Nach ihrer Gründung im Jahr 1776 waren die USA sehr lange auf der Suche nach einer eigenen Identität. Die Architektur orientierte sich noch bis ins 20. Jahrhundert an Europa, dessen Stile man weitgehend unverändert übernahm. Um 1920 entwickelt sich dann ein typisch amerikanischer Baustil, initiiert
von Architekten, die zwar in Europa ausgebildet wurden, sich aber zunehmend emanzipierten. Zunächst…mehrNach ihrer Gründung im Jahr 1776 waren die USA sehr lange auf der Suche nach einer eigenen Identität. Die Architektur orientierte sich noch bis ins 20. Jahrhundert an Europa, dessen Stile man weitgehend unverändert übernahm. Um 1920 entwickelt sich dann ein typisch amerikanischer Baustil, initiiert von Architekten, die zwar in Europa ausgebildet wurden, sich aber zunehmend emanzipierten. Zunächst noch eine Mischung aus Art déco und industriellen Anklängen (klassisch: das Chrysler Building), wird Frank Lloyd Wright die amerikanische Architektur revolutionieren und in seinem Windschatten etablieren sich weitere Titanen der Architektur, die zeitlose Werke hinterlassen haben.
„American Icons“ versammelt die Crème de la Crème amerikanischer Architekten und Architektur. Es sind tatsächlich Ikonen, deren Eleganz für eine ganze Epoche stilbildend war und die sich in das kollektive Gedächtnis der Menschheit gebrannt haben. Aber dieses Buch erzählt nicht nur die Geschichte der Gebäude und ihrer Erbauer, sondern gibt durch die großformatigen Fotografien einen exzellenten Eindruck von der inneren Raumwirkung und der Einbindung in die jeweiligen (Stadt)Landschaften. Man bekommt eine sehr konkrete Vorstellung davon, wie sich das jeweilige Gebäude heute präsentiert, was auch an der technischen Präzision der Aufnahmen liegt, die selbst bei starken Kontrasten jedes Detail wiedergeben und keinerlei Verzeichnungen oder Verzerrungen aufweisen. Architektur kann man kaum besser und anschaulicher illustrieren, zumal viele Häuser heute noch original möbliert sind.
Besonders gefallen hat mir die Kombination aus visuellem Reiz und den sehr kompakten, aber pointiert formulierten biografischen Hintergrundinformationen. Je nach Kontext stehen der Lebenslauf des Architekten, das Verhältnis zum Auftraggeber, Designinnovationen oder auch konstruktive Besonderheiten im Focus.
Der Schwerpunkt der vorgestellten Gebäude liegt zeitlich zwischen 1925 und etwa 1970, der Blütezeit der amerikanischen Architektur. Vereinzelt finden sich auch spätere Beispiele, aber nach 1970 internationalisierte sich die Architektur zunehmend, wodurch der Stil heute nicht mehr im engeren Sinn „amerikanisch“ ist, wenn auch immer noch amerikanisch beeinflusst.
Das schwere, matte Papier reflektiert nicht, bildet aber trotzdem jedes Detail präzise ab und auch der Einband ist handwerklich gut produziert, mit Fadenbindung und leinenverstärktem Rücken, so dass man lange Freude an dem Buch haben wird.
(Das Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)