Katzenleben vom niedlichen Welpen- bis ins eigensinnige Greisenalter geteilt haben.
Natürlich schreibt Meike Birck aus eigenem Erleben. Ihr Kater Muck war, während sie das Buch verfasste, 18. Sie suchte und fand Menschen mit alten Katzen, interviewte sie, schrieb die Geschichten auf und fotografierte die würdevollen Alten, denen, jedem und jeder, eine ganz besondere Schönheit zugewachsen ist. Die ältesten unter den 25 Katzen sind mit je 23 Jahren der Kater Felix und die Kätzin Gizmo, der eine ein nachgerade aufrührerischer Schwarzer, der unliebsamen Besuchern buchstäblich ans Bein pinkelte; die andere eine glutäugige Schöne, die bis zum Ende ihrer Tage im Mittelpunkt stehen wollte.
Ergänzt werden die Kurzporträts durch Gespräche mit einer Tierschützerin, mit Engagierten, die sich um wild lebende Katzen kümmern, und schließlich mit dem Münchner Tierarzt Siegfried Graf. Der Katzenfreund erläutert kundig die Anzeichen kätzischen Alterns. Ihm ist besonders daran gelegen, seine Patienten bis zum Schluss bestmöglich zu versorgen. Graf, der die Literatur liebt, hat auch die Gedichte zu den Katzen-Porträts ausgesucht, passend zum Charakter des jeweiligen Tieres. Eines der schönsten gilt dem Findelkater Reetz, 21, dem seine Besitzerin Susanne R. zugesteht: „Jetzt darf er alles“. Wilhelm Raabe also schrieb: „Auf leisen Sohlen wandeln die Schönheit,/ das wahre Glück und das echte Heldentum./ Unbemerkt kommt alles,/ was Dauer haben wird.“
Die „vergesslichen Königinnen und tauben Helden“, die in diesem Buch vorgestellt werden, sind inzwischen alle gestorben. Immerhin leben sie weiter in den darin dokumentierten Erinnerungen ihrer Menschen.
EVA-ELISABETH FISCHER
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