Ganz unterschiedliche Geschichten erzählen von der Liebe. Wie verlieben sich die Menschen? Warum laufen Sie ihrer Liebe hinterher oder warum flüchten sie vor der Liebe? Wie nutzen sie die Liebe oder missbrauchen sie? Das Leben von sieben Männern wird hier erzählt. Jede Geschichte ist für sich abgeschlossen wie ein Roman. Bereits Schlinks 'Vorleser' (Liseur) war in Frankreich wie auf der ganzen Welt ein Bestseller.
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.01.2000Der wunde Punkt
Neue Erzählungen des „Vorlesers” Bernhard Schlink
Ein Mann belügt seine Frau. Er hat Angst und will sie retten. Eine Frau betrügt ihren Mann. Das merkt er erst nach ihrem Tod. Er ist eifersüchtig und neugierig, später begreift er, weshalb seine Frau das getan hat. Ein Mann hat eine Frau in Berlin und eine in Hamburg. Er hat weder auf die Liebe noch auf die Arbeit Lust. Alles gelingt ihm, das macht ihn krank. Ein Deutscher verliebt sich in eine New Yorker Jüdin, aber er mag ihre Fragen nicht und sie nicht seine Antworten. Ein älteres Ehepaar begibt sich auf eine Reise und versucht seine frühere Liebe wiederzufinden. An einer gottverlassenen Tankstelle will der Mann aussteigen und zur Unbekannten gehen, die ihm das Benzin in den Tank des Mietwagens gefüllt hat.
Sind die Menschen zu retten? Sie merken nicht, was um sie herum geschieht, sie liegen Jahrzehnte zusammen mit einer Frau, einem Mann im Bett, sie kennen vom anderen jede Hose, jede Speckfalte, aber kaum einen vollständigen Gedanken. Sie rennen davon und wissen nicht wohin! Alle Personen in den sieben Erzählungen des Bandes Liebesfluchten von Bernhard Schlink verheimlichen etwas und sind gleichzeitig im Dickicht des Lebens und im Gestrüpp der Fiktionen auf dem Sprung nach der „wahren Empfindung”. Ihre Krise ist die Folge ihrer Ignoranz, nur ihre Motivationen sind unterschiedlich. Mit seinen Beschreibungen packt uns Bernhard Schlink am Wickel, egal ob man alt ist oder jung oder keines von beidem. Der Erzähler drängt alle in die Ecke und zeigt auf die Leere. Die Leere ist der neuralgische Lebenspunkt, das störungsanfällige Revier.
Mit seinem Roman Der Vorleser hat der 55-jährige Professor für Öffentliches Recht an der Berliner Humboldt-Universität Emotionen entfacht, die ihn zum Bestsellerautor machten. Der Vorleser wurde in 27 Sprachen übersetzt, über die Auflagenhöhe in Millionen schweigen Autor und Verlag, um die Neider nicht noch mehr zu reizen. Als Oprah Winfrey den im März 1999 in Amerika erschienenen Reader in ihrer Sendung Bookclub vorstellte, kauften Zehntausende das Buch. Im Vorleser verliebt sich ein fünfzehnjähriger Junge in eine ältere Frau. Hanna zeigt ihm die Sexualität, aber vorher muss der Junge ihr vorlesen. Hannas eigene Geschichte erfährt der Junge, der inzwischen Jura studiert, Jahre später im Gerichtssaal. In Auschwitz und in einem Lager bei Krakau war Hanna KZ-Wärterin.
Mit dem Vorleser gelang Bernhard Schlink, der mit Kriminalromanen seine zweite Laufbahn als Buchautor begonnen hatte, ein schockierendes Buch. Die Frau, die das erotische Glück des Jungen war, wird als Verbrecherin überführt. Der Anteil der Realität an der fiktiven Geschichte schien so hoch, dass sich die Leser mit dem schüchternen Heidelberger Oberschüler und dem Brillenmodell von der Krankenkasse und den Haaren eines „zausen Mops” identifizierten. Ähnliches ist auch jetzt zu erwarten, obwohl Bernhard Schlink ein sachlicher und kein genialer Erzähler ist. Er spielt nicht mit der Sprache, er setzt sie nüchtern ein, um hinter das Unausgesprochene in den politischen und privaten Verhältnissen zu kommen. Er stellt mit seinen moralischen Geschichten, die aber weder überheblich noch moralisch triumphierend sind, Fragen, die er unauffällig beantwortet. Keine der Erzählungen ist ohne tieferen Sinn.
Immer gibt es ein Indiz
Und wie macht er das? Das Muster ist einfach. Schlink beschreibt nicht das Äußere der Personen, sondern das Milieu des Autoritären, das sie geprägt hat und das Mitleid, das sie empfinden, besonders „mit sich selbst”. Er beschreibt die wilhelminischen Backsteinfassaden der Häuser, die wuchtigen Möbel, die Atmosphäre im Arbeitszimmer des Vaters, hier stand die Couch, hier, unter dem Bild vom „Mädchen mit der Eidechse” musste der Junge seinen Mittagsschlaf halten. In Schlinks Geschichten gibt es immer ein Indiz. Das kann ein Bild, ein Traum, ein Brief, ein gesprochener Satz sein. Das Bild, das der Ich-Erzähler mit in seine Studentenbude nimmt, besetzt sein Zimmer, seine Phantasie, sein Leben. Es beansprucht und fordert ihn. Er erforscht die Herkunft des Bildes und stößt auf die NS-Vergangenheit des Bildes und seines eigenen Vaters. Die Mutter sagt: „Weißt du, ihr Kinder seid nicht weniger grausam, als wir Eltern es waren. Selbstgerechter seid ihr, das ist alles. ”
Zur Geschichte der Irrtümer gehört die Ost-Freundschaft mit Sven und Paula. Man lernte sich beim Schachspielen am Müggelsee 1986 kennen. „Dank ihrer war ich in ganz Berlin zu Hause, fast in ganz Deutschland, fast in der ganzen Welt. ” Es sollte eine Freundschaft und keine Austauschbeziehung sein. Nach dem Fall der Mauer wurden die Besuche spärlicher. Jeder hatte viel zu tun: „Häuser sanieren, Steuervorteile nutzen, Geschäfte machen, reich werden, reisen”. Wieder setzt Bernhard Schlink, ein Kind ein, das zwischen den in die politischen Verhältnisse verstrickten Erwachsenen und der wahren Empfindung vermittelt. Wieder versucht er, jede Überheblichkeit gegen den IM Sven zu vermeiden. Dass es Parallelen zwischen der Geschichte des „Mädchens mit der Eidechse” und dem „Seitensprung”, zwischen dem Versagen der Menschen im Dritten Reich und in der DDR gab, beweisen die geduckten aus der Bahn geworfenen Personen. Sie sind verführbar und können dem Druck des Systems nicht widerstehen.
Bernhard Schlink vermeidet Rechtfertigungen und spätbürgerliche Schwanengesänge. Er stellt die schwer zu stellenden „einfachen Fragen”. Sarah in der gläubigen jüdischen Familie in New York aufgewachsen, ist zum ersten Mal in Deutschland. Sie stellt die neuralgischen Fragen. Weshalb die Deutschen „Chaos” nicht ertragen können und weshalb, fragt Sarah, fasst du uns mit „spitzen Fingern” an? Und warum „kennen wir diese kalte Art nur von Deutschen?”. Andy fürchtet sich vor den Gesprächen und schneidet „seine Liebe immer kleiner zu”. Schlink lässt Walsers Wegsehen nicht gelten. Er beharrt auf der Verantwortung der Nachgeborenen: „Du bist Deutscher, da hast du mit dem Holocaust zu tun. ” „Entweder sie wird wie ich, oder ich werde wie sie. Man erträgt nur seinesgleichen. ” Solche kleinen Bemerkungen sind der Wirkstoff des Buches. Die besten Erzählungen des Bandes: „Das Mädchen mit der Eidechse”, „Der Seitensprung” und „Die Beschneidung” setzen sich mit den Folgen des Nationalsozialismus und des verlorenen Krieges auseinander. Schlink beschreibt das „schlechte Gewissen” und die Folgen. Sein genaues Auge erkennt die Fallen.
So ist es auch in der Geschichte vom Mann, dessen Frau an Krebs gestorben ist und einen Brief von einem Liebhaber bekommt, der dem Witwer die „Vertrautheit ihres gemeinsamen Lebens” offenbart. Die Erzählung „Der Andere” ist obskur ausgepolstert, aber man hat solche Don-Giovanni-Varianten zuletzt bei Gianluigi Melegas Major Aebi angetroffen. Die äußere Geschichte ist auch nicht das, was Schlink interessiert. Lisas Liebhaber, ist ein Schwadroneur und Versager, Lisas Ehemann ein Monster an Effizienz und Rechtschaffenheit. „Sie sehen nur, was sich Ihnen darbietet”, sagt der Liebhaber, „und nicht, was sich darunter verbirgt. ” Dieser Satz ist der Schreibimpuls Bernhard Schlinks. Er sucht das „Verborgene”: die Vergangenheit, die unausgesprochenen Fragen und die unterlassenen Antworten, die vergessene Zärtlichkeit. Die Figur, mit der er sich am besten auskennt, ist Jurist, trägt eine Brille, hat einen Kopf voller Locken und lebt zurückgezogen. Ähnlichkeiten mit dem Autor sind offensichtlich und doch frei erfunden. In Liebesfluchten ist der Erzähler Bernhard Schlink der Archäologe des Gefühls. Er findet den wunden Punkt der deutschen Gegenwart. Das ist ergreifend und kunstlos kühn.
VERENA AUFFERMANN
BERNHARD SCHLINK: Liebesfluchten. Erzählungen. Diogenes Verlag, Zürich 2000. 308 Seiten, 39,90 Mark.
Der Autor, den (auch) Amerika entdeckte: Bernhard Schlink
Foto: Isolde Ohlbaum
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Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
Neue Erzählungen des „Vorlesers” Bernhard Schlink
Ein Mann belügt seine Frau. Er hat Angst und will sie retten. Eine Frau betrügt ihren Mann. Das merkt er erst nach ihrem Tod. Er ist eifersüchtig und neugierig, später begreift er, weshalb seine Frau das getan hat. Ein Mann hat eine Frau in Berlin und eine in Hamburg. Er hat weder auf die Liebe noch auf die Arbeit Lust. Alles gelingt ihm, das macht ihn krank. Ein Deutscher verliebt sich in eine New Yorker Jüdin, aber er mag ihre Fragen nicht und sie nicht seine Antworten. Ein älteres Ehepaar begibt sich auf eine Reise und versucht seine frühere Liebe wiederzufinden. An einer gottverlassenen Tankstelle will der Mann aussteigen und zur Unbekannten gehen, die ihm das Benzin in den Tank des Mietwagens gefüllt hat.
Sind die Menschen zu retten? Sie merken nicht, was um sie herum geschieht, sie liegen Jahrzehnte zusammen mit einer Frau, einem Mann im Bett, sie kennen vom anderen jede Hose, jede Speckfalte, aber kaum einen vollständigen Gedanken. Sie rennen davon und wissen nicht wohin! Alle Personen in den sieben Erzählungen des Bandes Liebesfluchten von Bernhard Schlink verheimlichen etwas und sind gleichzeitig im Dickicht des Lebens und im Gestrüpp der Fiktionen auf dem Sprung nach der „wahren Empfindung”. Ihre Krise ist die Folge ihrer Ignoranz, nur ihre Motivationen sind unterschiedlich. Mit seinen Beschreibungen packt uns Bernhard Schlink am Wickel, egal ob man alt ist oder jung oder keines von beidem. Der Erzähler drängt alle in die Ecke und zeigt auf die Leere. Die Leere ist der neuralgische Lebenspunkt, das störungsanfällige Revier.
Mit seinem Roman Der Vorleser hat der 55-jährige Professor für Öffentliches Recht an der Berliner Humboldt-Universität Emotionen entfacht, die ihn zum Bestsellerautor machten. Der Vorleser wurde in 27 Sprachen übersetzt, über die Auflagenhöhe in Millionen schweigen Autor und Verlag, um die Neider nicht noch mehr zu reizen. Als Oprah Winfrey den im März 1999 in Amerika erschienenen Reader in ihrer Sendung Bookclub vorstellte, kauften Zehntausende das Buch. Im Vorleser verliebt sich ein fünfzehnjähriger Junge in eine ältere Frau. Hanna zeigt ihm die Sexualität, aber vorher muss der Junge ihr vorlesen. Hannas eigene Geschichte erfährt der Junge, der inzwischen Jura studiert, Jahre später im Gerichtssaal. In Auschwitz und in einem Lager bei Krakau war Hanna KZ-Wärterin.
Mit dem Vorleser gelang Bernhard Schlink, der mit Kriminalromanen seine zweite Laufbahn als Buchautor begonnen hatte, ein schockierendes Buch. Die Frau, die das erotische Glück des Jungen war, wird als Verbrecherin überführt. Der Anteil der Realität an der fiktiven Geschichte schien so hoch, dass sich die Leser mit dem schüchternen Heidelberger Oberschüler und dem Brillenmodell von der Krankenkasse und den Haaren eines „zausen Mops” identifizierten. Ähnliches ist auch jetzt zu erwarten, obwohl Bernhard Schlink ein sachlicher und kein genialer Erzähler ist. Er spielt nicht mit der Sprache, er setzt sie nüchtern ein, um hinter das Unausgesprochene in den politischen und privaten Verhältnissen zu kommen. Er stellt mit seinen moralischen Geschichten, die aber weder überheblich noch moralisch triumphierend sind, Fragen, die er unauffällig beantwortet. Keine der Erzählungen ist ohne tieferen Sinn.
Immer gibt es ein Indiz
Und wie macht er das? Das Muster ist einfach. Schlink beschreibt nicht das Äußere der Personen, sondern das Milieu des Autoritären, das sie geprägt hat und das Mitleid, das sie empfinden, besonders „mit sich selbst”. Er beschreibt die wilhelminischen Backsteinfassaden der Häuser, die wuchtigen Möbel, die Atmosphäre im Arbeitszimmer des Vaters, hier stand die Couch, hier, unter dem Bild vom „Mädchen mit der Eidechse” musste der Junge seinen Mittagsschlaf halten. In Schlinks Geschichten gibt es immer ein Indiz. Das kann ein Bild, ein Traum, ein Brief, ein gesprochener Satz sein. Das Bild, das der Ich-Erzähler mit in seine Studentenbude nimmt, besetzt sein Zimmer, seine Phantasie, sein Leben. Es beansprucht und fordert ihn. Er erforscht die Herkunft des Bildes und stößt auf die NS-Vergangenheit des Bildes und seines eigenen Vaters. Die Mutter sagt: „Weißt du, ihr Kinder seid nicht weniger grausam, als wir Eltern es waren. Selbstgerechter seid ihr, das ist alles. ”
Zur Geschichte der Irrtümer gehört die Ost-Freundschaft mit Sven und Paula. Man lernte sich beim Schachspielen am Müggelsee 1986 kennen. „Dank ihrer war ich in ganz Berlin zu Hause, fast in ganz Deutschland, fast in der ganzen Welt. ” Es sollte eine Freundschaft und keine Austauschbeziehung sein. Nach dem Fall der Mauer wurden die Besuche spärlicher. Jeder hatte viel zu tun: „Häuser sanieren, Steuervorteile nutzen, Geschäfte machen, reich werden, reisen”. Wieder setzt Bernhard Schlink, ein Kind ein, das zwischen den in die politischen Verhältnisse verstrickten Erwachsenen und der wahren Empfindung vermittelt. Wieder versucht er, jede Überheblichkeit gegen den IM Sven zu vermeiden. Dass es Parallelen zwischen der Geschichte des „Mädchens mit der Eidechse” und dem „Seitensprung”, zwischen dem Versagen der Menschen im Dritten Reich und in der DDR gab, beweisen die geduckten aus der Bahn geworfenen Personen. Sie sind verführbar und können dem Druck des Systems nicht widerstehen.
Bernhard Schlink vermeidet Rechtfertigungen und spätbürgerliche Schwanengesänge. Er stellt die schwer zu stellenden „einfachen Fragen”. Sarah in der gläubigen jüdischen Familie in New York aufgewachsen, ist zum ersten Mal in Deutschland. Sie stellt die neuralgischen Fragen. Weshalb die Deutschen „Chaos” nicht ertragen können und weshalb, fragt Sarah, fasst du uns mit „spitzen Fingern” an? Und warum „kennen wir diese kalte Art nur von Deutschen?”. Andy fürchtet sich vor den Gesprächen und schneidet „seine Liebe immer kleiner zu”. Schlink lässt Walsers Wegsehen nicht gelten. Er beharrt auf der Verantwortung der Nachgeborenen: „Du bist Deutscher, da hast du mit dem Holocaust zu tun. ” „Entweder sie wird wie ich, oder ich werde wie sie. Man erträgt nur seinesgleichen. ” Solche kleinen Bemerkungen sind der Wirkstoff des Buches. Die besten Erzählungen des Bandes: „Das Mädchen mit der Eidechse”, „Der Seitensprung” und „Die Beschneidung” setzen sich mit den Folgen des Nationalsozialismus und des verlorenen Krieges auseinander. Schlink beschreibt das „schlechte Gewissen” und die Folgen. Sein genaues Auge erkennt die Fallen.
So ist es auch in der Geschichte vom Mann, dessen Frau an Krebs gestorben ist und einen Brief von einem Liebhaber bekommt, der dem Witwer die „Vertrautheit ihres gemeinsamen Lebens” offenbart. Die Erzählung „Der Andere” ist obskur ausgepolstert, aber man hat solche Don-Giovanni-Varianten zuletzt bei Gianluigi Melegas Major Aebi angetroffen. Die äußere Geschichte ist auch nicht das, was Schlink interessiert. Lisas Liebhaber, ist ein Schwadroneur und Versager, Lisas Ehemann ein Monster an Effizienz und Rechtschaffenheit. „Sie sehen nur, was sich Ihnen darbietet”, sagt der Liebhaber, „und nicht, was sich darunter verbirgt. ” Dieser Satz ist der Schreibimpuls Bernhard Schlinks. Er sucht das „Verborgene”: die Vergangenheit, die unausgesprochenen Fragen und die unterlassenen Antworten, die vergessene Zärtlichkeit. Die Figur, mit der er sich am besten auskennt, ist Jurist, trägt eine Brille, hat einen Kopf voller Locken und lebt zurückgezogen. Ähnlichkeiten mit dem Autor sind offensichtlich und doch frei erfunden. In Liebesfluchten ist der Erzähler Bernhard Schlink der Archäologe des Gefühls. Er findet den wunden Punkt der deutschen Gegenwart. Das ist ergreifend und kunstlos kühn.
VERENA AUFFERMANN
BERNHARD SCHLINK: Liebesfluchten. Erzählungen. Diogenes Verlag, Zürich 2000. 308 Seiten, 39,90 Mark.
Der Autor, den (auch) Amerika entdeckte: Bernhard Schlink
Foto: Isolde Ohlbaum
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