Im Buch Deuteronomium kommt Mose mehrmals auf die Ereignisse am Berg Horeb zu sprechen. Während in Dtn 4; 5 Gottes Offenbarung und Bundesschluss im Fokus stehen, thematisiert er in Dtn 9,1-10,11 Israels "Ursünde" mit dem Kalb am Fuße des Berges, um dann die Überwindung des Konfliktes zwischen Gott und seinem Volk zu schildern. Diese Sünden- und Rettungserzählung verknüpft er mit weiteren Rebellionen der Wüstenzeit, insbesondere mit dem Scheitern der Eltern an der Schwelle zum Land in Kadesch-Barnea. Die vorliegende Studie widmet sich der Frage, warum und mit welchen Zielen Mose der Moabgeneration angesichts der bevorstehenden Landnahme von diesen Ereignissen in der dargebotenen Form erzählt. Dabei zeigen sich mehrschichtige Zusammenhänge zwischen Israels bewegter Vergangenheit und den Herausforderungen diesseits und jenseits der Schwelle, die der Jordan markiert. In einem zweiten Schritt werden diese Zusammenhänge aus der Welt der Erzählung auf die Kommunikation zwischen den Autoren und ihren Adressaten hin bedacht. Welche möglichen historischen Kommunikationssituationen lassen sich in Dtn 9,1-10,11 erkennen und mit welchen pragmatischen Zielen könnten sich Autoren dabei an ihre Adressaten gewendet haben?