Das nach dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg eingerichtete Office of Strategic Services (OSS) war eine höchst unorthodoxe Organisation, in der neben Wall-Street-Bankiers, Hollywood-Regisseuren und namhaften Wissenschaftlern auch emigrierte deutsche Linksintellektuelle ihren Beitrag zum Kampf gegen Hitler zu leisten suchten, vor allem in der für politische Analysen zuständigen Research and Analysis Branch (R&A). Die von den Mitarbeitern dieser Abteilung zwischen 1942 und 1949 verfassten deutschlandpolitischen Analysen wurden bisher meist als Dokumente der Emigration interpretiert. Im letzten Jahrzehnt freigegebene Akten des OSS erlauben es jedoch, die Deutschlandanalysen in ihrer ursprünglichen Zweckbestimmmung zu bewerten als "intelligence" für die an der Formulierung, Planung und Umsetzung der amerikanischen Deutschlandpolitik beteiligten Beamten, Politiker und Militärs. Die vorliegende Studie eröffnet einen neuen Blick auf die in Washington geführten Diskussionen überDeutschland und liefert zugleich einen unverzichtbaren Beitrag zur Genese des "Kalten Krieges".