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Es waren nur drei Tage und Nächte mit Sabine, aber Peter, ein Londoner Banker wie aus dem Bilderbuch, kann sie nicht mehr vergessen. Auf eine beiläufige Bemerkung von ihr folgt er der Spur der flüchtigen Geliebten bis nach Kalifornien, ohne auch nur ihren Nachnamen zu kennen. Dort trifft er auf Amerikaner in unterschiedlichen Phasen der Selbstfindung. Aber ob beim Sermon eines Antiguru-Gurus auf die spirituelle Freiheit oder Problemen beim tantrischen Sex: Immer muss Peter seine wahre Absicht verbergen - Sabine wiederzufinden. Mit nadelfeinem Sprachwitz ziseliert St Aubyn, den die FAZ einmal…mehr

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Produktbeschreibung
Es waren nur drei Tage und Nächte mit Sabine, aber Peter, ein Londoner Banker wie aus dem Bilderbuch, kann sie nicht mehr vergessen. Auf eine beiläufige Bemerkung von ihr folgt er der Spur der flüchtigen Geliebten bis nach Kalifornien, ohne auch nur ihren Nachnamen zu kennen. Dort trifft er auf Amerikaner in unterschiedlichen Phasen der Selbstfindung. Aber ob beim Sermon eines Antiguru-Gurus auf die spirituelle Freiheit oder Problemen beim tantrischen Sex: Immer muss Peter seine wahre Absicht verbergen - Sabine wiederzufinden.
Mit nadelfeinem Sprachwitz ziseliert St Aubyn, den die FAZ einmal als "Wunder an Stil, Komik und Esprit" bezeichnete, seine Rattenfänger, Schamanen und Glücksprediger, genau wie ihre allzu leichtgläubigen Anhänger. Sein Spott trifft wie ein Präzisionsgewehr, doch nie macht er lächerlich, was dem Ganzen eigentlich zugrunde liegt: die Suche des Menschen nach dem Sinn des Lebens.
Autorenporträt
Edward St Aubyn, geb. 1960, wuchs in England und Südfrankreich auf und studierte in Oxford.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Ganz frei von autobiografischen Erlebnissen ist auch dieser vor 15 Jahren im Original erschienene Roman von Edward St Aubyn nicht, meint Kathleen Hildebrand, die Aubyns Melrose-Saga gut kennt. Anders als dort dreht es sich nun nicht um alten europäischen Adel, sondern um New Age im kalifornischen Esalen Institut, wo, oh Wunder, auch der Autor schon weilte. Was Aubyn laut Rezensentin dazu befähigt, umso treffsicherer zu spötteln über Londoner Banker auf Selbstfindungstrip, Hippies und Gurus und spiritistische Binsenklopperei auf Dinnerpartys der Upper Class. Auch wenn der Autor mitunter zu schwelgerisch spottet, am Ende erkennt Hildebrand in St Aubyns Ausführungen doch immer die Warmherzigkeit des Autors.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.10.2013

Im Supermarkt der Erleuchtungen

Edward St Aubyn wandelt in seinem Roman am esoterischen Abgrund. Mit kräftigen Strichen malt der Brite eine Welt der spirituellen Friseure, die Pfefferminztee trinken, um ihre Aura zu reinigen. Das geht nicht durchweg gut.

Das sogenannte New Age und das Wassermannzeitalter scheinen vielen nur noch als fernes Echos nachzuschwingen. Was war da noch? Castaneda, Kitaro, Wilbur? Aber in Wirklichkeit ist das New Age, das längst nicht so neu war, wie es sich einst gab, in der Realität vieler Menschen angekommen. Es ist so selbstverständlich geworden, dass man nicht mehr darüber redet, sondern schlicht sein Fengshui beim Einzug in die neue Wohnung betreibt, sich Räucherstäbchen mit Heilkraft und tibetische Klangschalen hinstellt oder sich zu Rück- oder anderen Unterführungen anmeldet.

Ob all das Placebo ist oder nicht, es wirkt, es verändert die Leute, weil sie glauben. Mit Edward St Aubyn, bekanntgeworden als Verfasser von mehreren Büchern über Patrick Melrose, in der er sein eigenes Leben im lieblosen Hochadel, den an ihm begangenen Missbrauch durch den Vater und seine Drogensucht verhandelt, assoziiert man Stil, Sarkasmus und Satire. In seinem Roman "Am Abgrund", der nach fünfzehn Jahren jetzt seinen Weg ins Deutsche gefunden hat, findet man all dies, doch es ist vielleicht nicht das Wichtigste. Wenn die "Sunday Times" damals von einer "saukomischen Bestandsaufnahme des modernen Seins" schrieb, so gilt dies doch nur für den ersten Teil.

Genüsslich ironisch breitet der Autor den Supermarkt der Erleuchtungen aus, in denen frustrierte westliche Menschen nach Sinn wühlen und mit Selbstverwirklichungen experimentieren. Da ist der spirituelle Lehrer Adam mit seiner feuerroten Nehru-Jacke in San Francisco, in dessen "Adern sich die Lava Indiens und das Phlegma Englands mit brausendem Zischen vereinigten". Geht's noch? Adam brennt, wie schon sein biblisches Vorbild, für die Zukunft der Menschheit, und er tut es, wie so viele andere - oder ist es doch nur das Brennen für sich selbst, ein Leben in Vakuum und Verlusterfahrung, das die Figuren umtreibt? Da ist auch Kenneth Shine (sollte Kenneth Wilbur damit gemeint sein?), der sämtliche Religionen und Philosophien in seinem "Streamismus" vereinigen will - alles fließt! Das Personal des Romans bewegt sich aus allen Richtungen langsam, aber sicher auf das kalifornische Nirwana zu, das Esalen Institute heißt, dort, wo man Tantra betreiben oder tibetisch meditieren kann. St Aubyn malt mit kräftigen Strichen diese Welt der spirituellen Friseure, wo man Pfefferminztee trinkt, um die Aura zu reinigen, oder Zahlen und Enneagramme deutet und veganes Hundefutter kauft.

Deepak Chopra, Quantum Healing und C. G. Jung sind Namen und Begriffe, die selbst schon wie Mantras wirken: "Ich bin Gawain und werde die Suppen fokussieren." Wir hören auch von anderen Zentren, an denen einige der Gestalten Erfahrungen gesammelt haben, etwa im legendären schottischen Findhorn, wo die großen Kürbisse wachsen, oder bei Mun und Mutter Meera, die in Deutschland schweigend Gnade gibt. Dort hat die Tochter des Psychologen Dr. Bukowski einen Zustand der Versenkung erfahren, von dem sie meint, man könne ihn bekommen wie Benzin an der Tankstelle.

Je näher wir die Figuren ansehen, desto mehr nimmt aber die Satire ab. Es ist ja leicht und billig, sich über spirituelle Erfahrung lustig zu machen, verdeckt aber oft eigene Defizite. Das muss der Autor, bei all seiner Kritik an den Auswüchsen der Esoterik, gespürt haben. Und wenn nicht er, so doch seine Figuren, die sich unter seinen Händen der Kontrolle von Satire und Stil entziehen und ein Eigenleben entwickeln. Auch ein fraktales Drogenerlebnis geht zu sehr ans Eingemachte, als dass es noch saukomisch wäre. Die Tochter des Psychologen (ja, sie heißt Crystal) kann ein bestimmtes Gewäsch nicht mehr hören: "Wenn sie noch ein einziges Mal jemanden sagen hörte, dass das Licht sowohl eine Welle als auch ein Teilchen sei, oder jemanden über die Aktivität der linken und der rechten Hirnhälfte reden hörte, musste sie kotzen." Und so sehen wir die Westler der Generation des Autors, wie sie sich abmühen, den spirituellen Osten in sich aufzutun, der aber doch fast immer eine Version des westlichen Selbst und seiner Wünsche und Begierden ist. Bekanntlich stammen - Mark Singletons "Yoga Body" hat dies eindrücklich dokumentiert - selbst die Yogapositionen eher vom Turnvater Jahn oder schwedischer Gymnastik ab als von altindischem Yoga.

Der Verlag versucht durch seinen Klappentext in das Buch eine Art Plot hineinzuprojizieren, wenn er auf die Suche des Briten Peter Thorpe nach der phantastischen deutschen Sabine abhebt. Sie ist am Ende nicht so phantastisch, und Thorpe findet die Tochter des Psychologen dann doch angenehmer. Zu einem Plot gerinnt das Ganze jedoch nicht, auch wenn die Suche durch alle Untiefen der Szene führt, denn St Aubyn kann seine Personen gar nicht unter einem Hut halten. Da gibt es Paare, die nach langen Jahren der Abstinenz Sex im Tantra suchen, andere, die Gruppensex wollen, aber nicht können, Einzelgänger, Gurupärchen, selbstverliebte Popsänger oder Männer mit grauen Pferdeschwänzen, die das innere Kind geben. Ein Potpourri an Charakteren, das in verschiedenen Liebespositionen oder - Entflechtungen endet. Auch so: ",Du brauchst ein Ritual', sagte Flavia. ,Ich brauche eine Kreditkarte', erwiderte Jason."

Hauptfiguren, so es welche gibt, verliert man schnell aus dem Blick, man hat keine Zeit, Empathie zu entwickeln. Es hilft allenfalls, sich auf Momente einzulassen und die Handelnden als Teil einer großen Versuchsanordnung zu sehen. St Aubyn hat ein Buch geschrieben, das die Yogapositionen durchspielt, aber die Ich-Gymnastik will sich nicht zu einem Roman fügen - stattdessen Einblicke in die Verwerfungen der postmodernen Seele.

ELMAR SCHENKEL

Edward St Aubyn: "Am Abgrund". Roman.

Aus dem Englischen von Sabine Hübner. Piper Verlag, München, Zürich 2013. 304 S., geb., 22,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.01.2014

Auszeit am
Abgrund
Edward St Aubyn schickt einen
Londoner Banker zu den Hippies
Als Edward St Aubyn die ersten drei Bände seiner Patrick-Melrose-Reihe geschrieben hatte – ein seltener Fall geglückter Traumaverarbeitungsliteratur –, war es verständlich, dass er eine Auszeit von der Fiktionalisierung seines Lebens brauchte. Patrick Melrose hatte als St Aubyns Alter Ego eine grausame Kindheit im englischen Hochadel überstanden, misshandelt und missbraucht von einem gelangweilt-sadistischer Vater, von der Mutter ignoriert und später drogenabhängig. Trotz aller Gewalt und Lieblosigkeit schaffte es St Aubyn jedoch, witzig zu sein, „witty“ in allerbester englischer Scharfsinnstradition.
  Der erste Melrose-Band, „Schöne Verhältnisse“, erschien erst 2007 in deutscher Übersetzung – 15 Jahre nach dem englischen Original. Nun folgt, wiederum 15 Jahre nach dem Original, „Am Abgrund“. Der Roman war St Aubyns Sabbatical. Er gehört nicht zur Melrose-Saga und ist auf den ersten Blick denkbar weit entfernt von den alteuropäischen, von kaltem Zynismus durchwehten Adelssitzen: Er spielt im kalifornischen Esalen-Institut, einer Esoterik-Akademie mit breitem Workshop-Angebot aus allen Ecken des New-Age-Universums. Esalen gibt es wirklich, es steht in Big Sur, am rauen, wildromantischen Teil der Küste Kaliforniens, es ist ein Ort, an den man Patrick Melrose gern zur Erholung schicken würde.
  St Aubyn aber schickt Peter dorthin, einen Banker aus der Londoner City. Er sucht erst mal gar nicht so sehr sein Seelenheil, sondern Sabine, mit der er eine kurze, heftige Affäre hatte und die eine mögliche gemeinsame Zukunft lieber dem Universum überlassen wollte, als sich auf den schnöden Austausch von Namen und Adressen zu verlassen. Bis er sie wiedersieht, lernt Peter die erlösungshungrige New-Age-Community von Esalen kennen: freundliche Hippies, die in der Gemeinschaftsküche die „Suppe fokussieren“, Kalendersprüche zitierende Rentnerinnen aus New Mexico und die schöne Tochter eines New Yorker Großtherapeuten, die ganz ernsthaft Crystal heißt (und spätestens im Tantra-Workshop Sabine den Rang in Peters Herz abläuft).
  Doch auch im kommunenhaften Esalen gibt es eine anmaßende Upper Class, wie St Aubyn sie seit seinem Debüt mit treffsicherem Spott beschreibt: In Kalifornien trifft sich diese Kaste freilich nicht beim Polo-Match, sondern auf den Dinnerpartys einer superreichen Mäzenin. Dort hauen überselbstbewusste Esoteriklehrer und Nachwuchsgurus einander spirituelle Binsen um die Ohren und beschuldigen ihre Rivalen, eigentlich nur Autoaufkleber zu zitieren. Zwischendurch brechen zartfühlende Gäste in Tränen aus, weil die Wale sich angeblich mit Aids infiziert haben.
  Dieses ganze Geschwafel transkribiert Edward St Aubyn mit gelegentlich allzu ausschweifender Akribie. Und zeigt zwischendurch seine vielleicht wichtigste Fähigkeit als Autor: aus der Satire glaubwürdig in ein anrührendes Pathos wechseln zu können. Bei all seiner genüsslichen Spöttelei ist „Am Abgrund“ nämlich ein sehr warmherziger Roman. Und so weit doch nicht von St Aubyns eigener Biografie entfernt: Er saß selbst schon einige Male in den Hot Tubs des Esalen-Instituts, seine Mutter Lorna war Autorin esoterischer Selbsthilfe-Bücher – und den südfranzösischen Landsitz, auf dem „Schöne Verhältnisse“ spielt, hat sie nicht dem einzigen Sohn vermacht, sondern einem New-Age-Guru.
KATHLEEN HILDEBRAND
Edward St Aubyn: Am Abgrund. Übersetzt von Sabine Hübner. Piper Verlag, München 2013. 304 Seiten, 22,99 Euro. E-Book 16,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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"Herrlich spöttisch", Dresdner Morgenpost, 07.09.2013 20151120