Ein vielschichtiges Lebensbild des deutschen Literaturnobelpreisträgers Paul Heyse
Paul Heyse, geboren 1830 in Berlin, verstorben 1914 in München, war ein einflussreicher und vielgelesener deutscher Schriftsteller. Doch der Autor von Romanen, Theaterstücken und 180 Novellen, ist größtenteils vergessen, in München erinnert nur noch eine Unterführung an ihn. Was aber, wenn es Pläne gäbe, den Literaten aus der Versenkung zu holen und einem heutigen Publikum nahezubringen?
Die Stadträtin Antonia Silberstein möchte Paul Heyse aus der Versenkung holen und plant, dessen ehemalige Villa in ein Kulturzentrum umzuwandeln. Gemeinsam mit der Schriftstellerin Ortrud Vandervelt und der Bibliothekarin Therese Flößer macht sie sich auf den Weg zu einer Ortsbesichtigung. Doch schon auf dem Spaziergang sind sich die Frauen, zwischen Autos, Passanten und Verkehrsinseln, uneins über Rang, Werk und Vermächtnis Paul Heyses. Und lässt man sie überhaupt in das Haus?
»Ein Schriftsteller-Roman, der beweist, dass literarhistorische Bildung Brücken in die Gegenwart schlagen kann.« Christoph Schröder, SWR 2
»Über Heyse zu lesen, kann sehr unterhaltsam sein, wenn man wie Hans Pleschinski versteht, den Mann des 19. Jahrhunderts in die Verrücktheiten von heute zu stellen.« Tilman Krause, Literarische Welt
»In seinem Roman 'Am Götterbaum' mischt Hans Pleschinski ein satirisch-funkelndes Münchenporträt der Gegenwart mit der Biografie des großen, vergessenen Autors Paul Heyse.« Volker Isfort, Abendzeitung
Paul Heyse, geboren 1830 in Berlin, verstorben 1914 in München, war ein einflussreicher und vielgelesener deutscher Schriftsteller. Doch der Autor von Romanen, Theaterstücken und 180 Novellen, ist größtenteils vergessen, in München erinnert nur noch eine Unterführung an ihn. Was aber, wenn es Pläne gäbe, den Literaten aus der Versenkung zu holen und einem heutigen Publikum nahezubringen?
Die Stadträtin Antonia Silberstein möchte Paul Heyse aus der Versenkung holen und plant, dessen ehemalige Villa in ein Kulturzentrum umzuwandeln. Gemeinsam mit der Schriftstellerin Ortrud Vandervelt und der Bibliothekarin Therese Flößer macht sie sich auf den Weg zu einer Ortsbesichtigung. Doch schon auf dem Spaziergang sind sich die Frauen, zwischen Autos, Passanten und Verkehrsinseln, uneins über Rang, Werk und Vermächtnis Paul Heyses. Und lässt man sie überhaupt in das Haus?
»Ein Schriftsteller-Roman, der beweist, dass literarhistorische Bildung Brücken in die Gegenwart schlagen kann.« Christoph Schröder, SWR 2
»Über Heyse zu lesen, kann sehr unterhaltsam sein, wenn man wie Hans Pleschinski versteht, den Mann des 19. Jahrhunderts in die Verrücktheiten von heute zu stellen.« Tilman Krause, Literarische Welt
»In seinem Roman 'Am Götterbaum' mischt Hans Pleschinski ein satirisch-funkelndes Münchenporträt der Gegenwart mit der Biografie des großen, vergessenen Autors Paul Heyse.« Volker Isfort, Abendzeitung
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Nils Kahlefendt scheint begeistert von Hans Pleschinskis Hommage an den vergessenen Schriftsteller Paul Heyse. Die Idee, Heyse via Kulturgeplauder bei einem Spaziergang durch München wiederzubeleben, findet Kahlefendt nicht übel. Auch wenn die Kolportage manchmal nicht weit ist, wie dem Rezensenten nicht entgeht, funktioniert der kleine, leichte Roman für ihn. Den drei kulturverantwortlichen Damen im Text, die sich auf den Weg zur Heyse-Villa in der Maxvorstadt machen und sich beiläufig über Münchner Verhältnisse, Touristen, Latte Macchiato und Heyse selbst verständigen, lauscht Kahlefendt jedenfalls gerne.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.03.2021Soll dieser Mann wirklich unser neuer Goethe sein?
Trumpfkarte im Stadtmarketing: Hans Pleschinskis Roman "Am Götterbaum" fragt nach Paul Heyses Gegenwärtigkeit
Dieser Roman hat schon fast seine Zielgerade erreicht, als der bis dahin beständig zitierte und kontrovers diskutierte Großschriftsteller Paul Heyse endlich seinen persönlichen Auftritt hinlegt - in einem Kapitel, das an einem malerischen Sommertag des Jahres 1906 in seiner Zweitvilla am Gardasee spielt. Die Frau des Dichterfürsten erwähnt leichtsinnigerweise die Namen der Antipoden Thomas Mann ("Hast du wieder in Buddenbrooks gelesen?") und Gerhart Hauptmann, was Heyses Blutdruck steigen lässt: "Ich habe schon für die Rechte von Schriftstellern gekämpft, als Herr Mann noch seine Schulkameraden anhimmelte und Herr Hauptmann, seltsame Namensverwandtschaft, noch nicht einmal geboren war."
Der 76 Jahre alte Heyse, Autor von zahlreichen Romanen, Theaterstücken und nicht weniger als 180 Novellen, ein umtriebiger Mann, den Theodor Fontane schon mal als neuen Goethe ausrief, befindet sich da im Zenit seines Ruhms. Vier Jahre später wird er - als erster deutscher Schriftsteller - den Nobelpreis für Literatur erhalten. Konstellationen, die Pleschinski im leichten Konversationston entfaltet, wenn er etwa Adolf Kröner zum Essen vorbeischauen lässt. "Habe übrigens kürzlich den Heinrich Mann und Rilke als Autoren abgelehnt", erzählt der Verleger Heyses, als Börsenvereins-Vorsteher und Vater der Buchpreisbindung ein einflussreicher Strippenzieher. Als Roman-Nebenfigur hat er hier fürs nötige Zeitkolorit zu sorgen - den Entwurf des Manifests der Futuristen um Marinetti, das 2009 für Furore sorgen wird, zieht er, natürlich, aus seiner "Trachtenjoppe".
Das schrammt hart an der Grenze zur Kolportage entlang; historisch verbürgte Gestalten, die in mehr oder weniger papierenen Dialogen einen Themenabend Literaturgeschichte aufführen, taugen vielleicht nicht für die Roman-Langstrecke. Wenn sich am Ende des Kapitels ein symbolträchtiges Gewitter über Gardone Riviera entlädt, lässt uns der Erzähler im Zucken der Blitze wie nebenhin wissen, dass sich zum Ende des Zweiten Weltkriegs ein Sohn Mussolinis in der Heyse-Villa versteckte. Der einstige Besitzer war am 2. April 1914 in München gestorben - hochbetagt und gerade noch rechtzeitig vorm Ausbruch des großen Schlachtens.
Man kann sich Hans Pleschinskis diebische Freude an diesem nur wenige Seiten umfassenden Bonsai-Roman im Roman vorstellen: So, Freunde, hätte ich's auch gekonnt! Schließlich hat der Autor mit "Königsallee" (2013) und "Wiesenstein" (2018) gezeigt, wie sich aus den Biographien der Literatur-Nobelpreisträger Thomas Mann und Gerhart Hauptmann Romanstoff mit eingebauter Bestsellerformel destillieren lässt. Im Fall von Paul Heyse wählt er ganz bewusst einen anderen Ansatz. Die Perspektive verschiebt sich: Hier wird keine Dichtervita in Cinemascope nacherzählt als Subgenre des historischen Romans - diesmal, und das macht die Sache spannend, geht es um die Anschlussfähigkeit eines einstmals hochpopulären, inzwischen etwas angestaubt wirkenden Schriftstellers fürs Hier und Jetzt: Welche Verwertungspotentiale bietet Heyse, einer der meistgelesenen Autoren des 19. Jahrhunderts, für unseren stets hungrigen Literatur- und Kulturbetrieb?
In der Gegenwart erinnert in München, wo der von Maximilian II. großzügig geförderte Heyse seit 1854 lebte, nur eine Bahnunterführung an den Autor - der "Heyse-Tunnel", der für böse Zungen zum Namenspatron passt: "düster und verstopft". Das soll sich ändern. Die Stadtverwaltung will die einstige Heyse-Villa in der Nähe des Lenbachhauses allen Begehrlichkeiten von Immobilienentwicklern zum Trotz in ein Kulturzentrum umwidmen. Zur Sondierung schickt Pleschinski an einem föhnigen Münchner Spätnachmittag drei Frauen zum Ortstermin in die Maxvorstadt: die Stadträtin Antonia Silberstein, die Bibliothekarin Therese Flößer und die Schriftstellerin Ortrud Vandervelt. Jede in dem dauerparlierenden Trio hat, wie die sprechenden Namen andeuten, eine andere Perspektive auf den Nobelpreisträger - und eine spezielle Funktion im Roman: Für die Kommunalpolitikerin Silberstein, kurz vor der Pensionierung stehend, ist Heyse eine Trumpfkarte im Stadtmarketing, im Kampf um Budgets und die knappe Ressource Aufmerksamkeit. Therese Flößer, bodenständige Bayerin und Angestellte der Monacensia, des Münchner Literaturarchivs, liefert die nötigen Fakten; gleichsam im Zeitraffer führt sie durchs "Heyse'sche Zeitalter" (Fontane). Dabei bedient sie sich einer erstaunlichen Handbibliothek an Primär- und Sekundärtexten - die sie praktischerweise in ihrem City-Rucksack mit sich führt. Ortrud Vandervelt schließlich, die mit ihrem letzten Roman "Stuckaturen der Emotion" gerade auf Einladung des Goethe-Instituts durch Russland tourte, ist die bis zur Gucci-Handtasche und zu ihrer floskelhaften Sprache satirisch überzeichnete Vertreterin des Literaturbetriebs-Jetsets. Für sie ist Paul Heyse, logisch, "ausgewrungener Goethe", "Dichtung wie stockige Wäsche".
Kurz vor Erreichen des Ziels wird das Trio noch um den Erlanger Heyse-Experten Harald Bradford und dessen deutlich jüngeren Mann Deng Long erweitert, ein Chinese, der in Franken einen Schönheitssalon betreibt. Was klingt, als würde Helmut Dietls "Monaco Franze" in diesem Roman nun endgültig fröhliche Urständ feiern, verpasst dem mobilen Heyse-Symposion jedoch einen neuen Spin: Für den homosexuellen Professor, dessen Vater - wie Elvis Presley - als GI nach Deutschland kam und der über "Außenseiter" und "Abgedrängte" forscht, ist Heyse, mit guten Argumenten, auch Weltbürger, Beförderer weiblicher Selbstbestimmung und Freigeist mit Rückgrat im Literaturbetrieb seiner Zeit. Wer über Heyse als "Kulturalibi" für höhere Töchter spottet, darf gern auch Vandervelts Schreibkonzept hinterfragen: Alles und jeden ins "Säurebad des Zweifels" tauchen zu wollen, klingt schwer nach edelverkitschter Postmoderne.
Laut Google Maps ist der Fußweg vom Marienplatz zur Luisenstraße 22, wo unterm titelgebenden Götterbaum die Heyse-Villa wartet, in rund 25 Minuten zu schaffen. Der Roman nimmt sich deutlich mehr Zeit, hier ist der Weg das Ziel. Wir folgen dem wunderlichen "Wanderkraal" der Fachgruppe Heyse und seinen hitzigen Tiraden durch die Münchner Innenstadt, deren Touristenströme noch nichts von Corona wissen, vorbei an altem und neuem Luxus, an nervösen Paaren und Passanten, Gesprächsfetzen im Ohr: "Ischgl hat immer aufgemuntert." - "Für deine Gelenke, Irmgard, ist die Wüste besser." Kulturkritik in short cuts; eine Stadtführung als Zeitgeistmesser. Nichts, was nicht kommentiert würde, vom Hugendubel bis zur Ewigen Flamme am Platz der Opfer des Nationalsozialismus. In den Bars kann man "lactosefreien Macchiato ohne Koffein" ordern, doch wenn einem das Smartphone zufällig in den Gully rutscht, ist das bereits das Ende der Welt.
Was würde der Dichter dazu sagen? Sind das die späten Tage der Menschheit, oder liegt's nur am Föhn? Mit leichter Hand, großer Eleganz und Präzision inszeniert Hans Pleschinski sein "Gesprächsballett" um Ruhm, Vergänglichkeit und die Fallstricke instrumentalisierter Rezeption.
NILS KAHLEFENDT
Hans Pleschinski: "Am Götterbaum". Roman.
Verlag C. H. Beck, München 2021. 280 S., geb., 23,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Trumpfkarte im Stadtmarketing: Hans Pleschinskis Roman "Am Götterbaum" fragt nach Paul Heyses Gegenwärtigkeit
Dieser Roman hat schon fast seine Zielgerade erreicht, als der bis dahin beständig zitierte und kontrovers diskutierte Großschriftsteller Paul Heyse endlich seinen persönlichen Auftritt hinlegt - in einem Kapitel, das an einem malerischen Sommertag des Jahres 1906 in seiner Zweitvilla am Gardasee spielt. Die Frau des Dichterfürsten erwähnt leichtsinnigerweise die Namen der Antipoden Thomas Mann ("Hast du wieder in Buddenbrooks gelesen?") und Gerhart Hauptmann, was Heyses Blutdruck steigen lässt: "Ich habe schon für die Rechte von Schriftstellern gekämpft, als Herr Mann noch seine Schulkameraden anhimmelte und Herr Hauptmann, seltsame Namensverwandtschaft, noch nicht einmal geboren war."
Der 76 Jahre alte Heyse, Autor von zahlreichen Romanen, Theaterstücken und nicht weniger als 180 Novellen, ein umtriebiger Mann, den Theodor Fontane schon mal als neuen Goethe ausrief, befindet sich da im Zenit seines Ruhms. Vier Jahre später wird er - als erster deutscher Schriftsteller - den Nobelpreis für Literatur erhalten. Konstellationen, die Pleschinski im leichten Konversationston entfaltet, wenn er etwa Adolf Kröner zum Essen vorbeischauen lässt. "Habe übrigens kürzlich den Heinrich Mann und Rilke als Autoren abgelehnt", erzählt der Verleger Heyses, als Börsenvereins-Vorsteher und Vater der Buchpreisbindung ein einflussreicher Strippenzieher. Als Roman-Nebenfigur hat er hier fürs nötige Zeitkolorit zu sorgen - den Entwurf des Manifests der Futuristen um Marinetti, das 2009 für Furore sorgen wird, zieht er, natürlich, aus seiner "Trachtenjoppe".
Das schrammt hart an der Grenze zur Kolportage entlang; historisch verbürgte Gestalten, die in mehr oder weniger papierenen Dialogen einen Themenabend Literaturgeschichte aufführen, taugen vielleicht nicht für die Roman-Langstrecke. Wenn sich am Ende des Kapitels ein symbolträchtiges Gewitter über Gardone Riviera entlädt, lässt uns der Erzähler im Zucken der Blitze wie nebenhin wissen, dass sich zum Ende des Zweiten Weltkriegs ein Sohn Mussolinis in der Heyse-Villa versteckte. Der einstige Besitzer war am 2. April 1914 in München gestorben - hochbetagt und gerade noch rechtzeitig vorm Ausbruch des großen Schlachtens.
Man kann sich Hans Pleschinskis diebische Freude an diesem nur wenige Seiten umfassenden Bonsai-Roman im Roman vorstellen: So, Freunde, hätte ich's auch gekonnt! Schließlich hat der Autor mit "Königsallee" (2013) und "Wiesenstein" (2018) gezeigt, wie sich aus den Biographien der Literatur-Nobelpreisträger Thomas Mann und Gerhart Hauptmann Romanstoff mit eingebauter Bestsellerformel destillieren lässt. Im Fall von Paul Heyse wählt er ganz bewusst einen anderen Ansatz. Die Perspektive verschiebt sich: Hier wird keine Dichtervita in Cinemascope nacherzählt als Subgenre des historischen Romans - diesmal, und das macht die Sache spannend, geht es um die Anschlussfähigkeit eines einstmals hochpopulären, inzwischen etwas angestaubt wirkenden Schriftstellers fürs Hier und Jetzt: Welche Verwertungspotentiale bietet Heyse, einer der meistgelesenen Autoren des 19. Jahrhunderts, für unseren stets hungrigen Literatur- und Kulturbetrieb?
In der Gegenwart erinnert in München, wo der von Maximilian II. großzügig geförderte Heyse seit 1854 lebte, nur eine Bahnunterführung an den Autor - der "Heyse-Tunnel", der für böse Zungen zum Namenspatron passt: "düster und verstopft". Das soll sich ändern. Die Stadtverwaltung will die einstige Heyse-Villa in der Nähe des Lenbachhauses allen Begehrlichkeiten von Immobilienentwicklern zum Trotz in ein Kulturzentrum umwidmen. Zur Sondierung schickt Pleschinski an einem föhnigen Münchner Spätnachmittag drei Frauen zum Ortstermin in die Maxvorstadt: die Stadträtin Antonia Silberstein, die Bibliothekarin Therese Flößer und die Schriftstellerin Ortrud Vandervelt. Jede in dem dauerparlierenden Trio hat, wie die sprechenden Namen andeuten, eine andere Perspektive auf den Nobelpreisträger - und eine spezielle Funktion im Roman: Für die Kommunalpolitikerin Silberstein, kurz vor der Pensionierung stehend, ist Heyse eine Trumpfkarte im Stadtmarketing, im Kampf um Budgets und die knappe Ressource Aufmerksamkeit. Therese Flößer, bodenständige Bayerin und Angestellte der Monacensia, des Münchner Literaturarchivs, liefert die nötigen Fakten; gleichsam im Zeitraffer führt sie durchs "Heyse'sche Zeitalter" (Fontane). Dabei bedient sie sich einer erstaunlichen Handbibliothek an Primär- und Sekundärtexten - die sie praktischerweise in ihrem City-Rucksack mit sich führt. Ortrud Vandervelt schließlich, die mit ihrem letzten Roman "Stuckaturen der Emotion" gerade auf Einladung des Goethe-Instituts durch Russland tourte, ist die bis zur Gucci-Handtasche und zu ihrer floskelhaften Sprache satirisch überzeichnete Vertreterin des Literaturbetriebs-Jetsets. Für sie ist Paul Heyse, logisch, "ausgewrungener Goethe", "Dichtung wie stockige Wäsche".
Kurz vor Erreichen des Ziels wird das Trio noch um den Erlanger Heyse-Experten Harald Bradford und dessen deutlich jüngeren Mann Deng Long erweitert, ein Chinese, der in Franken einen Schönheitssalon betreibt. Was klingt, als würde Helmut Dietls "Monaco Franze" in diesem Roman nun endgültig fröhliche Urständ feiern, verpasst dem mobilen Heyse-Symposion jedoch einen neuen Spin: Für den homosexuellen Professor, dessen Vater - wie Elvis Presley - als GI nach Deutschland kam und der über "Außenseiter" und "Abgedrängte" forscht, ist Heyse, mit guten Argumenten, auch Weltbürger, Beförderer weiblicher Selbstbestimmung und Freigeist mit Rückgrat im Literaturbetrieb seiner Zeit. Wer über Heyse als "Kulturalibi" für höhere Töchter spottet, darf gern auch Vandervelts Schreibkonzept hinterfragen: Alles und jeden ins "Säurebad des Zweifels" tauchen zu wollen, klingt schwer nach edelverkitschter Postmoderne.
Laut Google Maps ist der Fußweg vom Marienplatz zur Luisenstraße 22, wo unterm titelgebenden Götterbaum die Heyse-Villa wartet, in rund 25 Minuten zu schaffen. Der Roman nimmt sich deutlich mehr Zeit, hier ist der Weg das Ziel. Wir folgen dem wunderlichen "Wanderkraal" der Fachgruppe Heyse und seinen hitzigen Tiraden durch die Münchner Innenstadt, deren Touristenströme noch nichts von Corona wissen, vorbei an altem und neuem Luxus, an nervösen Paaren und Passanten, Gesprächsfetzen im Ohr: "Ischgl hat immer aufgemuntert." - "Für deine Gelenke, Irmgard, ist die Wüste besser." Kulturkritik in short cuts; eine Stadtführung als Zeitgeistmesser. Nichts, was nicht kommentiert würde, vom Hugendubel bis zur Ewigen Flamme am Platz der Opfer des Nationalsozialismus. In den Bars kann man "lactosefreien Macchiato ohne Koffein" ordern, doch wenn einem das Smartphone zufällig in den Gully rutscht, ist das bereits das Ende der Welt.
Was würde der Dichter dazu sagen? Sind das die späten Tage der Menschheit, oder liegt's nur am Föhn? Mit leichter Hand, großer Eleganz und Präzision inszeniert Hans Pleschinski sein "Gesprächsballett" um Ruhm, Vergänglichkeit und die Fallstricke instrumentalisierter Rezeption.
NILS KAHLEFENDT
Hans Pleschinski: "Am Götterbaum". Roman.
Verlag C. H. Beck, München 2021. 280 S., geb., 23,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Mit leichter Hand, großer Eleganz und Präzision inszeniert Hans Pleschinski sein "Gesprächsballett" um Ruhm, Vergänglichkeit und die Fallstricke instrumentalisierter Rezeption."
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nils Kahlefendt
"Liest sich in seiner Lebendigkeit und Vielstimmigkeit heute wie ein Dokument einer vergangenen Epoche."
Süddeutsche Zeitung, Antje Weber
"Pleschinski verwebt die verschiedenen Ebenen durchaus gekonnt: Biografische Episoden gehen - im Wechselspiel mit den Beobachtungen der Protagonistinnen - in Reflexionen über die Gesellschaft über."
Die ZEIT, Benedikt Herber
"Über (...) Heyse zu lesen, kann sehr unterhaltsam sein, wenn man wie dieser Autor versteht, den Mann des 19. Jahrhunderts in die Verrücktheiten von heute zu stellen." Die literarische WELT, Tilman Krause
"Für seinen fulminanten Literaturnobelpreisträger-Roman (...) sei Münchens brillanter Erzähler Hans Pleschinski herzlich beglückwünscht." Bayern im Buch, Hans Gärtner
"Zeigt einmal mehr, dass man mit Romanen Zeiten überbrücken, Vergangenes sehr heutig machen kann." Passauer Neue Presse, Stefan Rammer
"Ein Roman voll von scharfsichtigen Beobachtungen und historischen Erkenntnissen."
SWR Bestenliste März 2021: Platz 8
"Reiht sich (...) aufs Schönste in die Phalanx großer München-Romane von Koeppens 'Tauben im Gras' über Uwe Timms 'Heißer Sommer' bis zu Ernst Augustins 'Schule der Nackten' ein. 'Am Götterbaum' ist also hoch ironisch, scharfzüngig."
Münchner Feuilleton, Florian Welle
"Hans Pleschinski kennt sich mit der Fiktionalisierung wahrer Lebensgeschichten gut aus, denn Pleschinski hat es sich schon länger zur Aufgabe gemacht, aus den Biographien deutscher Literaturnobelpreisträger spannenden Romanstoff zu gewinnen." Deutschlandfunk, Angela Gutzeit
"Ein geistreicher Parcours (....) Amüsant sind (...) die mit Ironie, Esprit und spitzfindigen Seitenhieben geführten Dialoge."
Schwäbische Zeitung, Sibylle Peine
"Hans Pleschinski schreibt wieder einmal urkomische, fast loriothafte und sehr feinsinnige Dialoge. Er ist ein großer Unterhalter."
Bremen Zwei, Katrin Krämer
"Hans Pleschinski verliert sich nicht im historischen Stoff, er schaut von heute aus auf Heyse (...) tolles Lesevergnügen."
BR, Tilman Urbach
"Ein wunderbar erzählter Literaturhausroman, ein nobel ausgestatteter Stadtspaziergang, ein Buch, das uns aufheitern und erleuchten kann. Nicht nur in München."
Kölner Stadt-Anzeiger, Michael Braun
"Hans Pleschinski hat einen amüsanten, nachdenklich stimmenden Roman geschrieben."
Wiener Zeitung, Otto A. Böhmer
"Sprachstark und spitzzüngig bringt (Pleschinski) den fast vergessenen Autor (...) wieder ins Bewusstsein. Noble Literatur."
HÖRZU
"Ein München-Capriccio (...) locker impressionistisch mit vielen klugen und witzigen Reflexionen zur Gegenwart."
Welt, Tilman Krause
"In (...) 'Am Götterbaum' verbindet sich Pleschinskis Sprache mit den Heyse-Zitaten zu einem stimmungsvollen literarischen Sound. (...) Hans Pleschinski (hat) mit 'Am Götterbaum' einen weiteren Schriftsteller-Roman geschrieben, der beweist, dass literarhistorische Bildung Brücken in die Gegenwart schlagen kann."
SWR 2, Christoph Schröder
"In dieses Spannungsfeld der Gegenwart zieht Pleschinski seinen Heyse. Eigentlich ist die Stadt München Heldin seines Romans."
Münchner Merkur, Simone Dattenberger
"Hans Pleschinski beschreibt den Weg und die Orte gegenwartspräsent, mit historischer Tiefenschärfe in wunderbar präziser Sprache. (...) Der Roman ist ein Hochgenuss. Man muss ihn lesen."
Deutsches Architektenblatt, Eric-Oliver Mader
"'Am Götterbaum' ist ein launiger, zuweilen bissiger Ausflug in die Literatur, die Geschichte, die Welt von heute und in Erhellendes über einen wenig bekannten deutschen Autor."
Magdeburger Volksstimme, Grit Warnat
"In seinem Roman Am Götterbaum mischt Hans Pleschinski ein satirisch-funkelndes Münchenporträt der Gegenwart mit der Biografie des großen, vergessenen Autors Paul Heyse."
Abendzeitung, Volker Isfort
"Hans Pleschinskis Text kommt flott und elegant daher. (...) Pleschinski gelingen absurd komische und lustige Szenen."
Deutschlandfunk, Helmut Böttiger
"Macht Spaß zu lesen, man schätzt Pleschinskis Ironie und Humor und lernt viel."
Die Rheinpfalz, Gabriele Weingartner
"Ein geistreicher Parcours." Badisches Tagblatt, Sibylle Peine
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nils Kahlefendt
"Liest sich in seiner Lebendigkeit und Vielstimmigkeit heute wie ein Dokument einer vergangenen Epoche."
Süddeutsche Zeitung, Antje Weber
"Pleschinski verwebt die verschiedenen Ebenen durchaus gekonnt: Biografische Episoden gehen - im Wechselspiel mit den Beobachtungen der Protagonistinnen - in Reflexionen über die Gesellschaft über."
Die ZEIT, Benedikt Herber
"Über (...) Heyse zu lesen, kann sehr unterhaltsam sein, wenn man wie dieser Autor versteht, den Mann des 19. Jahrhunderts in die Verrücktheiten von heute zu stellen." Die literarische WELT, Tilman Krause
"Für seinen fulminanten Literaturnobelpreisträger-Roman (...) sei Münchens brillanter Erzähler Hans Pleschinski herzlich beglückwünscht." Bayern im Buch, Hans Gärtner
"Zeigt einmal mehr, dass man mit Romanen Zeiten überbrücken, Vergangenes sehr heutig machen kann." Passauer Neue Presse, Stefan Rammer
"Ein Roman voll von scharfsichtigen Beobachtungen und historischen Erkenntnissen."
SWR Bestenliste März 2021: Platz 8
"Reiht sich (...) aufs Schönste in die Phalanx großer München-Romane von Koeppens 'Tauben im Gras' über Uwe Timms 'Heißer Sommer' bis zu Ernst Augustins 'Schule der Nackten' ein. 'Am Götterbaum' ist also hoch ironisch, scharfzüngig."
Münchner Feuilleton, Florian Welle
"Hans Pleschinski kennt sich mit der Fiktionalisierung wahrer Lebensgeschichten gut aus, denn Pleschinski hat es sich schon länger zur Aufgabe gemacht, aus den Biographien deutscher Literaturnobelpreisträger spannenden Romanstoff zu gewinnen." Deutschlandfunk, Angela Gutzeit
"Ein geistreicher Parcours (....) Amüsant sind (...) die mit Ironie, Esprit und spitzfindigen Seitenhieben geführten Dialoge."
Schwäbische Zeitung, Sibylle Peine
"Hans Pleschinski schreibt wieder einmal urkomische, fast loriothafte und sehr feinsinnige Dialoge. Er ist ein großer Unterhalter."
Bremen Zwei, Katrin Krämer
"Hans Pleschinski verliert sich nicht im historischen Stoff, er schaut von heute aus auf Heyse (...) tolles Lesevergnügen."
BR, Tilman Urbach
"Ein wunderbar erzählter Literaturhausroman, ein nobel ausgestatteter Stadtspaziergang, ein Buch, das uns aufheitern und erleuchten kann. Nicht nur in München."
Kölner Stadt-Anzeiger, Michael Braun
"Hans Pleschinski hat einen amüsanten, nachdenklich stimmenden Roman geschrieben."
Wiener Zeitung, Otto A. Böhmer
"Sprachstark und spitzzüngig bringt (Pleschinski) den fast vergessenen Autor (...) wieder ins Bewusstsein. Noble Literatur."
HÖRZU
"Ein München-Capriccio (...) locker impressionistisch mit vielen klugen und witzigen Reflexionen zur Gegenwart."
Welt, Tilman Krause
"In (...) 'Am Götterbaum' verbindet sich Pleschinskis Sprache mit den Heyse-Zitaten zu einem stimmungsvollen literarischen Sound. (...) Hans Pleschinski (hat) mit 'Am Götterbaum' einen weiteren Schriftsteller-Roman geschrieben, der beweist, dass literarhistorische Bildung Brücken in die Gegenwart schlagen kann."
SWR 2, Christoph Schröder
"In dieses Spannungsfeld der Gegenwart zieht Pleschinski seinen Heyse. Eigentlich ist die Stadt München Heldin seines Romans."
Münchner Merkur, Simone Dattenberger
"Hans Pleschinski beschreibt den Weg und die Orte gegenwartspräsent, mit historischer Tiefenschärfe in wunderbar präziser Sprache. (...) Der Roman ist ein Hochgenuss. Man muss ihn lesen."
Deutsches Architektenblatt, Eric-Oliver Mader
"'Am Götterbaum' ist ein launiger, zuweilen bissiger Ausflug in die Literatur, die Geschichte, die Welt von heute und in Erhellendes über einen wenig bekannten deutschen Autor."
Magdeburger Volksstimme, Grit Warnat
"In seinem Roman Am Götterbaum mischt Hans Pleschinski ein satirisch-funkelndes Münchenporträt der Gegenwart mit der Biografie des großen, vergessenen Autors Paul Heyse."
Abendzeitung, Volker Isfort
"Hans Pleschinskis Text kommt flott und elegant daher. (...) Pleschinski gelingen absurd komische und lustige Szenen."
Deutschlandfunk, Helmut Böttiger
"Macht Spaß zu lesen, man schätzt Pleschinskis Ironie und Humor und lernt viel."
Die Rheinpfalz, Gabriele Weingartner
"Ein geistreicher Parcours." Badisches Tagblatt, Sibylle Peine