Ein Geräusch. Der Schatten eines Mannes. Ein Schuss. Als Marie Mitchell eines Nachts in ihrem Haus von einem bewaffneten Mann angegriffen wird und ihm nur knapp entkommt, weiß sie, dass ihre Vergangenheit als amerikanische Spionin sie eingeholt hat. Und dass sie in den USA nicht länger sicher ist.
1986: Der Kalte Krieg ist noch nicht vorbei. Marie Mitchell arbeitet als Geheimagentin beim FBI. Sie ist außerordentlich gut in ihrem Job, und sie ist die einzige schwarze Frau in einem Club weißer Männer. Statt endlich ins Feld geschickt zu werden, muss sie sich Tag für Tag mit Papierkram herumschlagen. Dann wird ihr plötzlich doch die Teilnahme an einer Geheimoperation angeboten. Sie soll Thomas Sankara ausspionieren, den charismatischen sozialistischen Präsidenten von Burkina Faso.
Was Marie nicht ahnt: Dieser Einsatz wird nicht nur alles ändern, was sie über Spione, die Liebe und ihr Land zu wissen glaubte, er wird sie auch direkt ins Fadenkreuz des Geheimdienstes führen. Lauren Wilkinson erzählt den Spionageroman neu: mutig, zeitgemäß und hochspannend. Dieses Gesicht des Kalten Krieges kennen Sie noch nicht.
»Wie das Beste von John le Carré.«
NPR
1986: Der Kalte Krieg ist noch nicht vorbei. Marie Mitchell arbeitet als Geheimagentin beim FBI. Sie ist außerordentlich gut in ihrem Job, und sie ist die einzige schwarze Frau in einem Club weißer Männer. Statt endlich ins Feld geschickt zu werden, muss sie sich Tag für Tag mit Papierkram herumschlagen. Dann wird ihr plötzlich doch die Teilnahme an einer Geheimoperation angeboten. Sie soll Thomas Sankara ausspionieren, den charismatischen sozialistischen Präsidenten von Burkina Faso.
Was Marie nicht ahnt: Dieser Einsatz wird nicht nur alles ändern, was sie über Spione, die Liebe und ihr Land zu wissen glaubte, er wird sie auch direkt ins Fadenkreuz des Geheimdienstes führen. Lauren Wilkinson erzählt den Spionageroman neu: mutig, zeitgemäß und hochspannend. Dieses Gesicht des Kalten Krieges kennen Sie noch nicht.
»Wie das Beste von John le Carré.«
NPR
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.08.2020Zwei Farben Schwarz
Lauren Wilkinson debütiert im Spionagefach
Auf ihre Instinkte bildet sich Marie einiges ein. Zu Recht: Anhand kleinster Indizien sondiert sie blitzschnell Persönlichkeit und Motiv ihres Gegenübers, ein bisschen wie ein moderner Sherlock Holmes mit einem abgeschlossenen Sozialwissenschaftsstudium. Schwerer fällt ihr das, wenn ihr jemand nahesteht. Dann kommt die Subjektivität ins Spiel, die schnell jede Analyse vernebelt. Als gleich zu Beginn der Auftragskiller in ihre Wohnung eindringt, greift Marie ohne Zögern zur Waffe und tritt in der Dunkelheit auf einen herumliegenden Legostein. Damit ist eine der zentralen Dichotomien etabliert: Sie ist die Mutter vierjähriger Zwillinge. Aber auch eine ehemalige Geheimagentin - und jemand hat es auf ihr Leben abgesehen.
Lauren Wilkinson erfinde mit "American Spy" den Spionageroman neu, lobten amerikanische Kritiker das Debüt der New Yorkerin, die Schreiben an der Columbia University und dem Fashion Institute of Technology lehrte. In ihrem literarischen Schaffen hält sie sich nicht mit blumigen Beschreibungen auf, dafür entpuppt sie sich als historisch versierte und politisch wache Konstrukteurin. Ihre Protagonistin Marie ist viel zu gut für die Aufgaben, die ihr beim FBI zugeschoben werden. Deshalb lässt sie sich 1986 von der CIA für eine Mission in Burkina Faso rekrutieren.
Sie soll Thomas Sankara ausspionieren, den marxistischen Präsidenten des Landes, auch "Afrikas Che Guevara" genannt. Ihren vor diesem realen historischen Kontext angesiedelten Thriller-Plot verwebt Wilkinson mit einem Familiendrama, das in den sechziger Jahren beginnt und dessen Nachwehen Marie bis in die Gegenwart verfolgen: Der Roman ist als Brief angelegt, den sie 1992 an ihre Söhne richtet. Für den Fall, dass sie später nicht mehr da sein wird, um ihnen die Geschichte ihrer Eltern zu erzählen. Dabei ist Marie nicht gerade das, was man sich unter einem mütterlichen Typ vorstellt. Sie ist eine Eigenbrötlerin, gewohnt, niemandem zu trauen, geschweige denn Gefühle mitzuteilen.
Das schlägt sich auch in Wilkinsons Stil nieder, der immer nur gerade so viel verrät, wie er muss. Ideale Voraussetzungen für den Job beim FBI. Marie ist Insiderin genug, um erhellende Einblicke in das hierarchische Hickhack zu haben, das ihren Arbeitsalltag bestimmt. Aber vor allem ist sie Außenseiterin. Die Geheimdienste der achtziger Jahre sind ein Boys' Club, und als Schwarze stößt sie bald an die sprichwörtliche gläserne Decke. Ein zentraler Konflikt in "American Spy": für ein System zu arbeiten, das einem das Leben schwermacht, und sich dieser Tatsache absolut bewusst zu sein.
Wilkinson schließt damit an eine reiche Tradition schwarzer Autoren an, die sich auf W. E. B. Du Bois' Konzept der "double consciousness" beziehen: Schwarze Amerikaner verfügten über ein Doppelbewusstsein, schrieb der Soziologe 1897, das sie dazu zwinge, sich permanent an den Ansprüchen einer rassistischen weißen Gesellschaft zu messen. Dieser Zwiespalt, der einem automatisch die Fähigkeiten eines Undercover-Ermittlers abverlangt, steckt überall in "American Spy" - bei Maries Mutter, die mit ihrer hellen Haut als Weiße durchgeht und sich in Vierteln aufhält, in die Schwarze sonst besser keinen Fuß setzen. Bei Marie selbst, die sich in Amerika zuallererst als schwarze Frau identifiziert, die in Burkina Faso aber vor allem als Amerikanerin wahrgenommen wird.
Wilkinson hat also einiges zu sagen. Aber ähnlich wie ihre Protagonistin, die sich mit nachvollziehbarem Trotz dagegen verschließt, das Maß an Energie aufzubringen, um jede Spur von Rassismus und Sexismus lautstark anzuprangern, so verweigert auch sie sich, das Vergnügen ihrem Anliegen zu opfern. Wenn Marie auf ihr Motorrad steigt und sich mit Regierungsschergen eine Verfolgungsjagd quer durch Ouagadougou liefert, geht es in die Vollen wie bei den Genrekoryphäen - Frederick Forsyth, Ian Fleming, John le Carré -, an die Wilkinson anknüpft.
KATRIN DOERKSEN
Lauren Wilkinson: "American Spy". Thriller.
Aus dem Amerikanischen von Jenny Merling, Antje Althans, Anne Emmert und Katrin Harlaß.
Tropen Verlag, Stuttgart 2020.
352 S., br., 16,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Lauren Wilkinson debütiert im Spionagefach
Auf ihre Instinkte bildet sich Marie einiges ein. Zu Recht: Anhand kleinster Indizien sondiert sie blitzschnell Persönlichkeit und Motiv ihres Gegenübers, ein bisschen wie ein moderner Sherlock Holmes mit einem abgeschlossenen Sozialwissenschaftsstudium. Schwerer fällt ihr das, wenn ihr jemand nahesteht. Dann kommt die Subjektivität ins Spiel, die schnell jede Analyse vernebelt. Als gleich zu Beginn der Auftragskiller in ihre Wohnung eindringt, greift Marie ohne Zögern zur Waffe und tritt in der Dunkelheit auf einen herumliegenden Legostein. Damit ist eine der zentralen Dichotomien etabliert: Sie ist die Mutter vierjähriger Zwillinge. Aber auch eine ehemalige Geheimagentin - und jemand hat es auf ihr Leben abgesehen.
Lauren Wilkinson erfinde mit "American Spy" den Spionageroman neu, lobten amerikanische Kritiker das Debüt der New Yorkerin, die Schreiben an der Columbia University und dem Fashion Institute of Technology lehrte. In ihrem literarischen Schaffen hält sie sich nicht mit blumigen Beschreibungen auf, dafür entpuppt sie sich als historisch versierte und politisch wache Konstrukteurin. Ihre Protagonistin Marie ist viel zu gut für die Aufgaben, die ihr beim FBI zugeschoben werden. Deshalb lässt sie sich 1986 von der CIA für eine Mission in Burkina Faso rekrutieren.
Sie soll Thomas Sankara ausspionieren, den marxistischen Präsidenten des Landes, auch "Afrikas Che Guevara" genannt. Ihren vor diesem realen historischen Kontext angesiedelten Thriller-Plot verwebt Wilkinson mit einem Familiendrama, das in den sechziger Jahren beginnt und dessen Nachwehen Marie bis in die Gegenwart verfolgen: Der Roman ist als Brief angelegt, den sie 1992 an ihre Söhne richtet. Für den Fall, dass sie später nicht mehr da sein wird, um ihnen die Geschichte ihrer Eltern zu erzählen. Dabei ist Marie nicht gerade das, was man sich unter einem mütterlichen Typ vorstellt. Sie ist eine Eigenbrötlerin, gewohnt, niemandem zu trauen, geschweige denn Gefühle mitzuteilen.
Das schlägt sich auch in Wilkinsons Stil nieder, der immer nur gerade so viel verrät, wie er muss. Ideale Voraussetzungen für den Job beim FBI. Marie ist Insiderin genug, um erhellende Einblicke in das hierarchische Hickhack zu haben, das ihren Arbeitsalltag bestimmt. Aber vor allem ist sie Außenseiterin. Die Geheimdienste der achtziger Jahre sind ein Boys' Club, und als Schwarze stößt sie bald an die sprichwörtliche gläserne Decke. Ein zentraler Konflikt in "American Spy": für ein System zu arbeiten, das einem das Leben schwermacht, und sich dieser Tatsache absolut bewusst zu sein.
Wilkinson schließt damit an eine reiche Tradition schwarzer Autoren an, die sich auf W. E. B. Du Bois' Konzept der "double consciousness" beziehen: Schwarze Amerikaner verfügten über ein Doppelbewusstsein, schrieb der Soziologe 1897, das sie dazu zwinge, sich permanent an den Ansprüchen einer rassistischen weißen Gesellschaft zu messen. Dieser Zwiespalt, der einem automatisch die Fähigkeiten eines Undercover-Ermittlers abverlangt, steckt überall in "American Spy" - bei Maries Mutter, die mit ihrer hellen Haut als Weiße durchgeht und sich in Vierteln aufhält, in die Schwarze sonst besser keinen Fuß setzen. Bei Marie selbst, die sich in Amerika zuallererst als schwarze Frau identifiziert, die in Burkina Faso aber vor allem als Amerikanerin wahrgenommen wird.
Wilkinson hat also einiges zu sagen. Aber ähnlich wie ihre Protagonistin, die sich mit nachvollziehbarem Trotz dagegen verschließt, das Maß an Energie aufzubringen, um jede Spur von Rassismus und Sexismus lautstark anzuprangern, so verweigert auch sie sich, das Vergnügen ihrem Anliegen zu opfern. Wenn Marie auf ihr Motorrad steigt und sich mit Regierungsschergen eine Verfolgungsjagd quer durch Ouagadougou liefert, geht es in die Vollen wie bei den Genrekoryphäen - Frederick Forsyth, Ian Fleming, John le Carré -, an die Wilkinson anknüpft.
KATRIN DOERKSEN
Lauren Wilkinson: "American Spy". Thriller.
Aus dem Amerikanischen von Jenny Merling, Antje Althans, Anne Emmert und Katrin Harlaß.
Tropen Verlag, Stuttgart 2020.
352 S., br., 16,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
In diesem Roman geht es um eine schwarze Frau, die in den achtziger Jahren als Spionin für die CIA tätig war, erzählt Rezensentin Sonja Hartl. Je mehr die Kritikerin über den Werdegang und das Umfeld der Protagonistin erfahren hat, desto klarer wurde ihr, dass es vor allem für schwarze Amerikaner keine einfache Moral gibt: Dass sie ihre Identitäten flexibel anpassen, erscheint als unausweichlich, so Hartl. Das spannende Buch bringt frischen Wind in das traditionell männlich-weiße Genre des Spionageromans, lobt die Rezensentin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Eine schmerzlich intensive Geschichte über Identität in Amerika, dort fühlt Marie sich immer erst als Schwarze, dann erst als Amerikanerin.« Fritz Göttler, Süddeutsche Zeitung, 10. August 2020 Fritz Göttler Süddeutsche Zeitung 20200810