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"Erst wenn schließlich auch die Werbeblöcke gestrichen werden," so eine zuverlässige Faustregel, "ist die Sache wirklich ernst." Eine weltmachterschütternde Kamikaze-Aktion oder wenigstens ein rekordverdächtiger Amoklauf vor der eigenen Haustür - es muß knüppeldick kommen, um die tägliche Infotainment-Maschinerie aus dem Takt zu bringen. "Das System, in dem wir leben", ist auf den ersten Blick mehr ein mediales als ein politisch-ökonomisches. Auf den zweiten Blick ist beides identisch. In "Angela Davis löscht ihre Website" verbinden sich politisches Denken und Pop, der forcierte Blick auf die…mehr

Produktbeschreibung
"Erst wenn schließlich auch die Werbeblöcke gestrichen werden," so eine zuverlässige Faustregel, "ist die Sache wirklich ernst." Eine weltmachterschütternde Kamikaze-Aktion oder wenigstens ein rekordverdächtiger Amoklauf vor der eigenen Haustür - es muß knüppeldick kommen, um die tägliche Infotainment-Maschinerie aus dem Takt zu bringen. "Das System, in dem wir leben", ist auf den ersten Blick mehr ein mediales als ein politisch-ökonomisches. Auf den zweiten Blick ist beides identisch.
In "Angela Davis löscht ihre Website" verbinden sich politisches Denken und Pop, der forcierte Blick auf die Gegenwarts-Oberfläche und dessen ständige Infragestellung vor dem Hintergrund der Historie auf. "Vortäuschung falscher Tatsachen", so die Frage, "oder Vortäuschung richtiger Tatsachen?" Schwer zu durchschauen - gerade angesichts von Gewalt und kriegerischer Auseinandersetzung und ihren jeweiligen Rechtfertigungen -, was Realität ist, was Medienrealität, was auslösende Gewalt, was angeblich gerechte "Vergeltung der Vergeltung der Vergeltung".
"Gibt es die neue Weltordnung schon?" In "Angela Davis löscht ihre Website" geht es um nichts Geringeres als um "das Zeitalter, in dem wir leben/ die Epoche, in der wir leben", in der Gegensätze und Haltungen mitunter ununterscheidbar geworden sind; Veronas Welt und Sofies Welt stehen ebenso selbstverständlich nebeneinander wie MTV und CNN. "Kriegsfilm?/ Antikriegsfilm?/ Kriegsberichterstattung?" heißt es wiederholt aus dem Off, denn es gilt die unmißverständliche Losung: "seit 5 Uhr 45 wird zurückgefragt."
Autorenporträt
Neumeister, AndreasAndreas Neumeister, geboren 1959. Studium der Ethnologie. Außer den bei Suhrkamp erschienenen Büchern publizierte er 1996 mit Marcel Hartges als Herausgeber den Reader »Poetry! Slam! Texte der Popfraktion«. In Rom erschien sein Katalog »In dubio pro disco«.Visuelle Arbeiten:Soundinstallation »Music for Fascist Architecture« im Rahmen der Architekturwoche A3, Haus der Kunst, München, 2006.»Da Real World/Die wirkliche Welt« (Diashow und Lesung), Montags bei Petula Clark, Lenbachhaus München, 2006.»The gift/Das Gift« (Einzelausstellung), Tranzit Gallery, Bratislava, 2008.Andreas Neumeister lebt in München.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

"Geloopter deutscher Idealismus, aber ziemlich flott, sozusagen eine Rolf-Dieter-Brinkmann-Fassung von Hegel und Adorno." Auf diesen, vielleicht nicht ganz unmittelbar einleuchtenden Nenner bringt Rezensent Martin Zeyn die Texte von Andreas Neumeister. Wie Zeyn ausführt, handelt es sich dabei um Reflexionen, die meist um das Thema Medien, genauer: das Thema Internet kreisen, und in der grafischen Gestalt von Gedichten daherkommen. Die Aufzählung gehört zu den genuinen Stilmitteln Neumeisters, hält Zeyn fest, es finden sich Listen von Feuerwaffen, halbseidenen Mediengrößen, Fernsehsendern. Neben strengen Reihungen gebe es fiese Pointen und deftige Formulierungen. Zeyn hebt hervor, dass Neumeister die Langeweile der Internet-Interaktion entlarve und zugleich einen Raum eröffne, den die Medientheorie kaum noch erzeuge: den der Neugier. "Seine Medienmiszellen sind streng und verspielt, original und täuschend echt falsch", resümiert der Rezensent, "konkrete Poplyrik".

© Perlentaucher Medien GmbH
»Freischwebende Radikale, Partikel, Plankton der Moderne. Sätze zerknüllt, gelöscht, recycelt, mit keiner eindeutigen Halbwertszeit, Parasiten, der Klang unserer Welt. Neumeister macht daraus ein Stück, Lied, nein, einen Song: Die Melodie verschleppt langsam, Breakbeats auf 16 Umdrehungen, von der ersten bis zur letzten Seite. Denn er weiß: Sprache ist Musik.« Sven Lager de:bug