Mit großen Kameras, einem Zelt als Dunkelkammer und zahllosen sperrigen Gerätschaften tourte Andreas Groll (1812-1872) per Kutsche, Bahn oder Donauschiff durch die Monarchie, um für seine nicht weniger innovativen Auftraggeber Fotografien nach Hause zu bringen. Diese ersetzten nicht einfach Bilder in traditionellen Medien, sondern revolutionierten durch ihre als untrüglich angesehene Glaubwürdigkeit den Gebrauch visueller Dokumente an sich. Denkmalpfleger trugen mit ihrer Hilfe Archive alter Bauwerke zusammen, Architekten häuften zahllose Vorbilder an, und der aufblühenden Industrie dienten sie als authentischen Beleg ihrer Leistungsfähigkeit. Der Wiener erfand damit zwischen Prag und Graz, Salzburg und Krakau, Südböhmen und dem fernen Banat als erster den Beruf des modernen Fotografen. Die vorliegende Publikation und die sie begleitenden Ausstellungen versuchen, den wenig dokumentierten Lebensweg dieser Ausnahmefigur der österreichischen Fotografie der Frühzeit zu rekonstruieren und zugleich Aufschluss zu geben über das Umfeld, in dem die erstaunliche Karriere des Andreas Groll möglich wurde.