Eric Bear thinks he has escaped his violent past, but when crime boss Nicholas Dove threatens Eric's beloved wife Emma Rabbit, Eric has no choice but to do what he asks: find a way to remove Dove's name from the Death List.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.12.2009Stofftier genug für einen Krimi
Vogelwild in Amberville: Tim Davys bindet Kafka einen Bären auf
Es ist schon einige Jahrzehnte her, seit man zum letzten Mal bewusst ein Buch gelesen hat, dessen Akteure mit Watte gestopfte Plüschtiere waren. Vielleicht in der ersten Klasse, als die Helden Don Freemans Corduroy oder Milnes Winnie the Pooh waren? Jetzt legt der Piper Verlag in seiner Nordiska-Reihe einen philosophischen Krimi vor, der dem Leser weismachen soll, dass er eigentlich immer über Stofftiere liest, wenn er sich mit Theologischem oder Philosophischem oder irgendwie theoretisch mit dem Tod befasst. Denn in der Domäne der letzten Dinge mache die Angst vor dem Tod uns alle zu manipulierbaren Stofftieren. Manipulierbar durch jene, die diese Angst, sei es durch Glauben, sei es durch Indifferenz, bewältigt haben. In der Stofftierwelt von "Amberville" wird der Stoiker zum Machiavelli.
In Amberville wird Erik Bär eines Morgens, ohne dass er etwas Böses getan hätte, verhaftet, das heißt, er wird verprügelt und dazu verurteilt, herauszufinden, welche Instanz den Tod inszeniert. Wie Kafkas Josef K. auf der Suche nach dem Gericht verwechselt Erik B. metaphysische und weltliche Instanz. Doch im Gegensatz zu Josef K. hat Erik B. weltliche Hilfe, alte Kumpels aus der Unterwelt der literarischen Tropen: die listige Schlange der Bibel, der Todesvogel Krähe und, als Indikator der Todesverachtung der Gegenwart, eine pillenschluckende, homosexuelle Gazelle, die sich mit sadomasochistischen Dienstleistungen über Wasser hält. Vereint ziehen die Musketiere los, um die Ungerechtigkeit einer Verurteilung zum Tode zu revidieren. Sie beenden ihre Suche genau dort, wo auch Josef K. die Lösung seines Problems findet, obgleich er die Lösung nicht versteht (oder nicht verstehen will, um seine Autonomie zu wahren).
Das Krimi-Genre ist ja per definitionem artifiziell. Gewöhnlich kleiden Krimi-Autoren die starren Mechanismen des Whodunnit (Tat, Hinweise, Lösung) in realistische Draperien. "Amberville" verzichtet auf dieses Illusionstheater und stellt dem Leser nur noch das Gerüst hin. Als wäre der Krimi eine Uhr im Plexiglasgehäuse, so erfreut uns dabei nicht, dass ein Blick auf die Uhr uns die Zeit mitteilt, sondern dass wir die Mechanismen beobachten können, deren penible Konstruktion den Lauf der Zeit registriert. Nur wer die Oberflächlichkeit liebt, wer sich mit der Illusion des Scheins begnügt, gibt sich mit der Zeitangabe zufrieden. Wer die Mechanismen zu schauen wagt, der ist ja wohl kein Stofftierchen mehr.
Also ist "Amberville" ein philosophischer Krimi? Der Autor selbst hält sich bedeckt. Tim Davys sei das Pseudonym eines schwedischen Schriftstellers, sagt der Verlag. Doch per Internetrecherche kann man herausfinden, dass auch der Autor selbst ein Stofftier ist. Auf YouTube wurde er im Interview mit einem schwedischen Journalisten als orangefarbener fusseliger Vogel mit großem gelben Schnabel gesichtet. Dabei handelt es sich natürlich um eine Verkleidung, denn gewöhnlich ist so ein Vogel schwarz. Schließlich weiß man ja, dass Kafka/kavka eine Krähenart (corvus monedula) bezeichnet.
In "Amberville" wird das Kafkasche Thema allerdings in die Stofftiersprache übersetzt, also in die Sprache einer radikalen, mechanistischen Materialität. Die verstehen wir sofort, obgleich sie unsere geistige Entmündigung enthält. Wenn der Leser aber kein Stofftier sein will, sollte er sich doch an die Originalkrähe Kafka halten.
SUSANNE KLINGENSTEIN
Tim Davys: "Amberville". Kriminalroman. Piper Verlag, München 2008. 382 S., geb., 19,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Vogelwild in Amberville: Tim Davys bindet Kafka einen Bären auf
Es ist schon einige Jahrzehnte her, seit man zum letzten Mal bewusst ein Buch gelesen hat, dessen Akteure mit Watte gestopfte Plüschtiere waren. Vielleicht in der ersten Klasse, als die Helden Don Freemans Corduroy oder Milnes Winnie the Pooh waren? Jetzt legt der Piper Verlag in seiner Nordiska-Reihe einen philosophischen Krimi vor, der dem Leser weismachen soll, dass er eigentlich immer über Stofftiere liest, wenn er sich mit Theologischem oder Philosophischem oder irgendwie theoretisch mit dem Tod befasst. Denn in der Domäne der letzten Dinge mache die Angst vor dem Tod uns alle zu manipulierbaren Stofftieren. Manipulierbar durch jene, die diese Angst, sei es durch Glauben, sei es durch Indifferenz, bewältigt haben. In der Stofftierwelt von "Amberville" wird der Stoiker zum Machiavelli.
In Amberville wird Erik Bär eines Morgens, ohne dass er etwas Böses getan hätte, verhaftet, das heißt, er wird verprügelt und dazu verurteilt, herauszufinden, welche Instanz den Tod inszeniert. Wie Kafkas Josef K. auf der Suche nach dem Gericht verwechselt Erik B. metaphysische und weltliche Instanz. Doch im Gegensatz zu Josef K. hat Erik B. weltliche Hilfe, alte Kumpels aus der Unterwelt der literarischen Tropen: die listige Schlange der Bibel, der Todesvogel Krähe und, als Indikator der Todesverachtung der Gegenwart, eine pillenschluckende, homosexuelle Gazelle, die sich mit sadomasochistischen Dienstleistungen über Wasser hält. Vereint ziehen die Musketiere los, um die Ungerechtigkeit einer Verurteilung zum Tode zu revidieren. Sie beenden ihre Suche genau dort, wo auch Josef K. die Lösung seines Problems findet, obgleich er die Lösung nicht versteht (oder nicht verstehen will, um seine Autonomie zu wahren).
Das Krimi-Genre ist ja per definitionem artifiziell. Gewöhnlich kleiden Krimi-Autoren die starren Mechanismen des Whodunnit (Tat, Hinweise, Lösung) in realistische Draperien. "Amberville" verzichtet auf dieses Illusionstheater und stellt dem Leser nur noch das Gerüst hin. Als wäre der Krimi eine Uhr im Plexiglasgehäuse, so erfreut uns dabei nicht, dass ein Blick auf die Uhr uns die Zeit mitteilt, sondern dass wir die Mechanismen beobachten können, deren penible Konstruktion den Lauf der Zeit registriert. Nur wer die Oberflächlichkeit liebt, wer sich mit der Illusion des Scheins begnügt, gibt sich mit der Zeitangabe zufrieden. Wer die Mechanismen zu schauen wagt, der ist ja wohl kein Stofftierchen mehr.
Also ist "Amberville" ein philosophischer Krimi? Der Autor selbst hält sich bedeckt. Tim Davys sei das Pseudonym eines schwedischen Schriftstellers, sagt der Verlag. Doch per Internetrecherche kann man herausfinden, dass auch der Autor selbst ein Stofftier ist. Auf YouTube wurde er im Interview mit einem schwedischen Journalisten als orangefarbener fusseliger Vogel mit großem gelben Schnabel gesichtet. Dabei handelt es sich natürlich um eine Verkleidung, denn gewöhnlich ist so ein Vogel schwarz. Schließlich weiß man ja, dass Kafka/kavka eine Krähenart (corvus monedula) bezeichnet.
In "Amberville" wird das Kafkasche Thema allerdings in die Stofftiersprache übersetzt, also in die Sprache einer radikalen, mechanistischen Materialität. Die verstehen wir sofort, obgleich sie unsere geistige Entmündigung enthält. Wenn der Leser aber kein Stofftier sein will, sollte er sich doch an die Originalkrähe Kafka halten.
SUSANNE KLINGENSTEIN
Tim Davys: "Amberville". Kriminalroman. Piper Verlag, München 2008. 382 S., geb., 19,90 [Euro].
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