Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 6,00 €
  • Broschiertes Buch

Taha Muhammad Ali, Israels berühmtester arabischer Dichter, schrieb auf Arabisch und auf Hebräisch. Nach nur vier Jahren Schulausbildung wurde er zum Autodidakt, nachts studierte er arabische und amerikanische Literatur und betrieb tagsüber einen Souvenirladen. Die historischen und persönlichen Reibungsflächen sind der Nährboden seiner Gedichte - Gedichte von rhythmischer Musikalität, verschmitztem Witz, voller Traurigkeit, immer direkt, von unergründlicher Tiefe und Schönheit. Erstmalig liegen nun die Gedichte des bedeutendsten arabischen Dichters aus Israel auf Deutsch vor.

Produktbeschreibung
Taha Muhammad Ali, Israels berühmtester arabischer Dichter, schrieb auf Arabisch und auf Hebräisch. Nach nur vier Jahren Schulausbildung wurde er zum Autodidakt, nachts studierte er arabische und amerikanische Literatur und betrieb tagsüber einen Souvenirladen. Die historischen und persönlichen Reibungsflächen sind der Nährboden seiner Gedichte - Gedichte von rhythmischer Musikalität, verschmitztem Witz, voller Traurigkeit, immer direkt, von unergründlicher Tiefe und Schönheit. Erstmalig liegen nun die Gedichte des bedeutendsten arabischen Dichters aus Israel auf Deutsch vor.
Autorenporträt
Muhammad Ali, Taha
Taha Muhammad Ali wurde 1931 in Saffuriya, Galiläa geboren. Er war siebzehn, als seine Familie im arabisch-israelischen Krieg von 1948 in den Libanon floh. Ein Jahr später kehrte Taha Muhammad Ali nach Israel zurück und lebte bis zu seinem Tod 2011 in Nazareth. Er hat zahlreiche Gedichte und Erzählungen verfasst.

Weidner, Stefan
Stefan Weidner, geboren 1967, studierte Islamwissenschaften, Germanistik und Philosophie in Göttingen, Damaskus, Berkeley und Bonn. Er lebt als freischaffender Autor und Journalist in Köln. Im Ammann Verlag erschien zuletzt sein von der Kritik gefeierter erzählter Essay Mohammedanische Versuchungen (2004), für welchen er den Clemens-Brentano-Preis der Stadt Heidelberg erhielt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.07.2013

Verse für ein geplagtes Volk

Ein Land aus Worten und ein Blutfleck auf der weißen Weste dieser Welt: das lyrische Werk von Taha Muhammad Ali, einem arabischen Dichter aus Israel.

In der arabischen Welt besitzt die Lyrik noch immer eine große gesellschaftliche Bedeutung. Obwohl oder weil sie auf die Hochsprache zurückgeht, hat sie eine Aura behalten, die auch den bildungsfernen Massen teuer, ja heilig ist. Poesie stiftet Identität. Sie erschafft - mit den Worten des palästinensischen Dichters Mahmud Darwish (1941 bis 2008) - "ein Land aus Worten". Man kann sich vorstellen, dass diese utopische Rolle der Poesie für die Palästinenser oder die in Israel lebenden Araber besonders bedeutsam ist.

Auch in Israel gibt es Lyriker, die ein Palästina aus Worten suchen - ganz gleich, ob sie auf Arabisch oder Hebräisch schreiben. Einer von ihnen ist der 2011 verstorbene Taha Muhammad Ali. Schon seine Vita ist ein historisch-politisches Exempel. Der Dichter wurde 1931 in Galiläa im Dorf Saffoura geboren. Im arabisch-israelischen Krieg von 1948 floh er mit seiner Familie in den Libanon. Als er ein Jahr später illegal heimkehrte, fand er das Heimatdorf zerstört vor. Mehr noch, er war Fremder im eigenen Land geworden, nämlich ein Staatsbürger zweiter Klasse.

Taha Muhammad Ali ging 1949 nach Nazareth, arbeitete als Handwerker und eröffnete später einen Souvenirladen in der Altstadt. Er las nachts Lyrik und begann Gedichte zu schreiben. Er war nur vier Jahre zur Schule gegangen und musste sich die fehlende Bildung autodidaktisch erarbeiten. Nur wenige Kilometer von dem verlorenen Heimatdorf entfernt, vertraute er seine Klage um Verlust und Entfremdung lyrischen Texten an, deren Nüchternheit die blumige Tradition seiner Heimat hinter sich ließ.

Man begreift, dass Taha Muhammad Ali unter solchen Umständen kein Vielschreiber werden konnte. Auch brauchte er lange, um in und über Palästina hinaus bekannt zu werden. Bahnbrechend wurde für den Fünfundsiebzigjährigen im Jahre 2006 "So What", eine arabisch-amerikanische Edition neuer und ausgewählter Gedichte. Auf ihr basiert die deutsche Ausgabe "An den Ufern der Dunkelheit". Wir verdanken sie Stefan Weidner, dem verdienstvollen Vermittler aus dem Arabischen, der auch Adonis und Mahmud Darwish ins Deutsche gebracht hat.

Weidner zeigt uns Taha Muhammad Ali als einen Dichter, der entscheidende Tendenzen der jüngeren arabischen Lyrik vorwegnahm. Seine Gedichte - so Weidner - sind "einfach, klar, direkt, voll vom alltäglichen Leben und zugleich unübersehbar symbolisch". Manchmal genügt schon die Überschrift eines Gedichts, um das zentrale Erlebnis des Verlusts zu markieren. Etwa "Die Glocke vierzig Jahre nach der Zerstörung eines Dorfs". Was die Glocke dann sagt, evoziert ein Bild, das die Präzision eines Haikus hat: "Die Verbitterung folgt mir / Wie die Küken / Der Henne folgen."

Taha Muhammad Ali hat sich von allem gelöst, was die arabische Poesie bestimmte und gefährdete: von Rhetorik, von Litanei und bloßer Gefühligkeit. Der ernüchterte Dichter lässt seine Emotionen als Metaphern sprechen: "Ich werde fortbestehen / Als ein Fleck Blut / Von der Größe einer Wolke / Auf der weißen Weste dieser Welt." In diesen Zeilen eines Gedichts von 1973 ist alles enthalten, was ein geplagtes Volk wie das palästinensische der Welt zu sagen hat.

Die Gedichte Taha Muhammad Alis sind ihrem schönen Titel gemäß "an den Ufern der Dunkelheit" angesiedelt. Von der Dunkelheit des palästinensischen Schicksals sprechen sie klar und wahrhaftig. Stefan Weidner sieht die Tiefe ihrer Bedeutung "sozusagen auf der Oberfläche der geöffneten Hand". Der deutsche Leser glaubt mit diesem Band die Hand eines wirklichen Dichters zu ergreifen.

HARALD HARTUNG

Taha Muhammad Ali: "An den Ufern der Dunkelheit". Gedichte aus Palästina.

Aus dem Arabischen und mit einem Nachwort von Stefan Weidner. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2013. 110 S., br., 9,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Harald Hartung wendet den größten Teil seiner Besprechung dafür auf, den hierzulande noch kaum bekannten palästinensischen Dichter Taha Muhammad Ali (1931-2011) vorzustellen, der in Galiläa geboren wurde, als Jugendlicher mit seiner Familie in den Libanon floh und sich ab 1949 in Nazareth eine Existenz als Handwerker und autodidaktischer Dichter aufbaute. In seiner Dichtung entfernte sich Taha Muhammad Ali konsequent von den der in der arabischen Poesie herrschenden Dominanz des Gefühligen und entwickelte einen nüchternen, bildstarken Stil, der für die moderne arabische Lyrik prägend werden sollte, so der Rezensent. Ein besonderer Dank geht an den Übersetzer Stefan Weidner, den Hartung als "verdienstvollen Vermittler" würdigt.

© Perlentaucher Medien GmbH
Ganz wunderbare Gedichte voll schlichter Aufrichtigkeit und existentieller Tiefe. Katharina Borchhardt Litprom Bestenliste Weltempfänger, Herbst 2013