Ludwig Steinherr ist ein metaphysischer Dichter, wie der Philosoph Vittorio Hösle schreibt. In seiner Lyrik geht es um alltägliche Dinge und Ereignisse - doch auch die gewöhnlichsten Gegenstände erscheinen in einem transzendenten Licht. Im Duft einer Seife ersteht die Stadt Aleppo in der Erinnerung. Ein kleines Mädchen in einem China-Restaurant überbietet die Weisheit Buddhas. Das Schielen eines Kindes wird zur Eigenschaft des Sonnengottes. Ein Regenmantel am Haken erscheint als Michelangelos abgezogene Haut in der Kuppel des Jüngsten Gerichts. Und die Geliebte trägt als einzigen Schmuck um den Hals die eigene Verzweiflung. In diesen Gedichten führt ein Sprung in einer Teetasse zurück in die Grabenkämpfe des Ersten Weltkrieges. Und eine Mücke, die du aus dem Weinglas retten willst, vererbt dir all ihren Besitz an Licht.
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