When it comes to relationships, Colin Singletonas type is girls named Katherine. And when it comes to girls named Katherine, Colin is always getting dumped. Nineteen times, to be exact. On a road trip miles from home, this anagram-happy, washedup child prodigy has ten thousand dollars in his pocket, a bloodthirsty feral hog on his trail, and an overweight, Judge Judyaloving best friend riding shotgunabut no Katherines. Colin is on a mission to prove The Theorem of Underlying Katherine Predictability, which he hopes will predict the future of any relationship, avenge Dumpees everywhere, and finally win him the girl. Love, friendship, and a dead Austro-Hungarian archduke add up to surprising and heart-changing conclusions in this ingeniously layered comic novel about reinventing oneself.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.02.2009Liebesformel
Die Beziehung zwischen Mathematik und Liebe
Es lebe die Liebe! Okay. Es lebe die Mathematik! Warum nicht? Aber sollten sich die beiden in übersehbarer Zukunft deshalb gleich paaren? Der traurige Held in John Greens zweitem Roman Die erste Liebe (nach 19 vergeblichen Versuchen) ist davon überzeugt, in einer mathematischen Formel den Schlüssel für das Scheitern seiner bisher 19 Liebesversuche vom achten bis zum siebzehnten Lebensjahr finden zu können. Colin Singleton glaubt allen Ernstes, mit seinem Theorem sogar Voraussagen für die Stabilität zukünftiger Beziehungen treffen zu können.
Die Formel? Kein Problem. Sie ist sogar von einem Mathematikprofessor im Anhang des Buches auf die immanente Logik hin überprüft worden. Dieser ultimativ wirkenden Formel ist erst einmal der Selbstversuch des Rezensenten entgegenzusetzen: Die Formel hat nichts genützt. Die Neigung wurde immer größer, der Winkel immer spitzer und der Liebende fiel auf die Nase. Und nun der Held in John Greens Roman: Colin Singleton, Wunderkind, Anagrammfetischist und Egomane in Ausbildung, stets unter Erwartungsdruck, aus dem Wunderkind möge sich ein Genie entwickeln.
Natürlich ist der Autor gegenüber dem Erklärungswahn seines Protagonisten äußerst skeptisch. Er hat Colin deshalb gleich vom ersten Kapitel an einen Freund zur Seite gestellt, der den systematischen Jammer nach der 19. Trennung – alle Geliebten hießen zudem Katherine! – manchmal ironisch, manchmal sarkastisch relativiert. Gleichzeitig zwingt der lebenslustige Hassan seinen orientierungslosen Kumpel zur geographischen Distanz vom Tatort Chicago: Beide fahren mit einer alten Klapperkiste ins Blaue und landen bereits auf Seite 39 zufällig in einem obskuren Kaff im tiefsten Tennessee. Dort soll sich angeblich das Grab des Erzherzogs Franz Ferdinand befinden (der in Sarajewo Erschossene). Noch vor dem Grab entdecken sie Lindsey Lee Wells, Touristenführerin, Managerin des General Store und allem Anschein nach eine allseits beliebte Persönlichkeit im Ort. Das ist der eigentliche Beginn der komplexen Geschichte, in deren Verlauf Colins mathematischer Tunnelblick auf die Liebe immer wieder erschüttert wird. Nicht ganz zufällig erfahren die Leser Hintergründiges über die Menschen am Lande und über den Wert der erzählten Geschichte für die persönliche Biographie.
Zu viel des Guten für den Roman über junge Liebe und ihre Folgen? Leider. Die Handlung wirkt konstruiert, bei aller Originalität des Zugangs zum Thema. Bei den Witzen und Geistesblitzen, die der Autor seinen Helden auf die Zunge legt, glaubt man auf den ersten 100 Seiten das Hämmern auf der Laptop-Tastatur zu hören (oder das Kratzen des Füllers), mit dem der Autor seine Gedanken fixiert. Das ist zu lang, um noch als Warming-up für uns Leser durchzugehen, selbst wenn sich die Handlung umso mehr entspannt, je mehr Würze Lindsey & Co. in die Geschichte bringen. Die Dialoge werden erfrischend lebendig und auf ganz natürliche Weise herzerwärmend sophisticated. Auch wenn sich Green im Lauf der Geschichte zunehmend als talentierter Baumeister dramaturgischer Brückenbögen erweist, hat er, anders als in seinem Debütroman Eine wie Alaska, den ersten Pfeiler in den Sand gesetzt. (ab 14 Jahre) SIGGI SEUSS
JOHN GREEN: Die erste Liebe (nach 19 vergeblichen Versuchen). Aus dem Amerikanischen von Sophie Zeitz. Hanser 2008. 288 Seiten,14,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
Die Beziehung zwischen Mathematik und Liebe
Es lebe die Liebe! Okay. Es lebe die Mathematik! Warum nicht? Aber sollten sich die beiden in übersehbarer Zukunft deshalb gleich paaren? Der traurige Held in John Greens zweitem Roman Die erste Liebe (nach 19 vergeblichen Versuchen) ist davon überzeugt, in einer mathematischen Formel den Schlüssel für das Scheitern seiner bisher 19 Liebesversuche vom achten bis zum siebzehnten Lebensjahr finden zu können. Colin Singleton glaubt allen Ernstes, mit seinem Theorem sogar Voraussagen für die Stabilität zukünftiger Beziehungen treffen zu können.
Die Formel? Kein Problem. Sie ist sogar von einem Mathematikprofessor im Anhang des Buches auf die immanente Logik hin überprüft worden. Dieser ultimativ wirkenden Formel ist erst einmal der Selbstversuch des Rezensenten entgegenzusetzen: Die Formel hat nichts genützt. Die Neigung wurde immer größer, der Winkel immer spitzer und der Liebende fiel auf die Nase. Und nun der Held in John Greens Roman: Colin Singleton, Wunderkind, Anagrammfetischist und Egomane in Ausbildung, stets unter Erwartungsdruck, aus dem Wunderkind möge sich ein Genie entwickeln.
Natürlich ist der Autor gegenüber dem Erklärungswahn seines Protagonisten äußerst skeptisch. Er hat Colin deshalb gleich vom ersten Kapitel an einen Freund zur Seite gestellt, der den systematischen Jammer nach der 19. Trennung – alle Geliebten hießen zudem Katherine! – manchmal ironisch, manchmal sarkastisch relativiert. Gleichzeitig zwingt der lebenslustige Hassan seinen orientierungslosen Kumpel zur geographischen Distanz vom Tatort Chicago: Beide fahren mit einer alten Klapperkiste ins Blaue und landen bereits auf Seite 39 zufällig in einem obskuren Kaff im tiefsten Tennessee. Dort soll sich angeblich das Grab des Erzherzogs Franz Ferdinand befinden (der in Sarajewo Erschossene). Noch vor dem Grab entdecken sie Lindsey Lee Wells, Touristenführerin, Managerin des General Store und allem Anschein nach eine allseits beliebte Persönlichkeit im Ort. Das ist der eigentliche Beginn der komplexen Geschichte, in deren Verlauf Colins mathematischer Tunnelblick auf die Liebe immer wieder erschüttert wird. Nicht ganz zufällig erfahren die Leser Hintergründiges über die Menschen am Lande und über den Wert der erzählten Geschichte für die persönliche Biographie.
Zu viel des Guten für den Roman über junge Liebe und ihre Folgen? Leider. Die Handlung wirkt konstruiert, bei aller Originalität des Zugangs zum Thema. Bei den Witzen und Geistesblitzen, die der Autor seinen Helden auf die Zunge legt, glaubt man auf den ersten 100 Seiten das Hämmern auf der Laptop-Tastatur zu hören (oder das Kratzen des Füllers), mit dem der Autor seine Gedanken fixiert. Das ist zu lang, um noch als Warming-up für uns Leser durchzugehen, selbst wenn sich die Handlung umso mehr entspannt, je mehr Würze Lindsey & Co. in die Geschichte bringen. Die Dialoge werden erfrischend lebendig und auf ganz natürliche Weise herzerwärmend sophisticated. Auch wenn sich Green im Lauf der Geschichte zunehmend als talentierter Baumeister dramaturgischer Brückenbögen erweist, hat er, anders als in seinem Debütroman Eine wie Alaska, den ersten Pfeiler in den Sand gesetzt. (ab 14 Jahre) SIGGI SEUSS
JOHN GREEN: Die erste Liebe (nach 19 vergeblichen Versuchen). Aus dem Amerikanischen von Sophie Zeitz. Hanser 2008. 288 Seiten,14,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de