Die Beziehung zwischen Sehen und Vorstellung: Um dieses Thema kreisen die drei Dutzend Prosastücke, die meist die Geschichte einer verirrten Fotografie oder Figur erzählen. Die Begegnung des Erzählers mit einem erratischen Block löst eine Welle der Fantasie und Betrachtungen über den Sinn des Lebens aus, und erratischen Blöcken gleich tauchen auf den Seiten dieses Buchs - oder auf der Leinwand eines geheimnisvollen Amts für Lichtbildprojektion - paarlose Schuhe, krähenhafte Schirme, zwei Räder ohne Rad und die angekohlten Holzsplitter einer von Roman Signer gesprengten Holzkiste auf, ebenso der Geist eines Tigers, eine Frau mit einem Sack über dem Kopf und berühmte Persönlichkeiten wie der Formel-1-Pilot Clay Regazzoni und der Schriftsteller und Spaziergänger Robert Walser. Es sind Fragmente einer Welt, der zwar die eigene Mitte abhanden gekommen ist, die aber dennoch ein dichtes Netz poetischer Verbindungen erkennen lässt.Amt für Lichtbildprojektion (Originaltitel: 'Ufficio proiezioni luminose') ist bei Quodlibet erschienen und hat 2014 den Schweizer Literaturpreis gewonnen.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Mit einer knappen, aber hymnischen Besprechung würdigt Rezensent Roman Bucheli Matteo Terzaghis Prosaband "Amt für Lichtbildprojektion", das vom Betrachten alter Fotografien erzählt. Voller Stille und Sanftmut sind die Texte, in denen der Autor mit wenigen Worten, aber viel Leichtigkeit die Bilder - etwa von Hugo Ball in seinem Dada-Kostüm - beschreibt, kleine Geschichten entfaltet oder den Leser an seinen inneren Bildern teilhaben lässt. Geradezu spürbar wird für Bucheli der Moment des Erschreckens über die Vergänglichkeit, die das Betrachten alter Bilder mit sich bringt. W. G. Sebalds Kunst, in den Fundstücken des Alltags das Ganze der Welt zu entdecken, kommt dem Kritiker während der Lektüre in den Sinn; vor allem aber bewundert er Terzaghis Vermögen, mit diskreter Nüchternheit das in den Bildern "gefrorene Pathos" zu umgehen. Barbara Sausers einfühlsame Übersetzung macht das Lesevergnügen für den Rezensenten perfekt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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