Die Betrachtung der deutschen Literatur unter dem Gesichtspunkt des "Anderswerdens" ermöglicht neue Perspektiven der Interpretation. Dazu gehören nicht nur die Unterscheidung von Tradition und Revolution, sondern auch diese bedingend die verschiedenen Modi der Wahrnehmung des Wahrscheinlichen, Wirklichen und Unwirklichen. Die verschiedenen Wahrnehmungsmodi kristallisieren sich im Gegensatz von Realismus und Symbolismus. Realistische und symbolische Anschauung der Welt stehen sich gegenüber. Diese Gegensätzlichkeit geht weit über die in der Germanistik üblichen Unterscheidungen von Aristotelismus und Anti-Aristotelismus, klassisch und romantisch, antik und modern hinaus. "Anderswerden", eine grundlegende Veränderung, bestimmt alle Gattungen, Gehalte und Formen von Literatur und Kunst. Es ist mehr als ein Verlangen nach Neuem; "Anderswerden" ist ein Grundgesetz der Geschichte, des Geistes und deshalb ein Kennzeichen aller Geisteswissenschaften.