Um 1830 entdeckten fast zeitgleich zwei Maler das Thema der trauernden Juden im babylonischen Exil. Ferdinand Olivier wählte eine klassisch-heroische Landschaft, in der er das Bildpersonal staffageartig integrierte. Eduard Bendemann schuf hingegen eine figürliche Allegorie und stellte die trauernden Menschen in den Vordergrund seines elegischen Stimmungsbildes. Ein Dialog beider Gemälde im Zusammenhang mit Entwürfen und Vergleichswerken offenbart die ganz unterschiedlichen Bildkonzepte. Oliviers Spätwerk und Bendemanns frühe Arbeit zeigen sich dabei als Folie für ganz verschiedene Sehnsüchte: Die Darstellung von Psalm 137 "An den Wassern zu Babylon saßen wir und weinten, wenn wir an Zion gedachten" ruft zum einen die politisch brisante Frage der jüdischen Emanzipation auf, veranschaulicht jedoch zugleich die Sehnsucht des deutschen Bürgertums nach nationaler Einheit. In der Tradition nazarenischer Kunst verbirgt sich hinter dem ersehnten Jerusalem jedoch auch das himmlische Jerusalem und damit ein christlich-heilsgeschichtlicher Aspekt. Und für Olivier blieb Italien zeitlebens das nie gesehene Land seiner Sehnsucht. Das Buch erscheint zur gleichnamigen Ausstellung in Kooperation mit der MaxPlanck-Research-Group "Das wissende Bild. Epistemologische Grundlagen profaner Bildlichkeit vom 15. bis 19. Jahrhundert" am Kunsthistorischen Institut in Florenz - Max-Planck-Institut.
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