Larry Fink äußert im Vorwort seine Verwunderung, wie es Barbara Peacock schafft, als Fotografin unsichtbar zu werden, so dass sich ihre Modelle völlig ungezwungen verhalten und das ist in der Tat das Erstaunlichste an diesem Buch: Hier werden Menschen in äußerst intimen Momenten gezeigt (nebenbei
bemerkt, nicht beim Sex) und doch hat man nie den Eindruck, dass sie sich unwohl fühlen, mit einer…mehrLarry Fink äußert im Vorwort seine Verwunderung, wie es Barbara Peacock schafft, als Fotografin unsichtbar zu werden, so dass sich ihre Modelle völlig ungezwungen verhalten und das ist in der Tat das Erstaunlichste an diesem Buch: Hier werden Menschen in äußerst intimen Momenten gezeigt (nebenbei bemerkt, nicht beim Sex) und doch hat man nie den Eindruck, dass sie sich unwohl fühlen, mit einer Fotografin im Raum zu sein. Es muss ein ganz besonderes Vertrauensverhältnis geherrscht haben, denn nicht wenige Modelle fallen in die „Body Positivity“ Kategorie, die sicherlich eine noch höhere Hemmschwelle zu überwinden hatten. Alle denkbaren Altersstufen, soziale Schichten, ethnische Zugehörigkeiten und sexuelle Orientierungen sind in diesen Schlafzimmerbildern kondensiert und auch wenn Larry Fink der Meinung ist, diese Fotos hätten nichts Voyeuristisches, möchte ich dem entgegenhalten: Was an einem privaten Schlafzimmer mit halbnacktem Bewohner ist bitte nicht voyeuristisch? Jedes einzelne Bild hat aber eine eindeutig künstlerische Handschrift, denn die Räume sind alle sorgfältig inszeniert, fast wie Bühnenbilder, allerdings mit den Requisiten, die vor Ort waren. So entstehen authentische Welten, die sich durch eine widersprüchliche Mischung aus Privatheit und inszenierter Öffentlichkeit auszeichnen und den Betrachter gerade dadurch berühren. Gerade die Inszenierung schafft nämlich die Distanz, die den Motiven den mitunter peinlichen Moment des Voyeurismus nimmt. Larry Fink hat also Recht: Barbara Peacocks Fotos sind nicht voyeuristisch, genauso wenig wie sie dokumentarische Sozialfotografie sind. Es sind Fotos der Liebe in ihrer ganzen Vielfalt, aufgenommen durch’s Schlüsselloch und mit den Augen einer Künstlerin.
(Dieses Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)