In Frankreich bildete sich im 19. Jahrhundert ein literarisches Genre heraus, das die Auseinandersetzung des Schriftstellers mit der Welt des Bildes zum Thema hatte: der Malerroman bzw. die Malererzählung. Das Buch bietet anhand von etwa fünfzig Erzählwerken - u.a. von Balzac, Flaubert, George Sand, der Brüder Goncourt, Zola und Proust - eine umfassende Zusammenschau dieser Gattung. Im Zentrum der Analyse steht, welche neuen Rollen den Malerfiguren in der Literatur seit Beginn des 19. Jahrhunderts zugeschrieben wurden. War der Maler zuvor noch Bruder des Dichters im Geiste einer fraternite des arts, ändert sich dies vor dem Hintergrund des medialen Wandels von der Schriftlichkeit zur Bildlichkeit radikal. Den Malerfiguren werden nun andere Rollen zugeschrieben - die des zum Scheitern verurteilten Genies, des Rivalen oder gar Todfeinds und besonders die des dunklen Alter Ego, des "Schattens" im tiefenpsychologischen Sinn.