Mit der Gründung der Academia Musicalis Thuringiae (AMT) im Jahr 1998 entstand eine Organisation, die man einzigartig nennen darf. Ein gemeinnütziger Verein nimmt sich in einem ganzen Bundesland den Belangen der Alten Musik an. In der öffentlichen Wahrnehmung ist seit der Gründung das von der Academia Musicalis Thuringiae veranstaltete Festival GÜLDENER HERBST präsent. An mehreren Wochenenden erklingt Musik an historischen Stätten des Landes, in Kirchen und Schlössern, in Sälen und auch Theatern von Komponisten, die hier geboren sind, hier gewirkt haben oder deren Musik ganz einfach immer noch in den Bibliotheken und Archiven Thüringens schlummert. Rasch wurde das Festival für seine hörenswerten Wiederentdeckungen bekannt. Den besonderen Charme macht dabei weiterhin aus, dass die Veranstaltungen an zahlreichen unterschiedlichen Orten stattfinden und dabei die Werke häufig sogar am Ort ihrer Entstehung aufgeführt werden können. Alte Musik im regionalen historischen Kontext wieder erklingen zu lassen, ist gerade in Thüringen attraktiv und reizvoll, hat sich doch hier in der Zeit des 17. und 18. Jahrhunderts in den zahlreichen Residenzen eine ganz eigene, facettenreiche Musiklandschaft ausgeprägt, die auf eine Vielzahl herausragender Komponisten verweisen kann, man nenne nur Michael Praetorius, Heinrich Schütz, Georg Philipp Telemann oder Johann Sebastian Bach. Aber der Reichtum dieses Landstrichs beschränkte sich nicht auf die Schlösser und großen Städte. Sogar die Dörfer widmeten sich mit erheblichem Aufwand großen Kompositionen des internationalen Repertoires. Das Ziel, speziell für diese Kreise erarbeitete Aufführungsmaterialien wieder ans Licht der Öffentlichkeit zu bringen, führte zu den von der Academia Musicalis Thuringiae veranstalteten Thüringer Adjuvantentagen in Udestedt und Großfahner. Die vorliegende Festschrift zum zehnjährigen Bestehen der Academia Musicalis Thuringiae will einen Einblick in die Tätigkeit der Organisation geben, die Forschungin den Archiven und Bibliotheken dokumentieren, die Aktivität aus der Sicht der historisch informierten Aufführungspraxis widerspiegeln und nicht zuletzt die Aufgabenstellung im Sinne der fördernden Institutionen erhellen.