Marktplatzangebote
2 Angebote ab € 2,00 €
  • Broschiertes Buch

"Das Leben ist weder tragisch noch komisch. Es ist wie dieses Buch und sein Autor: originell." Gabriele Killert in 'Die Zeit' Nach einem Aufenthalt im Sanatorium ist Donatey nach Zürich zurückgekehrt. Er blickt aus dem Fenster und erinnert sich: an die Jahrzehnte am Theater; an die Großeltern, denen einst die Emigration gelang; an Mathild, seine Mutter; an Freunde wie den Bildhauer Ingo Licht. Ein charmantes Capriccio, dessen Lektüre sinnliches Vergnügen bereitet.

Produktbeschreibung
"Das Leben ist weder tragisch noch komisch. Es ist wie dieses Buch und sein Autor: originell." Gabriele Killert in 'Die Zeit'
Nach einem Aufenthalt im Sanatorium ist Donatey nach Zürich zurückgekehrt. Er blickt aus dem Fenster und erinnert sich: an die Jahrzehnte am Theater; an die Großeltern, denen einst die Emigration gelang; an Mathild, seine Mutter; an Freunde wie den Bildhauer Ingo Licht. Ein charmantes Capriccio, dessen Lektüre sinnliches Vergnügen bereitet.
Autorenporträt
Bondy, Luc
Luc Bondy wurde 1948 in Zürich geboren und wuchs in Südfrankreich auf. Ausbildung in Paris an der Schauspielschule von Jacques Lecoq. Er gilt als einer der führenden Bühnenregisseure der Welt und arbeitet an allen großen Häusern.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.03.2011

Meister des Flüchtigen
Regisseur Luc Bondy bei den "Offenbacher Lesungen"

Er liest, wie er schreibt, und er schreibt, wie er inszeniert: schwerelos - denn er kann loslassen. Als Gast der Max Dienemann/Salomon Formstecher Gesellschaft plauderte Luc Bondy bei den "Offenbacher Lesungen" mit Felicitas von Lovenberg, der leitenden Literaturredakteurin dieser Zeitung, über die Flüchtigkeit künstlerischen Schaffens. "Es gibt kein Bleiben. Die Dinge vergehen. Aber obwohl sie vergehen, kann man mit ihnen etwas geben - für den Moment", sagte Bondy im Büsing-Palais. Auch das Schreiben, dem sich der Intendant der Wiener Festwochen in den vergangenen Jahren zugewandt hat, vermittelt ihm nicht das Gefühl, etwas Bleibendes zu schaffen. Geschweige denn das Theater. Bondy, der sich als Skeptiker und Pessimist outete, sieht kaum noch Zukunft für die Bühnenkunst.

Nach seinen Prosa-Miniaturen von 2005 hatte der Regisseur unter dem Titel "Am Fenster" vor zwei Jahren seinen ersten Roman veröffentlicht. Nun huschte er von Seite zu Seite, um seine Zuhörer möglichst weiträumig mit dem Schicksal des erzählenden Ichs bekannt zu machen. Der 60 Jahre alte Donatey sitzt am Fenster seiner Wohnung und sinniert über sein bisheriges Leben. Seine lädierte Wirbelsäule wird von Eisenimplantaten stabilisiert. Kein Wunder, dass er fürchtet, von seiner jungen Freundin Seraphine verlassen zu werden. Die verschlissenen ererbten Möbel um ihn erinnern ihn aber auch an seine jüdischen Großeltern und seine Mutter, die dem Holocaust über den Fluchtpunkt Marseille entkommen konnte. Mutter Mathild war in Offenbach aufgewachsen und einst aus dem städtischen Schwimmbad verwiesen worden. Hier beginnt das Missverständnis des Abends.

Bondys jüdische Großeltern waren keineswegs in Offenbach zu Hause, wie die Gastgeber gemutmaßt hatten, sondern in Mannheim. Der Gast hatte sich köstlich über die Einladung amüsiert, aber er war gekommen. Gemeinsam mit seiner Gesprächspartnerin bewies er zwei Stunden lang, dass auch ein Irrtum für eine gelungene Veranstaltung gut sein kann. Seine Offenheit, seine stille Heiterkeit wirkten bestechend. Seine Brillengläser, die er jedes Mal vor dem Lesen über der Nasenwurzel wie ein klassisches Symbolon, ein Zeichen des Wiedererkennens, zusammensetzte, verlagerten die Aufmerksamkeit von den Rückenproblemen seines Helden, eines einstigen Regieassistenten, auf die Augen des Regisseurs - dem die eigenen Kreuzschmerzen das Sitzen erschwerten. Autobiographisches hat also doch, nur anders als erwartet, Eingang in den Roman gefunden.

Der kreative Blick des Regisseurs sah in den Glühbirnen an der Decke des Saales "Sterne". Dem Romancier dagegen war der ein oder andere Grammatikfehler unterlaufen, obwohl Peter Handke das Manuskript lektoriert hatte, als Bondy im Krankenhaus lag und sein Lektor vom Paul Zsolnay Verlag sich atmosphärisch überfordert fühlte. Seitenweise hatte Bondy damals in seinen Blackberry geschrieben, was eigentlich zunächst als Erzählung gedacht war. "Aber es ging immer weiter", wunderte sich nun der Verfasser dieses Zukunftsromans, in dem es an einer Stelle heißt: "Man nannte sie Regisseure." So jedenfalls wird seine Zunft in dem Roman bis 2014 definiert. Wann also spielt der Roman? Das verriet Bondy nicht. Auch als Autor hält er sein Werk in der Schwebe, wie es das Theaterpublikum von seinen Inszenierungen gewöhnt ist.

CLAUDIA SCHÜLKE

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr