America Alone explores how George W. Bush's election, and the fear and confusion of September 11, 2001, combined to allow a small group of radical intellectuals to seize the reins of US national security policy. It shows how, at this 'inflection point' in US history an inexperienced president was persuaded to abandon his campaign pledges (and the successful consensus-driven, bi-partisan diplomacy that managed the lethal Soviet threat over the past half-century) and adopt a neo-conservative foreign policy emphasizing military confrontation and 'nation-building'. To date, the costs - in blood, money and credibility - have been great and the benefits few, with traditional conservatives deploring Bush's approach. America Alone outlines the costs in terms of economic damage, distortion of priorities, rising anti-Americanism, and reduced security. Then it sets out an alternative approach emphasizing the traditional conservative principles of containing risk, consensus diplomacy and balance of power.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.09.2004Der Mächtige allzu allein
Eine vernichtende Kritik an der Politik der Neokonservativen
Stefan Halper/Jonathan Clarke: America Alone. The Neo-Conservatives and the Global Order. Cambridge University Press, Cambridge 2004. 369 Seiten, 25,- Pfund.
Die Stunde der härtesten Neokonservativen um Präsident George W. Bush wie Verteidigungsminister Rumsfield und sein Stellvertreter Wolfowitz habe, so raunen die Auguren in Washington, selbst im Falle einer Wiederwahl von Bush geschlagen. Das Desaster im Irak, der weltweite Ansehensverlust der Vereinigten Staaten und die immer schärfer werdende inneramerikanische Kritik an der gegenwärtigen Außenpolitik des Präsidenten haben ihre Position politisch unterminiert. Aber nach dem "Herauswurf" von CIA-Chef Tenet kann sich Bush vor der Wahl kein neues Bauernopfer leisten, weil damit das Eingeständnis des eigenen Scheiterns verbunden wäre.
Selbst wenn die Neokonservativen den Höhepunkt ihres Einflusses überschritten hätten, lohnt die Lektüre des vorliegenden, in vielen Teilen brillanten Buches, weil auch eine neue Regierung Kerry an der Substanz der globalen Außenpolitik der einzig verbliebenen Supermacht weniger ändern wird, als die beiden Autoren - und viele Europäer - hoffen. Die Verfasser, ein Engländer und ein Amerikaner mit viel Erfahrungen im diplomatischen Dienst, analysieren aus der kritischen Sicht gemäßigter Konservativer die geistigen Ursachen einer politischen Bewegung, der es gelungen war, nach dem 11. September das Weiße Haus zu kidnappen und die Politik der Regierung Bush in erstaunlichem Maße zu prägen.
Die Grundlinien der neokonservativen Weltsicht sind allen, die es wissen wollten, inzwischen bekannt. Dennoch lohnt sich die Lektüre dieser detaillierten und facettenreichen Darstellung, die in ihrer erklärenden Kraft vergleichbar ist mit dem Buch von Ivo H. Daalder und James M. Lindsay: "America Unbound: The Bush Revolution in Foreign Policy". Wenn die Neokonservativen auch, so die Autoren, weder einen Kardinal Ratzinger noch einen Marschall Suslow, weder eine Kurie noch ein Politbüro, weder eine Bibel noch einen Koran oder eine Thora besäßen, so gäbe es doch gemeinsame weltanschauliche Grundannahmen der neokonservativen Bewegung. Das überragende Ziel der Neokonservativen, die man besser als "konservative Revolutionäre" bezeichnen sollte, ist die Begründung einer konkurrenzlosen Pax Americana für das 21. Jahrhundert, mit dem Ziel, die Zonen liberaler und marktwirtschaftlich-kapitalistischer Systeme in der Welt systematisch auszuweiten. Die Vereinigten Staaten müßten deshalb, so die Neokonservativen, auf unbestimmte Zeit die Strukturen der Welt im proamerikanischen Sinne bestimmen. Diese Weltvorherrschaft sollte sich auf eine globale militärische Dominanz zu Wasser, in der Luft und im Weltraum stützen, auch auf militärische Basen, die sich inzwischen über die ganze Welt verbreitet haben. Das oberste Ziel dieser Strategie im militärischen Sinne ist es, möglichst die Vereinigten Staaten gegen jeden Angriff sicher zu machen, zugleich jeden Teil der Welt für eine amerikanische Intervention offenzulassen. In der Tat ist die globale amerikanische Militärmaschine heute fähig, jeden Punkt der Welt in fünfzehn Minuten zu pulverisieren.
Hand in Hand mit dieser Militarisierung geht, so ein weiteres Leitmotiv der beiden Autoren, die Unilateralisierung der Globalpolitik Washingtons. Amerika sei in den Augen der Neokonservativen stark genug allein ("America alone"). Sie dächten nicht im Traum daran, auf das zentrale Element des modernen Staates zu verzichten, wie es sich seit dem 17. Jahrhundert herausgebildet hat, die nationale Souveränität, verkörpert in der Unabhängigkeit nach außen, der Politik der freien Hand und der Fähigkeit zum unilateralen Handeln.
Diesen Entwurf einer Pax Americana unterziehen Stefan Halper und Jonathan Clarke einer vernichtenden Kritik: Die Politik der Neokonservativen zerstöre weltweit die moralische Autorität Amerikas, unterminiere das Verhältnis zu potentiellen Verbündeten, beruhe auf Ideologie, nicht auf der Kenntnis der Welt, wie sie sei. Sie vernachlässige überdies die nichtmilitärischen Komponenten der Außenpolitik und sei auf eine kontraproduktive Art und Weise auf den Nahen und Mittleren Osten fixiert. Die Autoren empfehlen den Vereinigten Staaten eindringlich, zu ihrer Rolle eines wohlwollenden Hegemons zurückzukehren, das heißt, im Rahmen ihrer Führungsrolle die Interessen der abhängigen Bündnispartner zu berücksichtigen, im Dialog Interessenunterschiede durch pragmatische Kompromisse einzuebnen und damit freiwillige Gefolgschaft zu gewinnen.
DETLEF JUNKER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Eine vernichtende Kritik an der Politik der Neokonservativen
Stefan Halper/Jonathan Clarke: America Alone. The Neo-Conservatives and the Global Order. Cambridge University Press, Cambridge 2004. 369 Seiten, 25,- Pfund.
Die Stunde der härtesten Neokonservativen um Präsident George W. Bush wie Verteidigungsminister Rumsfield und sein Stellvertreter Wolfowitz habe, so raunen die Auguren in Washington, selbst im Falle einer Wiederwahl von Bush geschlagen. Das Desaster im Irak, der weltweite Ansehensverlust der Vereinigten Staaten und die immer schärfer werdende inneramerikanische Kritik an der gegenwärtigen Außenpolitik des Präsidenten haben ihre Position politisch unterminiert. Aber nach dem "Herauswurf" von CIA-Chef Tenet kann sich Bush vor der Wahl kein neues Bauernopfer leisten, weil damit das Eingeständnis des eigenen Scheiterns verbunden wäre.
Selbst wenn die Neokonservativen den Höhepunkt ihres Einflusses überschritten hätten, lohnt die Lektüre des vorliegenden, in vielen Teilen brillanten Buches, weil auch eine neue Regierung Kerry an der Substanz der globalen Außenpolitik der einzig verbliebenen Supermacht weniger ändern wird, als die beiden Autoren - und viele Europäer - hoffen. Die Verfasser, ein Engländer und ein Amerikaner mit viel Erfahrungen im diplomatischen Dienst, analysieren aus der kritischen Sicht gemäßigter Konservativer die geistigen Ursachen einer politischen Bewegung, der es gelungen war, nach dem 11. September das Weiße Haus zu kidnappen und die Politik der Regierung Bush in erstaunlichem Maße zu prägen.
Die Grundlinien der neokonservativen Weltsicht sind allen, die es wissen wollten, inzwischen bekannt. Dennoch lohnt sich die Lektüre dieser detaillierten und facettenreichen Darstellung, die in ihrer erklärenden Kraft vergleichbar ist mit dem Buch von Ivo H. Daalder und James M. Lindsay: "America Unbound: The Bush Revolution in Foreign Policy". Wenn die Neokonservativen auch, so die Autoren, weder einen Kardinal Ratzinger noch einen Marschall Suslow, weder eine Kurie noch ein Politbüro, weder eine Bibel noch einen Koran oder eine Thora besäßen, so gäbe es doch gemeinsame weltanschauliche Grundannahmen der neokonservativen Bewegung. Das überragende Ziel der Neokonservativen, die man besser als "konservative Revolutionäre" bezeichnen sollte, ist die Begründung einer konkurrenzlosen Pax Americana für das 21. Jahrhundert, mit dem Ziel, die Zonen liberaler und marktwirtschaftlich-kapitalistischer Systeme in der Welt systematisch auszuweiten. Die Vereinigten Staaten müßten deshalb, so die Neokonservativen, auf unbestimmte Zeit die Strukturen der Welt im proamerikanischen Sinne bestimmen. Diese Weltvorherrschaft sollte sich auf eine globale militärische Dominanz zu Wasser, in der Luft und im Weltraum stützen, auch auf militärische Basen, die sich inzwischen über die ganze Welt verbreitet haben. Das oberste Ziel dieser Strategie im militärischen Sinne ist es, möglichst die Vereinigten Staaten gegen jeden Angriff sicher zu machen, zugleich jeden Teil der Welt für eine amerikanische Intervention offenzulassen. In der Tat ist die globale amerikanische Militärmaschine heute fähig, jeden Punkt der Welt in fünfzehn Minuten zu pulverisieren.
Hand in Hand mit dieser Militarisierung geht, so ein weiteres Leitmotiv der beiden Autoren, die Unilateralisierung der Globalpolitik Washingtons. Amerika sei in den Augen der Neokonservativen stark genug allein ("America alone"). Sie dächten nicht im Traum daran, auf das zentrale Element des modernen Staates zu verzichten, wie es sich seit dem 17. Jahrhundert herausgebildet hat, die nationale Souveränität, verkörpert in der Unabhängigkeit nach außen, der Politik der freien Hand und der Fähigkeit zum unilateralen Handeln.
Diesen Entwurf einer Pax Americana unterziehen Stefan Halper und Jonathan Clarke einer vernichtenden Kritik: Die Politik der Neokonservativen zerstöre weltweit die moralische Autorität Amerikas, unterminiere das Verhältnis zu potentiellen Verbündeten, beruhe auf Ideologie, nicht auf der Kenntnis der Welt, wie sie sei. Sie vernachlässige überdies die nichtmilitärischen Komponenten der Außenpolitik und sei auf eine kontraproduktive Art und Weise auf den Nahen und Mittleren Osten fixiert. Die Autoren empfehlen den Vereinigten Staaten eindringlich, zu ihrer Rolle eines wohlwollenden Hegemons zurückzukehren, das heißt, im Rahmen ihrer Führungsrolle die Interessen der abhängigen Bündnispartner zu berücksichtigen, im Dialog Interessenunterschiede durch pragmatische Kompromisse einzuebnen und damit freiwillige Gefolgschaft zu gewinnen.
DETLEF JUNKER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
'An in-depth survey of the intellectual development of neo-conservative thought over the last quarter century. Whether or not you agree with the book's conclusions, it is a must-read for anyone interested in the making of U.S. foreign policy in the 21st century.' C. Boyden Gray, White House General Counsel to President George H. W. Bush, 1988-1992