Christopher fährt mit seinen Eltern von Oslo nach Kopenhagen. So viel ist sicher. Denn von dieser Fährfahrt gibt es ein Video: Bilder von familiärer Vertrautheit sind darauf zu sehen, Bilder, wie sie auf gemeinsamen Ausflügen nun mal entstehen. Es sind die letzten Bilder, die Christopher von seinem Vater bleiben werden. Was muß geschehen sein, daß einer plötzlich verschwindet? Christopher flieht vor dieser Frage, er verläßt seine Mutter und seine Freundin und reist ziellos durch Südamerika. Aber dann erreicht ihn doch ein Brief seiner Mutter und macht den Abgrund, den sein Vater in sein Leben gerissen hat, noch ein Stückchen größer: Christophers Vater hatte eine zweite Familie und Christopher einen Halbbruder, der ihm wie ein Zwilling gleicht. Alles weiß dieser Bruder von ihm, und er gibt vor, ihn zu ihrem Vater führen zu können. Erst allmählich entdeckt Christopher, daß die Erzählungen seines Bruders womöglich nur Wahnideen sind, und er unternimmt einen letzten Versuch, zu einem eigenen, einem neuen Leben zu finden ...
Christopher schreibt sich seine Geschichte vom Leib und Frobenius läßt seinen Helden eine Sprache finden, die den Verlust aller Selbstverständlichkeit mit unerbittlicher Präzision beantwortet, den Wahnsinn eines hinfällig gewordenen Lebens mit der verstörenden Anmut des Abgründigen.
Christopher schreibt sich seine Geschichte vom Leib und Frobenius läßt seinen Helden eine Sprache finden, die den Verlust aller Selbstverständlichkeit mit unerbittlicher Präzision beantwortet, den Wahnsinn eines hinfällig gewordenen Lebens mit der verstörenden Anmut des Abgründigen.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Vom "Ausgeliefertsein in einer unverständlichen und undurchsichtigen Welt" handelt der Roman des Norwegers Nikolaj Frobenius, schreibt die Rezensentin Anna Katharina Dömling. Der Vater des 22-jährigen Ich-Erzählers Christopher verschwinde spurlos und so entscheide sich auch Christopher, die Mutter und die Schwester zu verlassen. Bei seiner Rückkehr jedoch erfahre er, dass der Vater eine zweite Familie habe und er einen Halbbruder, den er dann auch kennen lerne und der ihm verspreche, den Vater ausfindig zu machen. Es beginnt, so die Rezensentin, eine Reise in eine "wirre Welt voller undurchschaubarer Erzählungen und Rätsel", in ein "diffuses Grenzland zwischen Wahrheit und Lüge". Frobenius stelle hier die alte Frage nach der Grenze zwischen Wahrheit und Lüge im Licht der "modernen Informationsgesellschaft" (Christophers Vater ist Dokumentarfilmer, sein Bruder Journalist). Und wenn es auch scheint, so Dömling, als könne - im Gegensatz zum Bild - nur die Schrift der Wahrheit nahe kommen, wenn der Ich-Erzähler die Ereignisse in seinen Aufzeichnungen ordnet, so wird doch nichts entschieden. Es gehe eher um ein "Reflektieren über verschiedene Medienformen", um ein "Spiel mit den Freiräumen der Fiktionalität und der Autonomie der Literatur", das den poststrukturalistischen Abschied von der "lesbaren Welt" feiert.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH