Martin Kessel ist oft umgezogen; eine seiner Wohnungen lag in der Berliner Künstlerkolonie nahe dem Laubenheimer Platz, der heute Ludwig- Barnay-Platz heißt. Nach diesem Platz sollte ein Band mit Erzählungen heißen, der aber unveröffentlicht blieb. Die Titelgeschichte wird hier zum ersten Mal dem Publikum vorgestellt. "Unter den hiesigen Plätzen, die fast alle nur noch verkehrsreiche Kreuzungen sind, ist der Laubenheimer Platz einer der stillsten und angenehmsten. Er liegt noch immer so da wie bisher, ein von nicht zu hohen Wohnblocks umstelltes, buschiges und baumbestandenes Längseck". Kessel nennt ihn "die reinste Oase, glücklicherweise geräumig genug, um nicht nur ein lokales Idyll zu sein". Mit zärtlicher Sprache, die zwischen Melancholie und Satire changiert, erzählt Kessel von den Menschen, die diesen Platz bevölkern: Frau Weidlich, die auf ihn zugeht "wie ein immer näher rückender Schrank", Herrn Quentz "mit seinem verlarvten Wohlwollen, hinter dem aber stets auch ein Anflug lauernder Zurückhaltung lag", Trude Spiralla, die Yoga praktiziert und ständig reist. Menschen, die hier hängen geblieben sind, "ein jeder mit seinem Schicksal", sind sein Stoff für "das minutiöse Nagewerk der Alltäglichkeit".
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