Der 1895 erbaute Nord-Ostsee-Kanal ist mit seinen "dicken Pötten" nicht nur die meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt und damit ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Das blaue Band Schleswig-Holsteins ist auch ein Freizeitparadies für Angler, Radfahrer, Wanderer, Wassersportler und Besitzer von Wohnmobilen.Dieser Kanal-Reiseführer wirft einen Blick in die Städte und Dörfer am Kanal, schildert die Schönheit der Landschaft und die kulturellen Schätze an dieser nun 125 Jahre alten Wasserstraße. Das Buch berichtet über die Geschichte und die Sehenswürdigkeiten am und rund um den Kanal. Die Leser erhalten Tipps für einen schönen Tag an den grünen Ufern des Nord-Ostsee-Kanals.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.03.2021Der Kanal und sein Alphabet
Seit dem Mittelalter gab es immer wieder Ideen, wie sich quer durch Schleswig-Holstein eine Wasserstraße bauen ließe, die den Weg zwischen Nord- und Ostsee nicht nur verkürzen, sondern auch weniger gefährlich machen könnte. Denn oben rund um Skagen zu fahren war seit jeher eine Herausforderung für die Kapitäne. Erste Pläne wurden mit dem Ausbau der Eider verwirklicht, der Eiderkanal gilt heute als technisches Denkmal von Weltrang. Nachdem aber Schleswig-Holstein 1867 preußisch geworden war, wurden Pläne für einen Kanalneubau forciert. Keine zwanzig Jahre später war es so weit, Kaiser Wilhelm II. eröffnete den damals nach ihm benannten Kanal, den heutigen Nord-Ostsee-Kanal. Hundert Kilometer ist er lang, führt von Brunsbüttel an der Elbe bis Kiel an der Kieler Förde. Was ihn damals auszeichnete, gilt auch heute noch: Der Kanal war von enormer wirtschaftlicher Bedeutung und eine Sehenswürdigkeit zugleich. Barbara Post und Stefan Lipsky widmen sich der touristischen Seite, und das füllt tatsächlich problemlos ein ganzes Buch. Die wenigsten dieser Sehenswürdigkeiten sind allerdings vom Schiff aus zu sehen, abgesehen von den imposanten Eisenbahnbrücken, in Hochdonn und in Rendsburg mit einer Autofähre unten drunter. Die Burger Au mit ihren Spreewaldkähnen hingegen fällt vom Kanal aus so wenig auf wie die tiefste Landstelle in Neuendorf-Sachsenbande, mehr als drei Meter unter dem Meeresspiegel. Ebenfalls nicht zu sehen: der fünfzehn Tonnen schwere Granitfindling, der an Helmuth von Moltke erinnert, Kaiser Wilhelms Feldherrn. Die Autoren fügten ihrer Tour ein Kanal-Alphabet hinzu, in dem man etwa erfährt, was Dalben sind und welche Bedeutung die Flaggen haben, mit denen die Schiffe im Kanal unterwegs sind. Ein Buch, das nicht nur als aufschlussreicher Reisebegleiter taugt, sondern schon bei der Lektüre Lust auf die Reise macht.
F.P.
"Am Nord-Ostsee-Kanal. Touren-Begleiter zwischen Brunsbüttel und Kiel" von Barbara Post und Stefan Lipsky. Boyens Verlag, Heide 2020. 160 Seiten, zahlreiche Abbildungen, zwei Karten. Broschiert, 12 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Seit dem Mittelalter gab es immer wieder Ideen, wie sich quer durch Schleswig-Holstein eine Wasserstraße bauen ließe, die den Weg zwischen Nord- und Ostsee nicht nur verkürzen, sondern auch weniger gefährlich machen könnte. Denn oben rund um Skagen zu fahren war seit jeher eine Herausforderung für die Kapitäne. Erste Pläne wurden mit dem Ausbau der Eider verwirklicht, der Eiderkanal gilt heute als technisches Denkmal von Weltrang. Nachdem aber Schleswig-Holstein 1867 preußisch geworden war, wurden Pläne für einen Kanalneubau forciert. Keine zwanzig Jahre später war es so weit, Kaiser Wilhelm II. eröffnete den damals nach ihm benannten Kanal, den heutigen Nord-Ostsee-Kanal. Hundert Kilometer ist er lang, führt von Brunsbüttel an der Elbe bis Kiel an der Kieler Förde. Was ihn damals auszeichnete, gilt auch heute noch: Der Kanal war von enormer wirtschaftlicher Bedeutung und eine Sehenswürdigkeit zugleich. Barbara Post und Stefan Lipsky widmen sich der touristischen Seite, und das füllt tatsächlich problemlos ein ganzes Buch. Die wenigsten dieser Sehenswürdigkeiten sind allerdings vom Schiff aus zu sehen, abgesehen von den imposanten Eisenbahnbrücken, in Hochdonn und in Rendsburg mit einer Autofähre unten drunter. Die Burger Au mit ihren Spreewaldkähnen hingegen fällt vom Kanal aus so wenig auf wie die tiefste Landstelle in Neuendorf-Sachsenbande, mehr als drei Meter unter dem Meeresspiegel. Ebenfalls nicht zu sehen: der fünfzehn Tonnen schwere Granitfindling, der an Helmuth von Moltke erinnert, Kaiser Wilhelms Feldherrn. Die Autoren fügten ihrer Tour ein Kanal-Alphabet hinzu, in dem man etwa erfährt, was Dalben sind und welche Bedeutung die Flaggen haben, mit denen die Schiffe im Kanal unterwegs sind. Ein Buch, das nicht nur als aufschlussreicher Reisebegleiter taugt, sondern schon bei der Lektüre Lust auf die Reise macht.
F.P.
"Am Nord-Ostsee-Kanal. Touren-Begleiter zwischen Brunsbüttel und Kiel" von Barbara Post und Stefan Lipsky. Boyens Verlag, Heide 2020. 160 Seiten, zahlreiche Abbildungen, zwei Karten. Broschiert, 12 Euro.
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