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David Bell ist 28 Jahre alt und hat sich bei einem New Yorker Fernsehsender mit Geschick und Taktik nach oben gearbeitet. Beruflich und privat pflegt er seinen Zynismus wie seine Eitelkeit, und als attraktiver und beneideter Mann spottet er gerne über die Sinnleere seiner Mitmenschen, der er selbst längst verfallen ist. Er unterhält müde Beziehungen zu unscheinbaren Frauen, die sein Ego zementieren und ihm ansonsten ein Minimum an Engagement abverlangen. So pendelt er zwischen wortreichen Konferenzen und bemüht originellen Partys, die bevölkert werden von halbgebildeten Neurotikern, wie er…mehr

Produktbeschreibung
David Bell ist 28 Jahre alt und hat sich bei einem New Yorker Fernsehsender mit Geschick und Taktik nach oben gearbeitet. Beruflich und privat pflegt er seinen Zynismus wie seine Eitelkeit, und als attraktiver und beneideter Mann spottet er gerne über die Sinnleere seiner Mitmenschen, der er selbst längst verfallen ist. Er unterhält müde Beziehungen zu unscheinbaren Frauen, die sein Ego zementieren und ihm ansonsten ein Minimum an Engagement abverlangen. So pendelt er zwischen wortreichen Konferenzen und bemüht originellen Partys, die bevölkert werden von halbgebildeten Neurotikern, wie er selbst einer ist. Eines Tages erhält er von seinem Sender den Auftrag, in Arizona an einer Dokumentation über Indianer mitzuwirken. Gemeinsam mit der befreundeten Künstlerin Sullivan und dem alternden Kriegsveteranen Pike macht er sich auf zu der langen Autoreise in den amerikanischen Westen. Entlang der schnurgeraden Highways tauchen sie ein in ein Amerika der neonbeleuchteten Motels, der Vorortgär ten, Tankstellen und öden Ebenen. Immer mehr gerät die Fahrt zu einer Flucht vor der glitzernden Metropole auf der Suche nach Wahrhaftigkeit. Als sie in einem unscheinbaren Ort in Utah haltmachen, kommt David plötzlich eine Idee: Er beginnt einen Film zu drehen, der in gestellten Interviews und schattenhaften Momentaufnahmen seine Kindheit und Jugend rekonstruieren soll. Er verliert jegliches Interesse an seinem Auftrag und gerät immer tiefer in den Bann der eigenen Vergangenheit. Als ihn seine Reisebegleiter verlassen, setzt er, mittlerweile arbeits- und fast mittellos, seinen Weg nach Westen fort. Per Anhalter gelangt er nach New Mexico, ein Mann mit einem gewaltigen, in Plüsch ausgeschlagenen Straßenkreuzer nimmt ihn mit durch die Wüsten des Landes. Wochen sind die beiden zusammen unterwegs, David stets mit der Kamera in der Hand. Den Film seines Lebens zu drehen und damit ein verlorenes Amerika zu bannen ist ihm zur Obsession geworden. Doch David bekommt schmerzlich zu spüren - au s der Gegenwart gibt es kein Entrinnen, und er flieht zurück in Richtung New York ...
Autorenporträt
Don DeLillo, geb. 1936 in New York, ist der Autor von Romanen und Theaterstücken. Sein umfangreiches Werk wurde mit dem National Book Award, dem PEN/Faulkner Award for Fiction, dem Jerusalem Prize und der William Dean Howells Medal from the American Academy of Arts and Letters ausgezeichnet. 2013 erhielt er den Preis der Library of Congress Prize for American Fiction. DeLillo lebt in New York.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.11.2016

NEUE TASCHENBÜCHER
Durch ein Land wie Literatur -
Don DeLillos Erstling „Americana“
1971 erschien dieser erste Roman von Don DeLillo. Noch tobte der Vietnamkrieg, Richard Nixon war Präsident. Trotz der zeitlichen Distanz und aller Veränderungen in den USA seither wirkt das Buch in seinen vier Teilen frisch, frech und immer bitter. Mit unermüdlicher Intensität häuft DeLillos Ich-Erzähler, der gut aussehende David Bell, seine Wahrnehmungen aufeinander, von offenen Schuhen, den verschieden farbigen Sofas in den Büros des TV-Senders, in dem Bell angestellt ist, bis zum leeren Ausdruck in den Augen von Kollegen oder Sekretärinnen. Es herrscht ein banaler Sexismus, und die Gespräche drehen sich um Ehenöte, Miniaffären, Aufstieg und Abstieg der Angestellten. Der lässige Ton, in dem David seine Beobachtungen scheinbar wahllos nebeneinander reiht, das leicht zynische Kommentieren, all das lässt unmerklich aber zwingend ein immer dichteres, schärferes Bild jener New-York-Welt entstehen, aus der es manchmal so gefühlskalt weht, dass es aufregend wird. Kino spielt immer hinein mit Helden wie Kirk Douglas oder Burt Lancaster. Also fährt David los, um sein „Navajo-Projekt“ durchzuziehen. Er schaut einer Heckenschneiderin in Maine zu: „ …sie hatte mich auf den seltsamsten, dunkelsten, entsetzlichsten Gedanken meines Lebens gebracht. Es war die Idee zu einem Film, den ich irgendwo da draußen zwischen den verlorenen Städten Amerikas machen würde.“ Es wird ein Roadmovie daraus, hinunter bis nach Texas. Der Weg führt auch in Davids Erinnerung, zurück zu Eltern und Großeltern, zu den Freunden der Jugend, zum Baseballspiel. Am Ende, in einer Kommune mitten in Texas, spielt er wieder Baseball mit einem Indianerjungen, glücklich. Noch eine Garagenorgie, dann zurück nach New York. Die Typen auf dieser Fahrt durchs weite Land glaubt man, alle aus amerikanischen Filmen der letzten fünfzig Jahre zu kennen. In der Sprachmixtur aus Verknappung, Obszönität und tieferer Bedeutung tauchen Sätze auf, die immer treffen: „Wir sind das einzige Land der Welt, wo Gewalt komisch sein kann.“  HARALD EGGEBRECHT
Don DeLillo: Americana. Roman.
Aus dem Englischen von Matthias Müller. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2016.
490 Seiten, 12 Euro.
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