In 'Am Rand der Welt' erzählt Michael Pye anschaulich, farbig und unterhaltsam die reiche Geschichte der Nordsee.
Die Nordsee ist das Meer der Wikinger und der Hanse. Aber sie ist noch viel mehr. Bereits im Mittelalter überquerten Heilige und Spione, Philosophen und Piraten, Künstler und Händler die raue See. Michael Pye erzählt spannende Geschichten rund um das gar nicht so dunkle Nordmeer, vom frühen Mittelalter bis ins 17. Jahrhundert, der Zeit, in der es Europa zu dem machte, was es heute ist. Dabei schildert er, wie immer wieder neue Entdeckungen und revolutionäre Ideen über das Wasser getragen wurden. Endlich wird die tausendjährige Geschichte von der Geburt Europas im Norden fulminant zum Leben erweckt.
»Die Wasser der Nordsee mögen grau sein, doch Pye taucht sie in leuchtende Farben.« Guardian
»Wie die Nordsee uns zu dem machte, wer wir sind. Ein überwältigendes historisches Abenteuer.«
The Daily Telegraph
»Ein außergewöhnliches Buch. Pye macht erstaunliche Entdeckungen. Pye bringt Licht in dieses dunkle Zeitalter.« The Times
»Ein meisterhafter Geschichtenerzähler.« Vogue
»Brillant. Pye ist ein wunderbarer Historiker - er verhilft Geschichte zum Leben wie kein anderer sonst.« Terry Jones
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Die Nordsee ist das Meer der Wikinger und der Hanse. Aber sie ist noch viel mehr. Bereits im Mittelalter überquerten Heilige und Spione, Philosophen und Piraten, Künstler und Händler die raue See. Michael Pye erzählt spannende Geschichten rund um das gar nicht so dunkle Nordmeer, vom frühen Mittelalter bis ins 17. Jahrhundert, der Zeit, in der es Europa zu dem machte, was es heute ist. Dabei schildert er, wie immer wieder neue Entdeckungen und revolutionäre Ideen über das Wasser getragen wurden. Endlich wird die tausendjährige Geschichte von der Geburt Europas im Norden fulminant zum Leben erweckt.
»Die Wasser der Nordsee mögen grau sein, doch Pye taucht sie in leuchtende Farben.« Guardian
»Wie die Nordsee uns zu dem machte, wer wir sind. Ein überwältigendes historisches Abenteuer.«
The Daily Telegraph
»Ein außergewöhnliches Buch. Pye macht erstaunliche Entdeckungen. Pye bringt Licht in dieses dunkle Zeitalter.« The Times
»Ein meisterhafter Geschichtenerzähler.« Vogue
»Brillant. Pye ist ein wunderbarer Historiker - er verhilft Geschichte zum Leben wie kein anderer sonst.« Terry Jones
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eine bemerkenswerte Studie über die Beziehung zwischen Mensch und Natur Theodor Kissel Spektrum der Wissenschaft 20170906
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.07.2017Von hier aus ging es auch zu den Inseln der Seligen
Nur nicht zu schnell über die Friesen witzeln: Michael Pye schreibt eine quicklebendige Geschichte der Nordsee.
Das historische Bewusstsein der Rheinländer, die sich in Domburg den Nordseewind um die Ohren blasen lassen, kennt eigentlich nur ein Davor und Danach: Die Zeit vor Renovierung des Badpavillons auf den Dünen, in der man noch wegen Fischbude und Erbsensuppe auf die Halbinsel Walcheren fuhr; und die Zeit danach, in der das Städtchen mit mondänen Appartement-Neubauten seine Vergangenheit als feines Seebad zu beschwören versuchte, was zumindest bei den Gästen verfängt, die breite Parkplätze brauchen und die Preise in den Strandbuden treiben.
Was sich an diesem Küstenstreifen vor den Badeort-Zeiten abspielte, im siebzehnten Jahrhundert zum Beispiel, ist Besuchern trotz des "Nehalenniaweges" zum Meer und einer dort hingesetzten Frauenstatue selten geläufig. Das ändert sich, wenn man die "Geschichte der Nordsee" des britischen Autors Michael Pye in die Hand nimmt.
Denn es ist der unscheinbare Strand von Domburg, mit dem Pye beginnt. Er rinnert daran, wie ein Sturm im Januar 1647 die Reste eines Tempels aus römischen Zeiten freilegte, an dem vorbeiziehende Händler auf der Fahrt von und nach England der Göttin Nehalennia gedachten, die für den Handel, die Fruchtbarkeit und wohl auch den Tod zuständig war. Zu diesem Tempel gehörte ein zweiter, der bei bei Colijnsplaat stand. Er galt zuvorderst dem Handel, während Domburgs Nehalennia eine dunklere Seite hatte. Sie wurde von einem Hund begleitet, stand an einem Vorhang und wachte "über die Toten, die hinaus aufs Meer zu den Inseln der Seligen fahren. Profane Schiffsladungen und magische Fahrten, Leben und Tod, nahmen ihren Weg über den Domburger Strand". Ende des zweiten Jahrhunderts verschwand sie im Meer.
Doch damit nicht genug. Weitere Stürme legten 1687, 1749 und 1817 am selbigen Strand Särge mit Skeletten frei, von denen einige Dolche, Becher und Ketten bei sich hatten: Reste eines Friedhofs aus vorchristlichen Zeiten um 700. Und in kirchlichen Quellen findet der Autor zudem Aufzeichnungen des Jahres 837, die von einem Wikingerangriff auf das Nest Domburg berichtet, der fränkischen Soldaten das Leben und Frauen die Freiheit gekostet habe, bevor die Truppe weiterzog, um wichtigere Orte zu plündern.
Der Strand von Domburg gerät so mit wenigen kräftigen Pinselstrichen zum Sinnbild: für eine Geschichte, die nur sporadisch in den Vordergrund tritt und immer wieder verschüttet wird, die der Nordsee vom Untergang des römischen Reiches bis in die Neuzeit. Michael Pye erzählt sie von den Friesen, deren Hauptstadt Dorestad nahe Utrecht die "Drehscheibe des gesamten nördlichen Handels" war, über die Wikinger und Hanse-Kaufleute bis zu den Schreckenszeiten der Pest und den Börsianern in Antwerpen.
Der Autor, Kolumnist und Schriftsteller lässt seiner Darstellung des Austauschs von Menschen, Gütern und Ideen ziemlich freien Lauf. Er kommt vom Hölzchen aufs Stöckchen, erzählt von Handel wie Mode, den Frauen oder der Entwicklung von Wissenschaft und Recht. Und der Verlag kam leider nicht auf die Idee, dem Buch einige Zeitleisten zu spendieren, an denen man sich festhalten könnte, wenn es zu rasant dahingeht.
Der Plauderton aber macht diese Geschichte der Nordsee, in der das Verbindende und Zukunftsweisende erwartungsgemäß mehr als das Trennende zählt, quicklebendig und farbig. Pye hat nicht nur Freude daran, die Ungeheuer des Nordens oder mittelalterliche Gottesurteile zu schildern. Er behandelt auch trockeneren Themen wie das Münzwesen friesischer Händler, die Buchproduktion im Norden der Britischen Inseln oder niederländischen Entwässerungstechniken durchaus mit Leidenschaft.
Der einzige Satz, der beinahe vom Lesen abhält, lautet: "Die Nordsee ist weit mehr als das Wasser zwischen zahllosen Badestränden." Diese Einsicht muss man Lesern, die einmal auf den Dünen von Domburg, auf den Stränden Jyllands oder an Englands Küste gestanden haben und seitdem oft wieder dorthin zurückkehren, nun wirklich nicht servieren.
MATTHIAS HANNEMANN
Michael Pye: "Am Rand der Welt". Eine Geschichte der Nordsee und der Anfänge Europas.
Aus dem Englischen von Michael Bischoff. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2017. 475 S., geb., 26,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Nur nicht zu schnell über die Friesen witzeln: Michael Pye schreibt eine quicklebendige Geschichte der Nordsee.
Das historische Bewusstsein der Rheinländer, die sich in Domburg den Nordseewind um die Ohren blasen lassen, kennt eigentlich nur ein Davor und Danach: Die Zeit vor Renovierung des Badpavillons auf den Dünen, in der man noch wegen Fischbude und Erbsensuppe auf die Halbinsel Walcheren fuhr; und die Zeit danach, in der das Städtchen mit mondänen Appartement-Neubauten seine Vergangenheit als feines Seebad zu beschwören versuchte, was zumindest bei den Gästen verfängt, die breite Parkplätze brauchen und die Preise in den Strandbuden treiben.
Was sich an diesem Küstenstreifen vor den Badeort-Zeiten abspielte, im siebzehnten Jahrhundert zum Beispiel, ist Besuchern trotz des "Nehalenniaweges" zum Meer und einer dort hingesetzten Frauenstatue selten geläufig. Das ändert sich, wenn man die "Geschichte der Nordsee" des britischen Autors Michael Pye in die Hand nimmt.
Denn es ist der unscheinbare Strand von Domburg, mit dem Pye beginnt. Er rinnert daran, wie ein Sturm im Januar 1647 die Reste eines Tempels aus römischen Zeiten freilegte, an dem vorbeiziehende Händler auf der Fahrt von und nach England der Göttin Nehalennia gedachten, die für den Handel, die Fruchtbarkeit und wohl auch den Tod zuständig war. Zu diesem Tempel gehörte ein zweiter, der bei bei Colijnsplaat stand. Er galt zuvorderst dem Handel, während Domburgs Nehalennia eine dunklere Seite hatte. Sie wurde von einem Hund begleitet, stand an einem Vorhang und wachte "über die Toten, die hinaus aufs Meer zu den Inseln der Seligen fahren. Profane Schiffsladungen und magische Fahrten, Leben und Tod, nahmen ihren Weg über den Domburger Strand". Ende des zweiten Jahrhunderts verschwand sie im Meer.
Doch damit nicht genug. Weitere Stürme legten 1687, 1749 und 1817 am selbigen Strand Särge mit Skeletten frei, von denen einige Dolche, Becher und Ketten bei sich hatten: Reste eines Friedhofs aus vorchristlichen Zeiten um 700. Und in kirchlichen Quellen findet der Autor zudem Aufzeichnungen des Jahres 837, die von einem Wikingerangriff auf das Nest Domburg berichtet, der fränkischen Soldaten das Leben und Frauen die Freiheit gekostet habe, bevor die Truppe weiterzog, um wichtigere Orte zu plündern.
Der Strand von Domburg gerät so mit wenigen kräftigen Pinselstrichen zum Sinnbild: für eine Geschichte, die nur sporadisch in den Vordergrund tritt und immer wieder verschüttet wird, die der Nordsee vom Untergang des römischen Reiches bis in die Neuzeit. Michael Pye erzählt sie von den Friesen, deren Hauptstadt Dorestad nahe Utrecht die "Drehscheibe des gesamten nördlichen Handels" war, über die Wikinger und Hanse-Kaufleute bis zu den Schreckenszeiten der Pest und den Börsianern in Antwerpen.
Der Autor, Kolumnist und Schriftsteller lässt seiner Darstellung des Austauschs von Menschen, Gütern und Ideen ziemlich freien Lauf. Er kommt vom Hölzchen aufs Stöckchen, erzählt von Handel wie Mode, den Frauen oder der Entwicklung von Wissenschaft und Recht. Und der Verlag kam leider nicht auf die Idee, dem Buch einige Zeitleisten zu spendieren, an denen man sich festhalten könnte, wenn es zu rasant dahingeht.
Der Plauderton aber macht diese Geschichte der Nordsee, in der das Verbindende und Zukunftsweisende erwartungsgemäß mehr als das Trennende zählt, quicklebendig und farbig. Pye hat nicht nur Freude daran, die Ungeheuer des Nordens oder mittelalterliche Gottesurteile zu schildern. Er behandelt auch trockeneren Themen wie das Münzwesen friesischer Händler, die Buchproduktion im Norden der Britischen Inseln oder niederländischen Entwässerungstechniken durchaus mit Leidenschaft.
Der einzige Satz, der beinahe vom Lesen abhält, lautet: "Die Nordsee ist weit mehr als das Wasser zwischen zahllosen Badestränden." Diese Einsicht muss man Lesern, die einmal auf den Dünen von Domburg, auf den Stränden Jyllands oder an Englands Küste gestanden haben und seitdem oft wieder dorthin zurückkehren, nun wirklich nicht servieren.
MATTHIAS HANNEMANN
Michael Pye: "Am Rand der Welt". Eine Geschichte der Nordsee und der Anfänge Europas.
Aus dem Englischen von Michael Bischoff. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2017. 475 S., geb., 26,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main