"Leichte Zeiten gibt es nicht", seufzt Kohoutek. Eigentlich könnte er rundum zufrieden sein. Ja, wäre da nicht Justyna. Seine aktuelle Freundin. Mit ihrer ganzen Bibliothek und allerlei Habseligkeiten im Koffer kommt sie plötzlich angereist - und schon ist es vorbei mit der Beschaulichkeit. Flugs muss er sie auf dem Dachboden der alten Schlachterei (und manchmal sogar auf dem Apfelbaum) verstecken, damit niemand erfährt, dass er ein alter Wüstling ist, besessen vom "unersättlichen Dämon der Tastlust" und von noch ganz anderen Begierden. Kohoutek sitzt in der Falle, die er sich selbst gestellt hat. Sein Versuch, die aktuelle Freundin vor Oma, Eltern, Frau und Nachbarn geheim zu halten, führt zu unvergleichlich komischen Szenen. Am Ende bleibt Kohoutek nur noch die Flucht aus seinem Dorf im Teschener Ländchen, dieser protestantischen Enklave in Polen, wo man es mit Sitte, Anstand und Bibel ohnehin ein bisschen strenger nimmt.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Was auf den ersten Blick wie billiger Klamauk wirkt, eine Provinzposse um Ehebetrug und den Schwierigkeiten der Vertuschung, ist, darf man der Besprechung von Gregor Ziolkowski Glauben schenken, in Wahrheit viel mehr. Denn von Beginn an unterlaufe der Autor diese Lesart durch "Momente abgründiger Ernsthaftigkeit" und "schaurige Elemente". Das Resümee des Rezensenten lautet denn auch: "Und so ist es der Mikro-Kosmos einer schräg beleuchteten Abgeschiedenheit, in dem sich die makabre Komödie um die Selbstbehauptung des Individuums ihre Bühne sucht." Aber dem noch nicht genug: "Dem überdrehten Versteck- und Verzweiflungsspiel um Liebe, Eifersucht und Selbstbehauptung korrespondiert ein ironisch-pathetischer Ton auf der Ebene der tieferen historischen Deutungen." Um diesem Interpretationsansatz folgen zu können, muss man das Buch von Jerzy Pilch wohl selber lesen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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