Ob Mexiko, Griechenland oder Belarus - in "Anderswo weit" entführt Ernst Kaufmann seine Leser:innen in 16 Erzählungen an die unterschiedlichsten Orte und berichtet von bemerkenswerten Menschen und Ereignissen. Es ist ein wunderbares Buch, das unterhält, überrascht und berührt.
Ich muss gestehen,
dass mir bisher weder der Autor noch dessen Verlag Edition AV ein Begriff waren. Umso überraschender…mehrOb Mexiko, Griechenland oder Belarus - in "Anderswo weit" entführt Ernst Kaufmann seine Leser:innen in 16 Erzählungen an die unterschiedlichsten Orte und berichtet von bemerkenswerten Menschen und Ereignissen. Es ist ein wunderbares Buch, das unterhält, überrascht und berührt.
Ich muss gestehen, dass mir bisher weder der Autor noch dessen Verlag Edition AV ein Begriff waren. Umso überraschender war für mich die Lektüre von "Anderswo weit". Denn mit seinen melancholischen Beschreibungen von Landschaften, Menschen und Tieren, die er zu Erzählungen verdichtet, und dem dazu passenden Schreibstil traf Ernst Kaufmann von Beginn an meinen Nerv.
Die Ereignisse selbst sind in den meisten Erzählungen dabei gar nicht sonderlich spektakulär. Es sind die Menschen und die Begegnungen mit ihnen, die lange und intensiv nachwirken - und natürlich die Vielfalt der Landschaften und Themen, die sich zu einem literarischen Panorama zusammenfügen, das so berührend wie unterhaltsam ist. Ob Kaufmann in einer verlassenen Goldgräberstadt in den USA namenlose Grabsteine betrachtet oder an einem bewegenden Sundance der Lakota teilnimmt; ob er von einer ganz besonderen Begegnung mit einem Adler in Mexiko oder seltsamen Vögeln im Salzkammergut berichtet - Kaufmann trifft stets den richtigen Ton und nimmt sich angenehm zurück.
Ohnehin ist es der Erzähler selbst, der diese Begegnungen und Erlebnisse überhaupt erst ermöglicht. Mit seiner besonderen Beobachtungsgabe, seinem ungemeinen Respekt vor Mensch, Tier und fremden Kulturen und seiner Offenheit habe ich Ernst Kaufmann als äußerst sympathisch und empathisch empfunden. Hinzu kommen eine Prise Selbstironie und eine gewisse Abenteuerlust, die sich unmittelbar auf die Leser:innen überträgt.
Ein weiteres Plus sind die Originalbilder, die passend in die jeweiligen Erzählungen eingebunden werden. Sicherlich hätten in einigen Fällen Farbfotos noch eine größere Wirkung erzielt - wie auf dem wunderbaren Cover -, doch auch in Schwarz-Weiß sind sie durchaus ein Gewinn.
Mir war zwar nicht immer ganz klar, was autobiografisch und was autofiktional ist, doch das störte mich gar nicht, denn fantasieanregend war nahezu jede einzelne der Erzählungen - und sorgte ganz nebenbei für eine gehörige Portion Fernweh. In einigen Erzählungen vermisste ich eine chronologische Einordnung, die den Rahmen dadurch etwas genauer abgesteckt hätte.
Doch das ist nur ein kleiner Wermutstropfen, der den äußerst positiven Gesamteindruck nicht trüben konnte. "Anderswo weit" ist ein lesenswerter Roadtrip, eine melancholische Reise in die Ferne und bisweilen auch in die Vergangenheit. Ein literarischer Geheimtipp.