Die Kunst Andrea Pozzos, vor allem sein Hauptwerk, die Ausmalung der römischen Kirche Sant Ignazio samt Langhaus und der berühmten Scheinkuppel, ist schon oft Gegenstand wissenschaftlicher Betrachtung gewesen. Im vorliegenden Band wird Pozzos Kunst nun aus einem neuen, bislang unberücksichtigten Blickwinkel betrachtet. Die moderne Videokunst dient gleichsam als Brille, durch die der Blick zurück auf Pozzos Werk gerichtet wird. Probleme und Fragestellungen, die dem heutigen Betrachter vor allem aus der Seherfahrung mit der modernen Video-Installationskunst vertraut sind, wie zum Beispiel die Bewegung des Betrachters durch den Raum des Kunstwerks, oder die permanente Veränderung des Kunstwerks durch die Interaktion des Betrachters, werden auf die barocke Kunst Pozzos übertragen. Dabei zeigt sich, dass in der Kunst des barocken Illusionismus bereits Themen relevant waren, die man gemeinhin erst mit der Kunst der Gegenwart assoziiert.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Bedauerlicherweise ist dieses Buch des Kunsthistorikers Felix Burda Stengel durch den frühen Tod des Autors nur Fragment geblieben, meint Valeska von Rosen, vieles bleibe im Bereich der Denkanstöße. Doch Burdas unkonventionelle Parallelisierungen haben es für die Rezensentin in sich: Anhand der Fresken des Jesuiten Andrea Pozzo aus dem 17. Jahrhundert und der Videoinstallationen von Bruce Naumann und Bill Viola versucht Burda zu zeigen, worin sich frühneuzeitliche und postmoderne Wahrnehmungen und Perspektiven überschneiden, worin sie sich aber auch unterscheiden, umreißt Rosen das Thema. Dies scheint tatsächlich keine leichte Aufgabe gewesen zu sein, doch die Rezensentin bemüht sich erfreulicherweise sehr, den komplexen Gehalt so nachvollziehbar wie möglich darzustellen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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