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Guido Goldman ist einer der wichtigsten Protagonisten der deutsch-amerikanischen Beziehungen seit 1945. Martin Klingsts Biografie über den Gründungsdirektor des German Marshall Fund gibt Einblicke hinter die Kulissen der großen Weltpolitik zwischen Kaltem Krieg und neuer Weltordnung.
In Klingsts Darstellung werden all die Menschen lebendig, die Goldmans Weg gekreuzt haben, von Willy Brandt bis zu Helmut Kohl, von Henry Kissinger bis Ronald Reagan, von Harry Belafonte bis Marlene Dietrich. Und sie ist das Zeugnis eines großartigen Lebenswerks und einer bewegten Lebensgeschichte voller Höhen…mehr

Produktbeschreibung
Guido Goldman ist einer der wichtigsten Protagonisten der deutsch-amerikanischen Beziehungen seit 1945. Martin Klingsts Biografie über den Gründungsdirektor des German Marshall Fund gibt Einblicke hinter die Kulissen der großen Weltpolitik zwischen Kaltem Krieg und neuer Weltordnung.

In Klingsts Darstellung werden all die Menschen lebendig, die Goldmans Weg gekreuzt haben, von Willy Brandt bis zu Helmut Kohl, von Henry Kissinger bis Ronald Reagan, von Harry Belafonte bis Marlene Dietrich. Und sie ist das Zeugnis eines großartigen Lebenswerks und einer bewegten Lebensgeschichte voller Höhen und Tiefen.

»In seiner herausragenden Karriere hat Guido Goldman sowohl für die amerikanische als auch für die deutsche Gesellschaft wichtige Beiträge in Kunst, Bildung und deren politischer Entwicklung geleistet. Er hat grundlegende Institutionen geschaffen, um das Zusammenwirken von Amerika und Deutschland zu fördern. Und er ist ein inspirierender und verlässlicher Freund durch ein langes Leben gewesen.«
Henry A. Kissinger
Autorenporträt
Martin Klingst, geb. 1955, war mehr als 25 Jahre bei der ZEIT und leitete dort von 1999 bis 2007 das politische Ressort. Anschließend war er bis 2014 ZEIT-Korrespondent in Washington und bis 2020 Politischer Korrespondent der Chefredaktion im Berliner ZEIT-Büro, bevor er als Leiter der Abteilung Strategische Kommunikation und Reden ins Bundespräsidialamt wechselte.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.03.2021

Der Mann, der Brücken über den Atlantik baute
Martin Klingst hat eine eindrucksvolle Biografie über Guido Goldman geschrieben, der den Dialog zwischen den USA und Deutschland auf viele Arten förderte
Da kommt ein junger Mann in den USA zu der Erkenntnis, man müsse die deutsch-amerikanischen Beziehungen wesentlich intensivieren und politisch-kulturell vertiefen. Er macht sich an die Arbeit und ist erfolgreich. Er schafft Orte der Zusammenarbeit und Programme zum Aufbau deutsch-amerikanischer Eliten. Alles, was er tut, erlangt historische Bedeutung. Und das geschieht, ohne dass er – Guido Goldman – ein politisches Amt angestrebt oder erlangt hätte. Er drängt nie ins Rampenlicht – und wird doch eine Schlüsselfigur transatlantischer Zeitgeschichte. Er bleibt über all die Jahre der hochbegabte Einzelgänger. Dieses besondere, ja einzigartige Phänomen wird nachvollziehbar für den Leser dieses ungewöhnlichen Buches von Martin Klingst.
Der Autor hat mehr als 25 Jahre bei der Zeit gearbeitet. Er leitete dort das politische Ressort, war deren Korrespondent in Washington und ist nun Leiter der Abteilung Strategische Kommunikation und Reden im Bundespräsidialamt.
Guido Goldman war der Sohn des berühmten Nachum Goldmann, des langjährigen Präsidenten des Jüdischen Weltkongresses, der in den 50er-Jahren mit dem ersten deutschen Kanzler Konrad Adenauer die Entschädigungszahlungen an Israel und an die Überlebenden des Holocaust ausgehandelt hatte. Guido Goldman erbte aus dieser großen Familiengeschichte ein geniales Talent als Netzwerker.
Die Eltern hatten sich in den dramatischen Jahren des Dritten Reiches in Palästina, dann in der Schweiz und schließlich in New York niedergelassen. Im Hause des Nachum Goldmann geben sich prominente Gäste die Türklinke in die Hand: Präsidenten, Premierminister, Bankiers, Künstler – dann auch der erste israelische Präsident Chaim Weizmann und Konrad Adenauer. Guido Goldman wuchs in einer chaotischen familiären Gefühlswelt auf: Konflikte mit Vater und Mutter, ein haltloser Bruder. Ein symbolischer Ausdruck der Distanz zu seinem Vater mag auch die unterschiedliche Schreibweise des Namens sein: der Vater mit nn und der Sohn mit einem n – entstanden durch den Schreibfehler einer amerikanischen Behörde, den Guido Goldman nie mehr korrigieren ließ.
Der zweite Profilanker des Guido Goldman heißt Harvard. An dieser Spitzenuniversität studierte er, hier dozierte er 25 Jahre und hier schuf er das Center for European Studies, jenen Ort höchst qualifizierter Forschung und Lehre, aber vor allem Magnet des großen Netzwerks deutsch-amerikanischer Zusammenarbeit. In Harvard entstehen Freundschaften mit dem späteren Außenminister Henry Kissinger und dem späteren Sicherheitsberater von Präsident Jimmy Carter, Zbigniew Brzeziński.
Auch lernt er in Harvard die grandiose Koryphäe der Politikwissenschaft kennen: Stanley Hoffmann – erst sein Mentor und später sein professoraler Mitarchitekt der Harvard-Europawissenschaften. Es beginnt mit einem German Research Program unter Henry Kissinger, dessen Geschäfte Guido Goldman führt. Dann werden weitere wichtige Persönlichkeiten seine hilfreichen Gesprächspartner: der Krupp-Manager Berthold Beitz, der Chef der Deutschen Bank, Hermann Josef Abs, der spätere Bonner Politikberater und Berater Willy Brandts, Karl Kaiser, die späteren Chefredakteure der Zeit, Theo Sommer und Josef Joffe. Dann kommt es zur Gründung des Centers for West European Studies, bald umbenannt in Center for European Studies – und Guido Goldman besorgt das Geld für Personal, für Stipendien und Konferenzen. Als Kunstsammler, Immobilieninvestor und Treuhänder für wohlhabende Familien hat er es selbst zu einem stattlichem Vermögen gebracht.
Guido Goldman sucht und findet ein angemessenes Gebäude für diese Spitzenwissenschaft: Die Busch-Reisinger-Hall beherbergte ursprünglich ein Germanisches Museum, für das Kaiser Wilhelm II. eine große Zahl von Kunstwerken gestiftet hatte. Als in den 80er-Jahren klar wurde, dass die empfindlichen Kunstwerke in diesen alten Gemäuern kaum überlebensfähig sein würden und man sie in einen neuen Museumsbau verlagern wollte, organisierte Guido Goldman das Geld für eine Lösung: Er motivierte den Hamburger Unternehmer Werner Otto zu einer Spende für einen modernen Museumsanbau und die Erben von Minda de Gunzburg für einen denkmalgerechten Umbau der Busch-Reisinger-Hall, wohin dann das Center for European Studies umziehen konnte. Hier nun hatten die Professoren, Mitarbeiter, Habilitanden, Doktoranden und internationale Gäste optimale Arbeits- und Aufenthaltsbedingungen. Hier referierten dann etwa Willy Brandt, Helmut Kohl, Rudolf Scharping, Oskar Lafontaine und Angela Merkel.
Zu Goldmans Lebenswerk gehört eine weitere historische Leistung: die Gründung des German Marshall Funds. Die Stiftung finanziert nicht nur ihre eigene Arbeit – die Förderung der transatlantischen Beziehungen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft –, sondern auch das American Institute for Contemporary German Studies in Washington, den American Council on Germany in New York und das Marshall Memorial Fellowship. Guido Goldman regte in seinen Netzwerken an, 1972 zum 25. Jahrestag des amerikanischen Marshall-Plans solle bei der Feier dazu in Harvard die deutsche Bundesregierung doch von den damaligen, bisher nicht zurückzuzahlenden Mitteln 250 Millionen Mark für die deutsch-amerikanische Zusammenarbeit spenden. Goldman überzeugte schnell Finanzminister Alex Möller (SPD), dann Kanzleramtschef Horst Ehmke – und schließlich schaffte er es, diese Idee zu einem Versöhnungsprojekt der zwischenzeitlich zerstrittenen Willy Brandt und Alex Möller zu machen – inzwischen allerdings auf 150 Millionen Mark reduziert. Am 5. Juni 1972 wird bei einem Festakt in Harvard der German Marshall Fund im Beisein von Bundeskanzler Willy Brandt und Minister a. D. Alex Möller aus der Taufe gehoben. Die Erfolgsliste ließe sich fortsetzen – nicht zuletzt mit dem Stipendienprogramm John McCloy Fellowships, das bis heute bereits viele Hochbegabte im deutsch-amerikanischen Feld gefördert hat.
Am Ende des Buches muss der Leser tief durchatmen: Man hat eine unglaubliche Erfolgsgeschichte gelesen, ja in vielen Details ein Erfolgsphänomen erfahren. Aber nun – wenige Monate nach dem Tod von Guido Goldman im November 2020 – liest man den eher aktuell düsteren Schluss des Buches: „Goldman bedrückt die Rückkehr der dunklen Kräfte, er sieht sein Lebenswerk bedroht, von außen wie von innen. Nie hätte er gedacht, dass Amerika, sein eigenes Land, zum Risikofaktor wird und dass auch Europa von Nationalismus, Fremdenfeindlichkeit und Protektionismus heimgesucht wird.“
WERNER WEIDENFELD
Werner Weidenfeld ist Direktor des Centrums für angewandte Politikforschung der Universität München und Rektor der Alma Mater Europaea der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste (Salzburg).
Im Hause des Nachum Goldmann
gaben sich prominente Gäste
die Türklinke in die Hand
Die Gründung des
German Marshall Funds fädelte er
über die Bonner Regierung ein
Martin Klingst:
Amerikas Mr. Germany. Guido Goldman.
Herder Verlag,
Freiburg 2021,
240 Seiten, 26 Euro.
E-Book: 20,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Thomas Speckmann lernt mit dem Buch des langjährigen USA-Korrespondenten Martin Klingst den stillen Strippenzieher der transatlantischen Beziehungen seit '45 kennen. Guido Goldman, seine Familiengeschichte, sein Wirken hinter den Kulissen, sein Netzwerk und sein Engagement stellt der Autor laut Speckmann als exemplarische deutsch-jüdische-amerikanische Biografie dar. Hier gilt es, ein Lebenswerk zu entdecken, meint der Rezensent.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.07.2021

Baumeister der transatlantischen Bühne
Martin Klingst über den Architekten der deutsch-amerikanischen Institutionen nach dem Krieg

Guido Goldman. Guido wer? Man muss schon ein intimer Kenner der transatlantischen Beziehungsgeschichte sein, damit einem dieser Name etwas sagt. Dies liegt aber nicht daran, dass es sich lediglich um ein Detail, gar um Nebensächlichkeiten handelte, mit denen Guido Goldman befasst war. Es liegt an ihm selbst, an seiner Wesensart: Er war nicht der Typ, der gerne im Rampenlicht steht. Er arbeitete lieber hinter den Kulissen. Er wirkte lieber im Stillen.

Umso wertvoller ist, dass nun Martin Klingst das Lebenswerk von Guido Goldman einer breiteren Öffentlichkeit vorstellt. Der langjährige Korrespondent der Zeitung Die Zeit in Washington und heutige Leiter der Stabsstelle Strategische Kommunikation und Reden von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigt Goldman als einen der wichtigsten Protagonisten der deutsch-amerikanischen Beziehungen seit 1945. Dabei hatte auch Klingst "nicht die geringste Ahnung" gehabt, wer Goldman war, als er ihn 2006 zum ersten Mal traf.

Klingst schildert das Leben eines Mannes, dem die meisten großen transatlantischen und vor allem deutsch-amerikanischen Institutionen, die nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden, ihre Existenz zu verdanken haben. Goldman war es, der sie entweder ins Leben rief oder zumindest durch sein Engagement und Netzwerk stärkte: das Center for European Studies an der Universität Harvard, den German Marshall Fund of the United States, das American Institute for Contemporary German Studies an der Johns-Hopkins-Universität, das John-McCloy-Stipendienprogramm an Harvards Kennedy School of Government und den American Council on Germany in New York.

Bis heute bekannter als Guido Goldman ist sein Vater: Nahum Goldmann. Der Sohn verlor 1940 bei der Einbürgerung in den Vereinigten Staaten ein "n" im Nachnamen. Sein Vater war Gründer und langjähriger Präsident des Jüdischen Weltkongresses gewesen und hatte nach dem Zweiten Weltkrieg mit Konrad Adenauer die Entschädigungszahlungen der Bundesrepublik Deutschland an Israel und an die Überlebenden des Holocausts ausgehandelt. Klingst ruft in Erinnerung, wer bei den Goldmanns in New York regelmäßig zu Gast war: von Eleanor Roosevelt, Mitbegründerin der Vereinten Nationen und Ehefrau des amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt, über den Pianisten Artur Rubinstein und den Philosophen Isaiah Berlin bis hin zu Israels erstem Präsidenten Chaim Weizmann und UN-Generalsekretär Dag Hammarskjöld.

Hineingeboren in eine hochpolitische Familie, "brannte" auch Goldman für Politik. Dabei hat er sich nach Klingsts Beobachtung aber mehr noch als für die Themen für die in der Politik handelnden Menschen interessiert, für ihre Beziehungen, Fehler, Vorzüge, Ränkespiele. Goldman habe stets wissen wollen, wer wann wo wen stürzen und ersetzen könne. Klingst selbst erlebte dies bei den Aufenthalten von Goldman in Berlin, nachdem er 2014 für Die Zeit vom Potomac an die Spree gewechselt war. Bei ihren damaligen Treffen habe Goldman etwa wissen wollen, wie Deutschland mit den Hunderttausenden syrischen und irakischen Asylbewerbern zurechtkam und ob Angela Merkel ihr "Wir schaffen das" politisch überleben würde. Goldman hatte dann auch die Idee der Darstellung seines Lebens durch Klingst. Das Auswärtige Amt wollte eine Biographie über ihn in Auftrag geben aus Anlass des 50. Geburtstags des German Marshall Fund. Goldman hatte seinen Biographen gefunden.

Klingst erzählt nicht nur ein Leben, in dem sich exemplarisch ein Jahrhundert deutscher, jüdischer, europäischer und amerikanischer Geschichte spiegelt. Es geht auch um die familiäre Prägung dieses Lebens: 1940 sahen sich die Goldmanns gezwungen, vor den Nationalsozialisten aus Europa nach Amerika zu fliehen. Dennoch war in New York aufgrund des eigenen Wohlstands ein privilegiertes Leben möglich, wie Goldman selbst gegenüber Klingst sagte. Dem materiellen Reichtum soll allerdings emotionale Armut gegenübergestanden haben. Den Eltern wird kein großes Interesse an ihren beiden Söhnen bescheinigt. Nahum Goldmanns Leidenschaft habe ausschließlich der Politik und seiner eigenen Rolle darin gegolten. Auch seine Frau sei meist mit sich selbst beschäftigt gewesen. Die Lieblosigkeit und Selbstbezogenheit von Vater und Mutter einigermaßen unbeschadet überstanden zu haben, verdankt Goldman in seiner Erinnerung vor allem Ruth, seiner schwarzen Nanny aus Barbados.

Für Klingst ist dies die eine Facette des familiären Umfeldes, die andere: Ohne den Vater, dessen großen Namen und illustren Freundeskreis, hätte das Lebenswerk des Sohnes nicht entstehen können. Der Vater sei getrieben gewesen von der Idee eines eigenen jüdischen Staates in Palästina. Damit verglichen, hatte der Sohn in der Tat keine politische Mission, kein Programm. Aber er glaubte, so Klingsts Urteil, fest an die gestaltende Kraft von zivilgesellschaftlichen Institutionen, an die gezielte, instrumentelle Verbindung von Menschen, die Einfluss auf Politik nehmen wollen, "um die Welt besser zu machen". Goldman sei kein Revolutionär, kein Systemsprenger gewesen. Er habe auch keine Bewegung gegründet. Die von ihm ins Leben gerufenen Institutionen sollten mit Staaten und Staatengruppen zusammenarbeiten, um Regierungshandeln zu verändern. Hier wiederum war der Sohn dem Vater ähnlich - als Makler zwischen den Mächtigen.

Das Erscheinen der bereits von ihm autorisierten Biographie hat Goldman nicht mehr erlebt. Er starb wenige Wochen zuvor nach schwerer Krankheit im Alter von 83 Jahren - "ein Mann des 20. Jahrhunderts", wie er sich selbst nannte. Für die transatlantischen Beziehungen des 21. Jahrhunderts hat er ein Fundament gelegt, dessen Wert heute neu entdeckt wird - auch durch das Buch von Martin Klingst.

THOMAS SPECKMANN.

Martin Klingst: "Amerikas Mr. Germany. Guido Goldman".

Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 2021. 240 S., geb., 26,- [Euro].

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