Die inzwischen weltbekannten Fotografien von Gundula Schulze Eldowy konnten nur entstehen, weil die Fotografin mehrere Jahre Tür an Tür mit den Porträtierten lebte, ihnen nächtelang zuhörte und sich in ihre Welt hineinversetzte. In ihren Geschichten erzählt sie davon, wie sie in den siebziger Jahren als junge Frau nach Berlin kam und zunächst im Prenzlauer Berg, dann im Scheunenviertel Bekanntschaft mit einem Milieu schloß, das immer noch an die Stadt von Döblins "Berlin Alexanderplatz" erinnerte. Man lernt durch ihre Texte Figuren ihrer später viel bewunderten Bilder - 'Ulla und Horst' etwa oder 'Lothar' - näher kennen, erfährt manches über ihr eigenes Herkommen und bekommt Eindrücke von der eigentümlichen Synthese, die das Leben der Ostberliner Bohème in den verfallenden Hinterhäusern mit dem der Urbewohner einging.
"Die jetzt vorgelegten 'Berliner Geschichten' bieten die Protokolle zu den Bildern, die viel mehr sind als Textnoten zu einem großen Werk. Das ist Dokumentarliteratur, die belastbar ist. Man liest das jedenfalls wie mit angehaltenem Atem, weil klar zu spüren ist: Es ist wahr, was da steht. Die Tristesse, die Gewalt, das Ausgeliefertsein, das die Fotografin auch an sich selbst erleben musste. Erfahrungen, die man in solcher Ungeschütztheit nicht geteilt haben will. " (Christian Eger, Mitteldeutsche Zeitung, 28. Dezember 2011) "Im Textband, dem auch Fotografien beigegeben sind, erfährt der Leser einiges über die Ansichten der Künstlerin. Das Fragen und Suchen eines jungen Menschen, das Heimspüren in eigene Gewissheiten, die Ängste der Einsamkeit, das Fragile der Nähe." (Anne Hahn, Kiez-Ticker, 8. Dezember 2011)