Paul, ein Mann mittleren Alters, wird von Unbekannten niedergeschlagen. Er erwacht im Spital. Vorerst unfähig, zu sprechen und zu laufen, tastet er sich mithilfe der Erinnerung an die Person heran, die er einmal gewesen ist. Vierzig Jahre ist es her, als eines Tages in Pauls Schulklasse ein elfjähriger Junge auftaucht. Josef Winkler, gleichaltrig und doch anders. Ein fremdartiges, stilles Kind, wie von einer anderen Luft umgeben. Selbst die Lehrer lassen ihn in Ruhe. Abwechselnd fühlt sich Paul von Josef angezogen und abgestoßen. Am Bahndamm geraten sie aneinander. Und obwohl Paul viel kleiner ist, gewinnt er den Kampf. Dieser Sieg sollte sein Leben prägen. Aus dem Krankenhaus entlassen, macht er sich auf die Suche nach Josef Winkler. Er findet aber nur die drei Mitglieder jener WG, in der er als Zwanzigjähriger eine kurze Zeit gelebt hatte. Pauls Überzeugung bekommt Risse: »So hätte es sein können. Aber so war es nicht.«In traumähnlichen Bildern erzählt Pierre Chiquet die Zeit der Jugendunruhen, der Hausbesetzungen und der legendenumrankten Gartenstadt auf einer Brache am Rhein. Eine Insel jugendlicher Träume und eines Tastens nach Identität. Ein geheimnisvoller, überraschender Roman.
buecher-magazin.deAus dem Nichts übel zusammengeschlagen, wird Paul in seine Vergangenheit zurückkatapultiert. Plötzlich ist er wieder am Bahndamm seiner Kindheit, er wirft einen Stein auf einen Zug und dann ist da wieder dieser kurze, aber alles entscheidende Kampf mit Jossi Winkler. Und obwohl er kleiner ist, gewinnt Paul. Im Krankenhaus heilen seine äußeren Wunden schnell, doch er bleibt stumm und seine Beine gehorchen ihm nicht. Erst, als er das Krankenhaus und sein altes Leben verlässt, um sich seiner Vergangenheit zu stellen, bekommt dieser Mann mittleren Alters Konturen. Sie entstehen durch die Außensichten von drei Menschen, mit denen er in seiner Jugend in der besetzten Gartenstadt in einer WG zusammenwohnte. Eva, Anna und Tim erinnern sich an Paul und Jossi. Wie zwei Pole, die sich gegenseitig anziehen und abstoßen, erscheinen diese beiden jungen Männer, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Paul gilt allen als Blender, der nur gebildet daher redet. Jossi dagegen bleibt meist stumm, hört zu und handelt. "Jossi hat auf alle Antworten eine Frage. Paul hat auf alle Fragen eine Antwort", erinnert sich Anna. Doch Pauls Gewissheiten lösen sich während seiner Suche nach Jossi immer mehr auf und zum ersten Mal in seinem Leben schreibt er nicht über andere, sondern über sich selbst.
© BÜCHERmagazin, Tina Schraml (ts)
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