„Der Brunnenrand war für ihn der Eingang zu einer, ihm unbekannten, vielschichtigen Welt. Aus seiner Kindheit waren ihm die geheimnisvollen Geschichten vom alten Brunnengeist bekannt, der gleich einem Wassermann neugierige und unachtsame Menschen in die Tiefe lockte …“ heißt es in der Titelgeschichte von Sidonia Galls Erzählband „Am Brunnenrand“. Ihre Kurzgeschichten sind geprägt von der genauen, immer wiederkehrenden Sicht auf Grenz-situationen am Rande des Lebens. Ohne Larmoyanz werden oft düstere und beklemmende Vorgänge zwischen Ungewissheit und Unabänderlichkeit, zwischen Schicksal und „conditio humana“ beschrieben. In den gelegentlich verblüffenden Wendungen verbergen sich die Sehnsucht nach Überwindung und die Hoffnung auf Bewältigung.