"Ich bin im Zustand der Gnade. Ich töte"
Nachdem sie wegen Mordes und Brandstiftung in Untersuchungshaft gesteckt wurde, kämpft die junge Frau Kari Selb in einem rauschhaften Monolog vor der Gerichtspsychologin - um ihre Zurechnungsfähigkeit, um ihre Vergangenheit, um ihr Leben. In ihrer Brandrede entfaltet Kari Selb nach und nach die Phantasien eines serial killer, die, ohne den Kategorien von unzurechnungsfähig' oder schuldig' zu entsprechen, ihre Sprache gefunden hat: die Gewalt.
Nachdem sie wegen Mordes und Brandstiftung in Untersuchungshaft gesteckt wurde, kämpft die junge Frau Kari Selb in einem rauschhaften Monolog vor der Gerichtspsychologin - um ihre Zurechnungsfähigkeit, um ihre Vergangenheit, um ihr Leben. In ihrer Brandrede entfaltet Kari Selb nach und nach die Phantasien eines serial killer, die, ohne den Kategorien von unzurechnungsfähig' oder schuldig' zu entsprechen, ihre Sprache gefunden hat: die Gewalt.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Eine literarische Vivisektion nennt Sibylle Birrer, was die Autorin da in ihrer Trilogie des Verletzens unternimmt, deren abschließender Band jetzt vorliegt. So genau, wie hier die Nervenstränge an den gesellschaftlichen Rändern freigelegt werden, hätte es Birrer allerdings gar nicht wissen wollen. Der Ausgangsfrage "Wie wird aus dem Opfer eine Täterin?", das Thema von Gewalt und Gegengewalt geht Mehr mit einer Ausdrucksstärke und Konsequenz nach, die der Rezensentin fast unheimlich scheint. Derart treffend fungiert die Hauptfigur als "Chiffre für Einsamkeit und Wahnsinn", derart aufreibend wirkt die "Dynamik der Destruktion" und derart radikal ist die Erzählanordnung im Monolog, die Beschränkung auf die Innenperspektive der Protagonistin, mittels derer die Autorin der lauernden Gefahr der Banalisierung und des Pathos entkommt. Neu im Vergleich zu den vorangehenden Bänden, schreibt Birrer, sei die Aufhebung der moralischen Rechtfertigung für das Töten. "Die Wahrheit dieses Bandes liegt in der Tat."
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Mariella Mehrs Bücher müssen geschrieben sein. Das macht sie unverwechselbar und wichtig." (Die Weltwoche)