Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 20,99 €
  • Gebundenes Buch

Im Schrank findet der junge Leibrand einen Rückzugsort - vor seinen Mitschülern, vor seinem zerrütteten Elternhaus. Er driftet ab in seine eigene kleine Welt, in die Welt der Schrankgeschichten und Amerika-Plakate, die er nach und nach auf seiner Schrankwand und später auch auf Papier verewigt. Der Kuss Suzannes, den sie ihm während eines Jahrmarkts gibt, lässt ihn aus der Welt fallen und fesselt ihn sein Leben lang, doch sie verlieren sich aus den Augen. Jahre später findet er im Fall aus der Welt Suzanne wieder.

Produktbeschreibung
Im Schrank findet der junge Leibrand einen Rückzugsort - vor seinen Mitschülern, vor seinem zerrütteten Elternhaus. Er driftet ab in seine eigene kleine Welt, in die Welt der Schrankgeschichten und Amerika-Plakate, die er nach und nach auf seiner Schrankwand und später auch auf Papier verewigt. Der Kuss Suzannes, den sie ihm während eines Jahrmarkts gibt, lässt ihn aus der Welt fallen und fesselt ihn sein Leben lang, doch sie verlieren sich aus den Augen. Jahre später findet er im Fall aus der Welt Suzanne wieder.
Autorenporträt
Lorenz, RichardRichard Lorenz, geboren 1972 in Freising, lebt heute in der Nähe von München. Er arbeitete im Bereich der onkologischen Pflege und Palliativmedizin. Zudem war er als freier Journalist in Freising für die "Süddeutsche Zeitung" und als Konzertveranstalter tätig.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.12.2014

Schnee, der nie schmilzt
Richard Lorenz’ Debütroman „Amerika-Plakate“
München – Wolkenfetzen. Donnergrollen. Schatten, kalt wie Schneeflocken. Die Welt geht unter, schon wieder. Richard Lorenz weiß, wie es sich anfühlt, wenn ein Gewitter aufzieht, wenn Unheil droht, die Ratten herauskriechen und feinfühlige Menschen die Elektrizität riechen, die mit den Blitzen kommt. Sein Roman ist voller dunkler Bilder und Stimmungen, das macht „Amerika-Plakate“ zum wetterleuchtenden Ereignis, und doch holt die Melancholie seiner Erzählung den Autor selbst ein, mitunter mehr, als ihm lieb ist.
  Lorzenz, 41 und aus Nandlstadt bei Freising, hat viel Lob bekommen für sein im Frühsommer erschienenes Debüt (Edition Phantasia), unter anderen von Friedrich Ani, der im Buch ebenso auftaucht wie Paul Auster, ein weiteres literarisches Vorbild von Lorenz. Dennoch macht es den gebürtigen Bayern traurig, dass trotz positiver Kritik durch Kollegen, Branchenfreunde und Blogger „nichts passiert“, wie er sagt. Nur Stimmungen wie Schatten. Der Verlag ist klein, die Verkaufszahlen halten sich in Grenzen. Und wer Richard Lorenz bei einer Lesung sieht, der erlebt einen Künstler, der für sein Buch brennt, den das Buch aber zu verbrennen droht.
  „Amerika-Plakate“ hat gute Chancen auf den Titel „aufregendster Roman aus München und Umgebung“, den die Öffentlichkeit ignoriert hat. Zu verkopft. Zu sperrig. Zu wenig Genre. Es ist kaum möglich, die mäandernde Geschichte zusammenzufassen, von der Lorenz’ Roman handelt, zu sehr überlagern sich Phantasie und Realität, überlagern sich Brooklyn und Giesing. Ein namenloser Ich-Erzähler berichtet von seinem gestorbenen Freund Leibrand. Briefe, Karten, Skizzen und Plakate werden ihm zugestellt, erinnern ihn an die gemeinsame Zeit, die späten Siebziger in einer kleinen Stadt. Leibrand ist ein gefallener Engel, der den Teufel kennt. Seine Themen sind die Musik, Leonard Cohen und Tom Waits, sind Bücher und Filme, strauchelnde Einzelgänger und die Liebe zu Suzanne. Im Schrank, wo er Zuflucht vor dem saufenden Vater sucht, träumt er sich nach Amerika. Seine Schrankgeschichten, die mehr als Erfindungen sind, drehen sich um Schnee, der niemals schmilzt, um Gespenster und Storys in Flaschen.
  Der Roman läuft Gefahr, vor Ideen zu zerbersten, kommt als lodernde Hymne auf die Kraft der Phantasie daher: all die Figuren und Einfälle, die Musik- und Literaturbezüge, die Schrulligkeiten und Liebesbeweise. Und immer wieder diese starken Formulierungen: „Ohne Bücher würde nichts funktionieren. Gar nichts. Die Leute glauben nicht allzu sehr an Bücher, ich weiß. Bücher sind Sternenstaub. Hätten wir keine Bücher, hätten wir auch kein Leben. Es sind die Geschichten, die uns über die Nächte bringen.“ Was nicht im Roman steht: Leibrands Geschichte beginnt mit Ludwig Hirsch. Der österreichische Musiker stürzte vor drei Jahren aus dem zweiten Stock eines Wiener Krankenhauses. Die Polizei ging von Suizid aus, denn bei dem Sänger dunkelgrauer Lieder war Lungenkrebs diagnostiziert worden.
  Auch der Roman fällt – aus dem Rahmen: Er bedient weder Genre-Schubladen noch Zeitgeist-Themen. Und er lässt Klarheit vermissen, absichtlich. „Das Unklare füllt unser Leben aus“, ist sich Lorenz sicher, der 15 Jahre lang als Krankenpfleger in der onkologischen Abteilung gearbeitet hat. „Ich hatte viel mit Sterbenden zu tun, mit sehr abgeschälten Menschen“, wie er sie nennt. Menschen, die durch den Tod näher am Leben sind als andere. Es ist diese Demut aus einer Zwischenwelt, die seiner Geschichte den intensiven, traumwandlerischen Ton schenkt.
BERNHARD BLÖCHL
Richard Lorenz: Amerika-Plakate, Doppellesung mit Gregor Weber, Donnerstag, 4. Dez., 20 Uhr, Schlachthof, Zenettistraße 10
Ein wortstarker Phantasierer: der Autor Richard Lorenz aus Nandlstadt im Landkreis Freising.
Foto: Martin Lorenz
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr