Kapka Kassabova folgt am Ohridsee den Spuren ihrer Familie. Wie in "Die letzte Grenze" reist sie in ihrem neuen Buch auf den Weg in den Osten und in ihre eigene Vergangenheit.
Fischer, Hausierer, Witwen, Waisen - Opfer, Täter und jene, denen es gelungen ist, sich aus den Verstrickungen zu befreien. Wie in einem Brennglas werden die Konflikte und Tragödien von Nationalstaaten in jenem Winkel Europas sichtbar, in den uns Kapka Kassabova führt: das zwischen Nordmazedonien, Albanien und Griechenland aufgeteilte Gebiet um den Ohrid- und Prespasee. Es ist verbunden mit ihrer eigenen Familiengeschichte, und so wird aus der Erkundung einer wunderschönen Gegend, ihrer Historie und politischen Verwerfungen eine Reise in die eigene Vergangenheit. Kassabova versteht es, die Zusammenhänge zwischen Topografie und Biografie bloßzulegen und Menschen zum Erzählen zu bringen, deren Schicksale die Zerrissenheit der Jahrhunderte spiegeln.
Fischer, Hausierer, Witwen, Waisen - Opfer, Täter und jene, denen es gelungen ist, sich aus den Verstrickungen zu befreien. Wie in einem Brennglas werden die Konflikte und Tragödien von Nationalstaaten in jenem Winkel Europas sichtbar, in den uns Kapka Kassabova führt: das zwischen Nordmazedonien, Albanien und Griechenland aufgeteilte Gebiet um den Ohrid- und Prespasee. Es ist verbunden mit ihrer eigenen Familiengeschichte, und so wird aus der Erkundung einer wunderschönen Gegend, ihrer Historie und politischen Verwerfungen eine Reise in die eigene Vergangenheit. Kassabova versteht es, die Zusammenhänge zwischen Topografie und Biografie bloßzulegen und Menschen zum Erzählen zu bringen, deren Schicksale die Zerrissenheit der Jahrhunderte spiegeln.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.10.2021Spurensuche in der Erinnerung
Vor vier Jahren hat Kapka Kassabova ihr Buch "Die letzte Grenze" veröffentlicht - eine großartige Hommage an ein vergessenes Stück Erde zwischen Bulgarien, Griechenland und der Türkei und zugleich eine tief empfundene Suche nach der eigenen Kindheit. Mit diesem Werk "Am See" hat sie ihr Thema fortgeschrieben. Wieder betritt sie mit der Gegend um den Ohrid- und den Prespa-See - "wie Augen in einem uralten Gesicht" - eine Region am Rand der lauten Welt, von wilder Schönheit, voller Naturwunder, seltsamer Begegnungen und tragischer historischer Beziehungen, die sich fast unentwirrbar wie ein Knäuel aus tausend Fäden verknüpfen. Hier, wo sich Albanien, die junge Republik Nordmazedonien und Griechenland berühren, macht die Autorin exemplarisch deutlich, dass es noch viel Zeit braucht, die Idee vom vereinten Europa zu vollenden. Zugleich verbindet sie dieses politische Statement mit ihrer Familiengeschichte durch die fast traumatische Suche nach ihrer Herkunft und den Erinnerungen an eine verschwommenen Vergangenheit. Dies geschieht mit einer schönen poetischen Sprache. und wenn auch "Am See" nicht die Dichte des Erstlingswerks erreicht, ist unnachahmlich wie Kapka Kassabova immer wieder mit einem einzigen Satz komplexe Bilder schaffen kann, etwa diesem: "Es war Anfang September, als ich wiederkam, und der Geruch gebratener Auberginen versüßte die Luft." tg
"Am See - Reise zu meinen Vorfahren in Krieg und Frieden" von Kapka Kassabova. Paul Zsolnay Verlag, Wien 2021. 432 Seiten. Gebunden, 26 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Vor vier Jahren hat Kapka Kassabova ihr Buch "Die letzte Grenze" veröffentlicht - eine großartige Hommage an ein vergessenes Stück Erde zwischen Bulgarien, Griechenland und der Türkei und zugleich eine tief empfundene Suche nach der eigenen Kindheit. Mit diesem Werk "Am See" hat sie ihr Thema fortgeschrieben. Wieder betritt sie mit der Gegend um den Ohrid- und den Prespa-See - "wie Augen in einem uralten Gesicht" - eine Region am Rand der lauten Welt, von wilder Schönheit, voller Naturwunder, seltsamer Begegnungen und tragischer historischer Beziehungen, die sich fast unentwirrbar wie ein Knäuel aus tausend Fäden verknüpfen. Hier, wo sich Albanien, die junge Republik Nordmazedonien und Griechenland berühren, macht die Autorin exemplarisch deutlich, dass es noch viel Zeit braucht, die Idee vom vereinten Europa zu vollenden. Zugleich verbindet sie dieses politische Statement mit ihrer Familiengeschichte durch die fast traumatische Suche nach ihrer Herkunft und den Erinnerungen an eine verschwommenen Vergangenheit. Dies geschieht mit einer schönen poetischen Sprache. und wenn auch "Am See" nicht die Dichte des Erstlingswerks erreicht, ist unnachahmlich wie Kapka Kassabova immer wieder mit einem einzigen Satz komplexe Bilder schaffen kann, etwa diesem: "Es war Anfang September, als ich wiederkam, und der Geruch gebratener Auberginen versüßte die Luft." tg
"Am See - Reise zu meinen Vorfahren in Krieg und Frieden" von Kapka Kassabova. Paul Zsolnay Verlag, Wien 2021. 432 Seiten. Gebunden, 26 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Kapka Kassabova hat eine faszinierende Gabe, die verworrene Geschichte einer Region, die ihr zudem verwandtschaftlich so nahesteht, in einem fesselnden Kaleidoskop von Reiseeindrücken, Gesprächen mit Menschen vom See und autobiographischen Reminiszenzen und familiengeschichtlichen Rückblicken für den Leser erlebbar zu machen." Oliver vom Hove, Wiener Zeitung, 30.04.21
"Es sind die Begegnungen mit Verwandten und Zufallsbekanntschaften, die kleinen Erlebnisse vor dem Wissen um die Weltgeschichte,
die dieses Buch einer Reise so lesenswert machen." Karin Waldner-Petutschnig, Kleine Zeitung, 10.04.21
"Man kann sich keine mitreißendere Gefährtin vorstellen." Die Welt am Sonntag, 21.02.21
"Am See ist Reisereportage, autobiografische Spurensuche und das Psychogramm einer politisch und historisch aufgeladenen Region und seiner Bewohner." Nadine Kreuzahler, rbb Kultur, 21.02.21
"Es sind die Begegnungen mit Verwandten und Zufallsbekanntschaften, die kleinen Erlebnisse vor dem Wissen um die Weltgeschichte,
die dieses Buch einer Reise so lesenswert machen." Karin Waldner-Petutschnig, Kleine Zeitung, 10.04.21
"Man kann sich keine mitreißendere Gefährtin vorstellen." Die Welt am Sonntag, 21.02.21
"Am See ist Reisereportage, autobiografische Spurensuche und das Psychogramm einer politisch und historisch aufgeladenen Region und seiner Bewohner." Nadine Kreuzahler, rbb Kultur, 21.02.21