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Auf deutscher Seite war jeder dritte Soldat im Krieg gegen die Sowjetunion ein Ausländer. Zu Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion konnte die Wehrmacht rund 600 000 Mann verbündete Truppen einsetzen, später kamen zahlreiche ausländische Freiwillige und »Hilfswillige« hinzu. Auf dem Höhepunkt des Zweiten Weltkrieges war an der Ostfront schließlich jeder dritte Uniformträger auf deutscher Seite ein Ausländer. Hitlers Parole vom »Kampf gegen den Bolschewismus« fand in ganz Europa Widerhall bei überzeugten Faschisten ebenso wie bei Angehörigen osteuropäischer Völker, die nach der…mehr

Produktbeschreibung
Auf deutscher Seite war jeder dritte Soldat im Krieg gegen die Sowjetunion ein Ausländer. Zu Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion konnte die Wehrmacht rund 600 000 Mann verbündete Truppen einsetzen, später kamen zahlreiche ausländische Freiwillige und »Hilfswillige« hinzu. Auf dem Höhepunkt des Zweiten Weltkrieges war an der Ostfront schließlich jeder dritte Uniformträger auf deutscher Seite ein Ausländer. Hitlers Parole vom »Kampf gegen den Bolschewismus« fand in ganz Europa Widerhall bei überzeugten Faschisten ebenso wie bei Angehörigen osteuropäischer Völker, die nach der Wiedergewinnung ihrer Unabhängigkeit von der UdSSR strebten. Viele von ihnen kämpften nicht nur an der Front, sondern ließen sich auch in die Verbrechen der Wehrmacht und der Waffen-SS verstricken. Von Hitler wegen angeblichen Versagens geschmäht, von ihren Heimatländern wegen Verrats und Kollaboration abgeurteilt und vergessen, wurde ihr Einsatz von den Historikern im Kalten Krieg meist übersehen oder verschwiegen. Die Monographie von Rolf-Dieter Müller vermittelt auf der Basis neuerer Forschungen erstmals einen systematischen Überblick über Hitlers Verbündete an der Ostfront sowie die ausländischen Freiwilligen. Durch Karten und zahlreiche Fotos sowie Schilderungen von Einzelschicksalen und Kampfeinsätzen wird das schwierige Thema anschaulich und verständlich präsentiert. Erste umfassende Darstellung eines lange ausgeblendeten Themas vom Top-Experten zur Geschichte des Zweiten Weltkrieges. Hohe Anschaulichkeit durch Kartenmaterial und Abbildungen
Autorenporträt
Müller, Rolf-Dieter
Jahrgang 1948, Studium der Geschichte, Politikwissenschaft und Pädagogik in Braunschweig und Mainz, 1981 Promotion, 1999 Habilitation, 1979-2014 Wiss. Mitarbeiter des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes, zuletzt Leitender Wiss. Direktor, Leiter des Großprojekts 'Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg' (mit 13 Bänden abgeschlossen 2008), Honorarprofessur für Militärgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin. Zahlreiche Publikationen zur Geschichte des Zweiten Weltkrieges, Mithrsg. 'Die Zerstörung Dresdens 13. bis 15. Februar 1945' (2010); 'Hitlers Wehrmacht 1935-1945' (2012).; wiss. Beratung von Rundfunk- und Fernsehdokumentationen, u.a. 'Soldaten für Hitler' und 'Heimatfront'.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.08.2008

Mehr als eine Randerscheinung
Auf die fast zwei Millionen ausländischen Helfer war Hitler im Krieg gegen die Sowjetunion angewiesen

Rolf-Dieter Müller legte vor wenigen Jahren eine beachtenswerte Darstellung des Zweiten Weltkrieges vor, den er als "letzten deutschen Krieg" präsentierte. Nun erinnert er daran, dass ein Kernstück - Hitlers Krieg gegen die Sowjetunion - hinsichtlich der beteiligten Akteure so rein deutsch gar nicht war. Anknüpfend an frühere Arbeiten von Militärhistorikern, etwa Hans Werner Neulen, weist er nach, dass "an der Seite der Wehrmacht" auf dem osteuropäischen Kriegsschauplatz schon von Anfang an nahezu eine Million - später sogar das Doppelte - nichtdeutscher militärischer Kräfte operierten. Der Bestand der an der Ostfront eingesetzten "reichsdeutschen" Armeeangehörigen lag, gemäß Müller, bei durchschnittlich zwischen 2,5 und 3 Millionen Mann.

Müller zeigt, wie sich die imposante Gesamtzahl militärischer "Fremdarbeiter" aus einer Addition sehr verschiedenartiger Komponenten ergibt. Er spricht zunächst von den Beiträgen der mit dem Reich verbündeten Staaten. Unter ihnen nahm Finnland eine Sonderstellung ein, weil es seine Kriegsbeteiligung nicht als Teilnahme an Hitlers "Kreuzzug gegen den Bolschewismus" verstanden wissen wollte. Vielmehr ging es den Finnen primär darum, den im vorausgegangenen "Winterkrieg" 1939/40 an die Sowjets verlorenen Teil Kareliens zurückzugewinnen. Bis zum Herbst 1944 band die finnische Armee in ihrem langgezogenen Frontabschnitt zwar beträchtliche sowjetische Kräfte; die politische Führung wahrte gegenüber Berlin indessen eine gewisse ideologische Distanz und ließ auch die Verbindung nach Washington nie abbrechen.

Weit weniger konkret motiviert als die auf Sicherung seines territorialen Besitzstandes begrenzte Kriegführung Finnlands war die Beteiligung Italiens an Hitlers "Unternehmen Barbarossa". Mussolini ging es darum, antibolschewistische Solidarität mit dem deutschen Verbündeten an den Tag zu legen, vor allem aber den Geltungsanspruch Italiens als europäischer Großmacht auch auf dem neuen Kriegsschauplatz zu demonstrieren. Ohne von deutscher Seite dazu aufgefordert worden zu sein, entsandte Italien Truppenverbände an die Ostfront, deren Bestand sich sukzessive auf nahezu 250000 Mann erhöhte. Zeitweise erschien es nützlich, Italiener als Trennelement zwischen die Kontingente zweier anderer Verbündeter des Reiches in die Frontlinie einzuschieben: Ungarns und Rumäniens.

Feindliche Nachbarn spätestens seit dem Ende des Ersten Weltkrieges, hatten sich die beiden Staaten dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion ihrerseits aus freien Stücken angeschlossen. Sie waren vor allem darauf bedacht, sich durch die Kriegsteilnahme das Recht auf Mitsprache bei der nach dem deutschen Sieg zu erwartenden Umgestaltung der territorialen Besitzverhältnisse in Südosteuropa zu sichern. Für beide galt es, den Nachkriegsaspirationen des jeweiligen Rivalen frühzeitig entgegenzuwirken. Die Kriegswende vom Dezember 1942/Januar 1943 ließ Zukunftsträume dann aber brüsk zunichtewerden. Die rumänischen Streitkräfte - nördlich und südlich von Stalingrad an den Flanken der von Friedrich Paulus kommandierten 6. Armee eingesetzt - verloren nahezu 150000 Mann: Tote, Verwundete und Vermisste. Die Verluste der Ungarn beliefen sich auf über 100000, jene der Italiener auf rund 115000 Mann. Angesichts solchen Aderlasses erstaunt es nicht, dass sich der Beitrag der Streitkräfte verbündeter Regierungen an die deutsche Kriegsanstrengung in der Folge drastisch verringerte. Ebenso markant stieg wegen der erlittenen schweren Verluste aber auch der Mannschaftsersatzbedarf von Wehrmacht und Waffen-SS. Aus rassenideologischer Verblendung hatte es die deutsche Führung weitgehend verschmäht, sich die Dienstbereitschaft zunutze zu machen, die antistalinistisch eingestellte Bevölkerungsteile, insbesondere in den Randgebieten der Sowjetunion, der Wehrmacht anfangs entgegenbrachten. Am ehesten war man bereit, Reiterformationen der Kosaken Aufnahme in die eigenen Reihen zu gewähren.

Besondere Sympathie genossen die Kosaken, weil sie als verlässliche Antikommunisten galten. Die Schaffung von Truppenverbänden, die unter der Bezeichnung "Russische Befreiungsarmee" als formell eigenständige Heereseinheiten hätten operieren sollen, kam in der Endphase des Krieges kaum über erste Ansätze hinaus. Hitler mochte "weltanschaulich" derart ketzerischen Plänen bis zuletzt nicht wirklich zustimmen, weshalb die nach ihrem designierten Befehlshaber so benannte Wlassow-Armee weitgehend ein Phantomgebilde blieb. In großer Zahl sind russische "Hilfswillige" offenbar "inoffiziell" und weitab von ideologischen Erwägungen, einfach um Lücken zu füllen, in deutsche Truppenverbände eingegliedert worden. So soll Paulus im Kampf um Stalingrad über mindestens 19000 russische Hilfskräfte verfügt haben.

Ein Kapitel seiner Darstellung widmet der Autor den Freiwilligen aus dem "neutralen" Spanien und den besetzten Ländern Westeuropas. Zumindest anfänglich galt die Faustregel, dass Freiwilligenkontingente aus "germanischen" Ländern (Niederlande, Dänemark, Norwegen) in die Waffen-SS, aus "nichtgermanischen" Ländern (Spanien, Frankreich) in die Wehrmacht eingegliedert wurden. Der Bestand der spanischen "Blauen Division", die als einziger dieser Verbände einen gewissen legendären Status erlangte, betrug knapp 18000 Mann, aber ein quartalsweiser Ablösungsturnus ermöglichte es einer weit höheren Anzahl spanischer Militärs, sich während des zweieinhalbjährigen Einsatzes der Division "Ostfronterfahrung" anzueignen.

Müller kommt zu dem Schluss, dass der Beitrag ausländischer Soldaten und Hilfskräfte zur deutschen Kriegsanstrengung im Osten weit schwerer ins Gewicht fiel als bisher angenommen. Im Gegensatz zur lange vorherrschenden Sichtweise will er deren Beteiligung nicht als bloße Randerscheinung verstanden wissen; ohne diesen Zuschuss an Wehrkraft wären die deutschen Streitkräfte allein nicht in der Lage gewesen, den Kampf im Osten weit über den Krisenwinter 1941/42 hinaus fortzusetzen. Ein hohes Maß an Plausibilität ist dieser faktisch solide abgestützten Argumentation nicht abzusprechen.

PAUL STAUFFER

Rolf-Dieter Müller: An der Seite der Wehrmacht. Hitlers ausländische Helfer beim "Kreuzzug gegen den Bolschewismus" 1941-1945. Chistoph Links Verlag, Berlin 2007. 276 S., 24,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Sehr interessiert hat der Rezensent Paul Stauffer das Buch "An der Seite der Wehrmacht" des Historikers Rolf-Dieter Müller aufgenommen. Bereits eines seiner vergangenen Werke, in dem Müller den Zweiten Weltkrieg als "letzten deutschen Krieg" charakterisierte, hatte es dem Rezensenten angetan. In der vorliegenden Darstellung ergänze der Autor seine These allerdings um einige wichtige Fakten, lässt Stauffer wissen. Der Historiker beschreibt die bislang wenig beachtete Tatsache, dass in Hitlers Krieg gegen die Sowjetunion fast zwei Millionen nichtdeutsche militärische Kräfte zur Unterstützung der deutschen Truppen operierten, unter ihnen kämpften Männer aus Finnland, Italien, Ungarn und Rümänien. Aus "rassenideologischer Verblendung" habe die nationalsozialistische Führung die Hilfe der antistalinistisch eingestellten Bevölkerungsteile zunächst abgelehnt, sei dann aber eines Besseren belehrt worden, referiert der Rezensent. Müllers "plausibel argumentiertes" Plädoyer, diesen wichtigen Abschnitt nicht als bloße Randerscheinung der Geschichte wahrzunehmen, trifft bei ihm auf Zustimmung.

© Perlentaucher Medien GmbH
Insgesamt liegt hier ein äußerst lesenswertes Buch vor, das dem Leser viele Überraschungen bringen wird. Selten wird so viel historisches Wissen auf so knappem Raum vermittelt. Henry Bernhard, Deutschlandfunk (Politische Literatur) Eine überzeugende und gut lesbare Darstellung. Lutz Meurer, Westdeutsche Zeitung Eigentlich viel zu lange hat die Fachwelt wie auch die interessierte Öffentlichkeit auf diese erste fundierte Beschreibung des Einsatzes von Ausländern in den deutschen Streitkräften an der Ostfront gewartet. Müllers Band sollte in keiner gut sortierten Bibliothek fehlen. Rüdiger von Dehn, H-Soz-u-Kult Rolf-Dieter Müller hat ein Standardwerk über die Wehrmacht und ihre Helfer geschrieben. (...) Hitler glaubte in Überschätzung der eigenen Möglichkeiten auf ausländische Unterstützung und die Mobilisierung der Bundesgenossen weitgehend verzichten zu können. Doch es kam anders. Wie deutlich anders, ist öffentlich bislang nur wenig bekannt. Daher ist es das große Verdienst von Rolf-Dieter Müller, nun eine grundlegende Studie über Hitlers ausländische Helfer bei seinem "Kreuzzug gegen den Bolschewismus" vorzulegen, die ein neues Licht auf den deutsch-sowjetischen Krieg 1941-1945 wirft. Thomas Speckmann, Die Welt Ein hohes Maß an Plausibilität ist dieser faktisch solide gestützten Argumentation nicht abzusprechen. Paul Schaffer, F.A.Z. In short, Müller has written a concise yet comprehensive treatment of the military operations of Hitler's foreign helpers in the war against the Soviet Union, restoring the importance of these countries and their armies to the conduct of war in the East. In writing a work that is encyclopedic in structure and scope, Müller has produced a very handy reference on this topic. Well stocked with useful maps and photos, the work provides a very readable account that effectively dismantles myths and legends that have grown up around an important and neglected subject. Jeff Rutherford, www.h-net.org…mehr