Ohne den Krieg von 1870/71 gäbe es keinen deutschen Nationalstaat. Dabei zeigte er bereits, welche Schrecken im 20. Jahrhundert folgen sollten.Auch wenn überall Denkmäler von ihm künden, ist der deutsch-französische Krieg von 1870/71 heute weitestgehend vergessen. Dabei war er der erste Krieg »an der Schwelle zur Moderne«. Auf der einen Seite zeigte er noch Merkmale der Kabinettskriege der »alten Zeit«, z.B. bei der Uniformierung oder dem militärischen Ethos. Auf der anderen Seite wurden in ihm schon die wesentlichen Merkmale des Industriezeitalters wirksam. Große Mengen industriell…mehr
Ohne den Krieg von 1870/71 gäbe es keinen deutschen Nationalstaat. Dabei zeigte er bereits, welche Schrecken im 20. Jahrhundert folgen sollten.Auch wenn überall Denkmäler von ihm künden, ist der deutsch-französische Krieg von 1870/71 heute weitestgehend vergessen. Dabei war er der erste Krieg »an der Schwelle zur Moderne«. Auf der einen Seite zeigte er noch Merkmale der Kabinettskriege der »alten Zeit«, z.B. bei der Uniformierung oder dem militärischen Ethos. Auf der anderen Seite wurden in ihm schon die wesentlichen Merkmale des Industriezeitalters wirksam. Große Mengen industriell gefertigter Waffen trafen auf die schutzlosen Körper der Männer in den Massenheeren der modernen Wehrpflicht. Die Eisenbahn verkleinerte Distanzen, beschleunigte den Krieg und weitete zugleich die potentiellen Räume, in die er eindringen konnte. Die Telegrafie ermöglichte tagesaktuelle Berichterstattung und politische Manipulation. Doch interessant ist nicht nur die technische Seite unter der Frage, ob 1870/71 ein Ereignis an der Schwelle zur Modernität war. Auch der Charakter des Krieges selbst veränderte sich. Partisanenerschießungen, die Schaffung einer national aufgeladenen Heimatfront, Hasspropaganda und kolonialer Rassismus unterschieden ihn von den Kriegen der Vormoderne. In vielen Punkten verwies dieser »kleine« Krieg auf die vielfach gesteigerten Kriegsschrecken des 20. Jahrhunderts.
Tobias Arand, Inhaber des Lehrstuhl für Geschichte und Geschichtsdidaktik an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg, Co-Autor des YouTube-Kanals »Glory & Defeat« über 1870/71.Veröffentlichungen u. a.: 1870/71. Die Geschichte des Deutsch-Französischen Krieges erzählt in Einzelschicksalen (2018).
Frank Becker, geb. 1963, ist Inhaber des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Duisburg-Essen und Mitglied im Leitungsgremium des DFG-Graduiertenkollegs »Vorsorge, Voraussicht, Vorhersage: Kontingenzbewältigung durch Zukunftshandeln«.Veröffentlichungen u. a.: Ambiguität und Geschlecht. Interdisziplinäre Perspektiven, Bielefeld (2024, hg. mit Patricia Plummer); »Menschen-ökonomie«. Arbeitswissen und Arbeitspraktiken in Deutschland 1925- 1945 (2021).
Christian Bunnenberg, Inhaber des Lehrstuhls für Didaktik der Geschichte und Public History an der Ruhr-Universität Bochum, forscht insbesondere zur Geschichtskultur des Krieges sowie zu Geschichte und Medien im digitalen Wandel.
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