Das Opfer: ein elementares, doch schwer verständliches, oft gar als anstößig empfundenes Phänomen menschlicher Kultur. Das Christentum ist hier ambivalent. Zwar will es die frühjüdischen und heidnischen Opferkulte definitiv überwunden haben; doch hat es - mit dem Sterben Jesu - die Idee des Opfers erhöht wie keine Religion zuvor. Und der Opferbegriff (Stichworte "Kreuzesopfer" und "Messopfer") ist zwar eine Fundamentalkategorie christlicher Gottrede, wurde aber in den letzten Jahrzehnten gerade von theologischer Seite massiv problematisiert. Hier setzt die Arbeit ein. Sie stellt den Opferbegriff der christlichen Tradition nach Art einer theologischen Symbolik exemplarisch dar und analysiert ihn historisch - von Augustin über Anselm bis ins 20. Jh. (Rahner, v. Balthasar) - auf seine verschiedenen Aspekte hin. In einem zweiten, religionskritischen Schritt wird die dem Begriff immanente Dialektik erörtert. Hier kommen neben den "Meistern des Verdachts" (Marx, Nietzsche, Freud) gerade auch die durch die aktuelle Gewaltdebatte (René Girard) vorgebrachten Einwände sowie die der politischen und feministischen Theologie zu Wort. Schließlich wird in einem dritten Schritt mithilfe der Philosophie Georges Batailles der Frage nachgegangen, wie die offensichtlichen theologischen und anthropologischen Probleme in produktiver Weise weiterinterpretiert werden können.