Das Interesse des Fotografenehepaars Andrea Robbins und Max Becher gilt dem "Platz, der fehl am Platz ist", wie sie sagen. Die Aufnahmen aus ihrem Band "Black Cowboys" zeigen Menschen, denen nie ein Platz zugewiesen wurde. Der Cowboy, eine der amerikanischen Ikonen schlechthin, war stets weiß, so suggerierte das zumindest Hollywood. Doch der Begriff "Kuhbursche" stammt wohl von den Sklavenplantagen, und im neunzehnten Jahrhundert waren mehr als ein Drittel aller Cowboys Afroamerikaner. Doch die schwarzen Cowboys wurden aus allen Wettbewerben und der öffentlichen Wahrnehmung ausgeschlossen. Somit entwickelte sich eine parallele schwarze Cowboy-Kultur, die noch heute äußerst lebendig ist. Robbins und Becher spürten sie auf und fotografierten sie. So entstanden Porträts ergrauter Autoritäten auf ihren stolzen Araberpferden oder von jungen Burschen mit Baggy-Jeans und Sonnenbrille, die mehr nach Gangster-Rapper als nach Cowboy aussehen, außerdem von einigen wenigen Cowgirls. Dazu kommen dynamische, wilde Aufnahmen aus den schwarzen Rodeo-Shows. Im Anhang erzählen die Cowboys Samuel "Pratt" Parry und Willie Thomas, die hier als Legenden bezeichnet werden, in Interviews von der Diskriminierung, die sie am Anfang ihrer Karrieren erfuhren, und wie sie trotzdem versuchten, durchzuhalten, indem sie etwa ihre Hautfarbe verbargen oder alle mit "Freundlichkeit töteten", wie Parry sagt. Heute seien die Zeiten besser, erklären beide. Robbins' und Bechers Band könnte ein Indiz dafür sein; in jedem Fall führt er dem Betrachter seine eigenen, von Klischees geprägten Bilder vor Augen und sucht sie durch die einer weiteren, zu Unrecht marginalisierten Kultur Amerikas zu ergänzen.
kari
"Black Cowboys" von Andrea Robbins und Max Becher. La Fábrica-Verlag, Madrid 2016. 154 Seiten, zahlreiche Farbfotografien. Gebunden, 35 Euro.
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