Kai Weyands Erzählungen führen mitten hinein ins Leben, das merkwürdigerweise wie ein Film wirkt. Oder umgekehrt.Kai Weyands Helden sind schräge Vögel, denen fast in jeder Lebenslage irgendein Film einfällt, in dem sie Muster für ihre eigene Situation entdecken, natürlich mit einer Heldenrolle für sich selbst. Der Gesichtsausdruck wird zum Beispiel souverän auf »Mach dir um mich keine Sorgen, Kleines!« getrimmt, aber das Vertrackte ist: Das Gegenüber kennt all diese Drehbücher und die Rollenverteilungen auch, und mitunter wechselt es mit der Antwort gar in eine andere Produktion, so daß man nie ganz sicher sein kann, ob etwas so gemeint ist, wie es gesagt wird. Ohnehin kaschieren die Zitate und Anspielungen ja nur, daß es gewaltige Bruchstellen gibt, in denen hemmungslos romantische Sehnsüchte sichtbar werden, gerade wenn Krisen in den Liebesgeschichten nicht mehr einfach durch Mißverständnisse erklärbar sind. Der Autor inszeniert dieses Auseinanderklaffen zwischen der weniger großartigen Wirklichkeit und den schillernden Bildern von ihr mit Tempo und Komik. Zwischen Schweigen und Gerede bringt er seine Handlungen voran und macht aus langweiligen Dienstagen schicksalsträchtige Daten.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
"Sehr einfallsreich", diese Geschichten über das Beenden einer Liebe, die Erinnerungen an die Großmutter oder das Schicksal berufsunfähiger Pianisten, findet Meike Fessmann. In seinem Debütband erzähle Kai Weyand elf kleine Stücke "aus dem Stand" heraus. Weyands Figuren haben "kleine Obsessionen" und finden sich oftmals in Kneipen wieder. Dort werden sie in cineastischer Manier gegenüber gestellt, in "Nahaufname" zueinander gebracht, und halten Dialoge. Das komme zwar oft "leichtgewichtig" daher, aber auch voll von subtiler Komik, lobt die Rezensentin. An einigen Stellen wallt dieser unterschwellige Humor als "Stand-up-Comedy" hoch, was Fessmann aber nicht zu stören scheint. Sie preist lieber die Titelgeschichte, in der der Autor "richtig gut" sei und aus der Leichtigkeit auch Tiefe entwickle.
© Perlentaucher Medien GmbH
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