Ein Roadmovie in das Herz des LandesWas ist amerika? Ein Simulacrum, ein Film oder ein Traum? Je länger die Reise geht, desto unfassbarer werden die Dimensionen dieses inneren und äußeren Raums. In Matthias Göritz' "Flash Fiction" durchquert man die Landschaft einer Sprachverhinderung. Was ist noch greifbar, was echt? Wie soll man in dieser Kulisse sein Leben leben oder muss man eben anerkennen, dass es nur so geht, als würde man bloß so tun, als wäre es echt?Dieses Roadmovie ins "Herz des Herzens des Landes", wie der große amerikanische Schriftsteller William Gass den Mittleren Westen einmal nannte, wird begleitet von den suggestiven Fotos des Künstlers Michael Eastman, der die Weite und die Leere dieses gewaltigen Kontinents in seinen Bildwerken bannt.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.02.2022Carl ist eine Sandburg
Die Fotografie ist das Medium des Augenblicks. Zack. Schon ist das Bild gemacht. Binnen eines Wimpernschlags. Was keineswegs heißt, dass sich der Fotograf zuvor nicht reichlich Mühe gegeben hat, seine Aufnahmen nach seinen Vorstellungen zu komponieren - oder sich am Regelwerk früherer Generationen von Künstlern zu orientieren. Das nennt man dann klassisch, und eben diesen Begriff möchte man für die Schwarz-Weiß-Bilder von Michael Eastman hervorholen. Er zeigt weite Landschaften des amerikanischen mittleren Westens, meist bei tief liegendem Horizont geduckt unter dramatisch sich aufbäumenden Wolken. Darin könnte man sich vermutlich verlieren, wäre das Buch nicht gar so klein. So blättert man rasch weiter. Und liest. Lyrik von Matthias Göritz, der deutlich zu verstehen gibt, dass auch die Poesie ein Medium des Augenblicks ist. Zack. Schon hat er als "Flash Fiction" eine Art Gedicht geschrieben. Wie ein Gedankenblitz, zu dem die Fotos wohl den Donner liefern sollen. Und dann kommt ihm angesichts einer vermeintlichen Enge des Herzlands in den Sinn: "In einem Supermarktregal. Der Glaube an Fische. Die Enge. Ein Supermarktregal." Klassisch ist das nicht. Gut auch nicht. Bloß, dass Carl eine Sandburg sei, macht schmunzeln. F.L.
"Amerika - Oder Reisen ins Herz des Herzens des Landes" von Matthias Göritz (Texte) und Michael Eastman (Fotos). Edition Faust, Frankfurt 2021. 64 Seiten, 13 Fotos. Gebunden, 24 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Fotografie ist das Medium des Augenblicks. Zack. Schon ist das Bild gemacht. Binnen eines Wimpernschlags. Was keineswegs heißt, dass sich der Fotograf zuvor nicht reichlich Mühe gegeben hat, seine Aufnahmen nach seinen Vorstellungen zu komponieren - oder sich am Regelwerk früherer Generationen von Künstlern zu orientieren. Das nennt man dann klassisch, und eben diesen Begriff möchte man für die Schwarz-Weiß-Bilder von Michael Eastman hervorholen. Er zeigt weite Landschaften des amerikanischen mittleren Westens, meist bei tief liegendem Horizont geduckt unter dramatisch sich aufbäumenden Wolken. Darin könnte man sich vermutlich verlieren, wäre das Buch nicht gar so klein. So blättert man rasch weiter. Und liest. Lyrik von Matthias Göritz, der deutlich zu verstehen gibt, dass auch die Poesie ein Medium des Augenblicks ist. Zack. Schon hat er als "Flash Fiction" eine Art Gedicht geschrieben. Wie ein Gedankenblitz, zu dem die Fotos wohl den Donner liefern sollen. Und dann kommt ihm angesichts einer vermeintlichen Enge des Herzlands in den Sinn: "In einem Supermarktregal. Der Glaube an Fische. Die Enge. Ein Supermarktregal." Klassisch ist das nicht. Gut auch nicht. Bloß, dass Carl eine Sandburg sei, macht schmunzeln. F.L.
"Amerika - Oder Reisen ins Herz des Herzens des Landes" von Matthias Göritz (Texte) und Michael Eastman (Fotos). Edition Faust, Frankfurt 2021. 64 Seiten, 13 Fotos. Gebunden, 24 Euro.
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