André Gide, Literaturnobelpreisträger und Wegbereiter des Existentialismus, unternimmt Mitte der 1920er Jahre eine beschwerliche Reise ins Herz der französischen Kolonien, nach Zentralafrika. Der Analyse seines Reisetagebuches stellt die vorliegende Magisterarbeit allgemeine Überlegungen zu historischen und geistesgeschichtlichen Hintergründen des Phänomens "Kolonialismus" voraus. Der stereotype "edle Wilde" und die Vorstellung von zu zivilisierenden Menschenrassen werden ebenso beleuchtet wie ein Einblick in antikolonialistische Strömungen gegeben. Der literaturwissenschaftliche Teil beschäftigt sich mit Überlegungen zu exotistischen Darstellungsformen und einem Überblick über die französische Kolonialliteratur, bevor er sich den Afrikatagebüchern mit ihren unterschiedlichen Facetten (Entstehungsgeschichte, Intermedialität, konkrete Schilderungen des Bereisten) widmet. Das Resümee versucht eine Einordnung der Werke in zeitgenössischen und aktuellen Diskurs. Die Frage, welche am Ende steht, lautet: Wie kann, darf und muss ein solcher Text heute gelesen werden?