Alvin Langdon Coburn ist der erste Künstler, der 1916 von »abstrakter Photographie« schreibt und sie auch ästhetisch umsetzt. Und das, obwohl er selbst der piktorialistischen Strömung, der stimmungsvollen Kunstphotographie, angehört. Anhand von Coburns Wirken als zentrale Figur des epistemisch-ästhetischen Umbruchs in der Zeit der Jahrhundertwende verdeutlicht Cathrin Hauswald eindrucksvoll die Entwicklung der Photographie vom 19. Jahrhundert in die Moderne. Sie zeigt: Während Coburn die Beben des technologischen und photographischen Fortschritts aufzeichnet und gleichsam gestaltet, inszeniert sich der Kunstphotograph selbst als ambivalentes und geradezu antimodernes Element seines photographischen Schaffens, dessen Ziel stets die eigene Nobilitierung bleibt.