Die kapitalistische Welt befindet sich in einer Vielfachkrise. Aber obwohl auch in Europa immer mehr Menschen zweifeln, dass 'freie Märkte' tatsächlich gutes Leben gewährleisten, hat die multiple Krise auf dem alten Kontinent bislang nicht zu einer politischen Krise des Kapitalismus, ja nicht einmal des Neoliberalismus geführt.Doch auch in Lateinamerika, wo der Neoliberalismus in einigen Ländern in den 2000er Jahren kollabiert ist, zeigt sich heute, wie schwer es ist, kapitalistische Entwicklungs- und Produktionsmuster praktisch in Frage zu stellen. Selbst in Venezuela und Bolivien, wo die Regierungen eine starke sozialistische Rhetorik verfolgen, sind beharrliche ökonomische Kontinuitäten zu beobachten.Vor diesem Hintergrund versammelt der Band Beiträge, die aus fünf verschiedenen lateinamerikanischen und europäischen Ländern stammen und eine Perspektive jenseits des herrschenden 'There is no Alternative' eröffnen.AutorInnen und Themen:Elmar Altvater über Kapitalakkumulation nach Fukushima, Joachim Hirsch zum Verhältnis Staat und sozialen Bewegungen, Klaus Meschkat zur Debatte über Rätedemokratie, Christian Siefkes zu Peer Production und Commonism, Aaron Tauss zu besetzten Fabriken in Argentinien, Patricia Chávez (Bolivien) über 'Spannungen im Staat' aus der Perspektive der Indigenenbewegung, Andrés Antillano fragt nach der 'plebejanischen Demokratie Venezuela', Leopoldo Múnera Ruiz (Kolumbien) diskutiert anhand der Positionen von Raúl Zibechi und García Linera das Verhältnis von Staatsform vs. Gemeinschaft, Jairo Estrada Álvarez (Kolumbien) untersucht die 'assistenzialistische Sozialpolitik in Lateinamerika' und Pablo Ospina Peralta die 'Ansprüche und Realität der Reformpolitik in Ecuador'. Raul Zelik diskutiert unter dem Topos der 'Konstellation' das Spannungsverhältnis von Staat, Linksregierung und sozialer Hegemonie: Wie funktionieren Emanzipationsprozesse?