Hardys stimmungsvollster Roman, der das ländliche Leben Südenglands in lyrischen Naturschilderungen beschwört.
Als sie zu ihrer Tante in ein kleines Dorf im Südwesten Englands zieht, wirkt die stolze Schönheit Bathsheba Everdene wie eine Exotin. Sie schart eine Reihe von Verehrern um sich, darunter den bescheidenen Schäfer Gabriel Oak, den wohlhabenden Farmer William Boldwood und den charmanten Soldaten Francis Troy. Doch welcher ist der Richtige?
Am grünen Rand der Welt (engl. Far from the Madding Crowd) bedeutete für Thomas Hardy 1874 den literarischen Durchbruch. Diese Neuausgabe in attraktiver Sonderausstattung bietet die zeitgemäße Übersetzung von Peter Marginter und Roswith Krege-Mayer.
Als sie zu ihrer Tante in ein kleines Dorf im Südwesten Englands zieht, wirkt die stolze Schönheit Bathsheba Everdene wie eine Exotin. Sie schart eine Reihe von Verehrern um sich, darunter den bescheidenen Schäfer Gabriel Oak, den wohlhabenden Farmer William Boldwood und den charmanten Soldaten Francis Troy. Doch welcher ist der Richtige?
Am grünen Rand der Welt (engl. Far from the Madding Crowd) bedeutete für Thomas Hardy 1874 den literarischen Durchbruch. Diese Neuausgabe in attraktiver Sonderausstattung bietet die zeitgemäße Übersetzung von Peter Marginter und Roswith Krege-Mayer.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.06.2015NEUE TASCHENBÜCHER
Die Zeit, der hinterhältige Zwerg –
Thomas Hardys „Am grünen Rand der Welt“
Eine vermasselte Hochzeit, in letzter Minute, das ist ein starkes Roman- und Filmmoment. Die Allerheiligenkirche in einer englischen Garnisonsstadt, der junge Kavallerie-Sergeant Troy steht bereit, neben dem Priester, aber die Braut will nicht kommen. Unseliger Suspense! Ein Glockenmännchen zeigt das Vergehen der Zeit an, es geht auf Mittag zu. „Vielleicht ist schon manchen Lesern aufgefallen, wie außerordentlich es den Fluß der Zeit beschleunigt, wenn eine Uhr auch die Viertelstunden schlägt. Es war kaum zu glauben, daß das Glockenmännchen sich nicht in den Minuten verzählt hatte, denn schon wieder begann das Gerassel, die Figur erschien und schlug, abgehackt wie zuvor, die vier Viertel. War da nicht ein hinterhältiges Grinsen in den Zügen des unheimlichen Zwergs, ein boshaftes Triumphieren in seinen marionettenhaften Bewegungen?“
Thomas Hardys „Am grünen Rand der Welt/ Far from the Madding Crowd“, sein erster großer Erfolg, 1874 als Fortsetzungsroman erschienen, anonym, ist wieder aufgelegt mit zwei anderen Erfolgsstücken, „Auf verschlungenen Pfaden/ The Return of the Native“ und „Tess“. Im Juli wird die neue „Madding Crowd“-Verfilmung anlaufen, von Thomas Vinterberg, mit Carey Mulligan und Matthias Schoenaerts. Ein Genrefilm, bekundet der Filmemacher glücklich, kein Vinterberg-, ein Thomas-Hardy-Film.
Die Präsenz des boshaften Zwergs prägt Hardys Erzählen, seine lustvolle Unkonzentriertheit, die immer wieder Neues in den Blick nimmt. Die Psychoanalyse kündet sich an und das Kino, ihr assoziatives, ruckelndes Voranschreiten. Die Heldin Bathsheba Everdene muss sich als Gutsbesitzerin bewähren und gegenüber drei Männern, darunter Sergeant Troy und der Schäfer Gabriel Oak. Eine moderne, naiv und berechnend zugleich – was da wie Koketterie wirkt, ist schon die Kalkulation, die im Kapitalismus das Handeln bestimmt. Troys Braut ist dagegen völlig überfordert, sie vermasselt ihre Hochzeit, hat die Allerheiligen- mit der Allerseelenkirche verwechselt. FRITZ GÖTTLER
Thomas Hardy: Am grünen Rand der Welt. Roman. Aus dem Englischen von Peter Marginter. dtv 14401, München 2015. 423 Seiten, 9,90 Euro.
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Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Die Zeit, der hinterhältige Zwerg –
Thomas Hardys „Am grünen Rand der Welt“
Eine vermasselte Hochzeit, in letzter Minute, das ist ein starkes Roman- und Filmmoment. Die Allerheiligenkirche in einer englischen Garnisonsstadt, der junge Kavallerie-Sergeant Troy steht bereit, neben dem Priester, aber die Braut will nicht kommen. Unseliger Suspense! Ein Glockenmännchen zeigt das Vergehen der Zeit an, es geht auf Mittag zu. „Vielleicht ist schon manchen Lesern aufgefallen, wie außerordentlich es den Fluß der Zeit beschleunigt, wenn eine Uhr auch die Viertelstunden schlägt. Es war kaum zu glauben, daß das Glockenmännchen sich nicht in den Minuten verzählt hatte, denn schon wieder begann das Gerassel, die Figur erschien und schlug, abgehackt wie zuvor, die vier Viertel. War da nicht ein hinterhältiges Grinsen in den Zügen des unheimlichen Zwergs, ein boshaftes Triumphieren in seinen marionettenhaften Bewegungen?“
Thomas Hardys „Am grünen Rand der Welt/ Far from the Madding Crowd“, sein erster großer Erfolg, 1874 als Fortsetzungsroman erschienen, anonym, ist wieder aufgelegt mit zwei anderen Erfolgsstücken, „Auf verschlungenen Pfaden/ The Return of the Native“ und „Tess“. Im Juli wird die neue „Madding Crowd“-Verfilmung anlaufen, von Thomas Vinterberg, mit Carey Mulligan und Matthias Schoenaerts. Ein Genrefilm, bekundet der Filmemacher glücklich, kein Vinterberg-, ein Thomas-Hardy-Film.
Die Präsenz des boshaften Zwergs prägt Hardys Erzählen, seine lustvolle Unkonzentriertheit, die immer wieder Neues in den Blick nimmt. Die Psychoanalyse kündet sich an und das Kino, ihr assoziatives, ruckelndes Voranschreiten. Die Heldin Bathsheba Everdene muss sich als Gutsbesitzerin bewähren und gegenüber drei Männern, darunter Sergeant Troy und der Schäfer Gabriel Oak. Eine moderne, naiv und berechnend zugleich – was da wie Koketterie wirkt, ist schon die Kalkulation, die im Kapitalismus das Handeln bestimmt. Troys Braut ist dagegen völlig überfordert, sie vermasselt ihre Hochzeit, hat die Allerheiligen- mit der Allerseelenkirche verwechselt. FRITZ GÖTTLER
Thomas Hardy: Am grünen Rand der Welt. Roman. Aus dem Englischen von Peter Marginter. dtv 14401, München 2015. 423 Seiten, 9,90 Euro.
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Die Fallstricke der Liebe - erzählt in einer zeitlos schönen Sprache. Brigitte Woman 20160601