Pro:
Das Buch hat sehr aktionreiche Passagen, in denen es Schlag auf Schlag geht - und langsamere Passagen, die ich mindestens genauso spannend fand, denn gerade in diesen hat man sozusagen die Muße, einfach nur die halbzerstörte Welt durch Penrys Augen zu beobachten, wobei sich eine beklemmende
Stimmung ständiger Bedrohung aufbaut. Der Kampf ums Überleben bringt das Beste und das Schlechteste…mehrPro:
Das Buch hat sehr aktionreiche Passagen, in denen es Schlag auf Schlag geht - und langsamere Passagen, die ich mindestens genauso spannend fand, denn gerade in diesen hat man sozusagen die Muße, einfach nur die halbzerstörte Welt durch Penrys Augen zu beobachten, wobei sich eine beklemmende Stimmung ständiger Bedrohung aufbaut. Der Kampf ums Überleben bringt das Beste und das Schlechteste aus den Menschen heraus, die sie auf ihrer Reise trifft. Gegen Ende des Buches schraubt sich die Spannung immer weiter hoch bis es kaum noch zu ertragen ist, und man erfährt einige Dinge, mit denen man niemals gerechnet hätte (oder zumindest habe ich das nicht).
Die beiden Protagonisten sind großartige Charaktere. Wie schon erwähnt, ist Penryn keine perfekte, unfehlbare Heldin. Sie ist 17 und muss eine Verantwortung tragen, die eigentlich für ihr Alter viel zu schwer wiegt. Schon bevor die Engel einfielen, hat sie jahrelang Kampfsportarten und Selbstverteidigungstechniken studiert - um sich und ihre kleine Schwester gegen ihre schizophrene Mutter verteidigen zu können, deren gewalttätige Ausbrüche sich in ihren Wahnvorstellungen zu oft gegen ihre eigenen Kinder richten.
Es gab ein paar Szenen, wo eine perfekte Heldin Menschen gerettet oder zumindest von ihrem Leiden erlöst hätte - und Penryn schaut weg und geht einfach weiter. Aber mal ehrlich - würde ich als verängstigte 17-jährige mein Leben für Fremde riskieren, wo ich doch meine kleine Schwester retten muss? Oder im Fall, dass eine Rettung gar nicht mehr möglich ist - könnte ich einem kleinen Kind die Kehle durchschneiden oder es erstechen, um ihm einen gnädigen Tod zu schenken? Und Penryn macht auf ihrer Reise eine spürbare Veränderung durch, sie wird sozusagen vor den Augen des Lesers zu einer entschlosseneren, mutigeren Erwachsenen, die weit mehr hinterfragt, als nur noch ihre eigenes Umfeld. Und das hat mir sehr gut gefallen!
Raffe ist weder das grausame Monster, das Penryn erwartet, noch ist er ein typischer Romantasy-Engel. In der typischen paranormalen Romanze hätten sich Penryn und Raffe wahrscheinlich getroffen, sich direkt ineinander verliebt und wären dann gemeinsam entweder ausgezogen, die Engel zu stürzen, oder sie hätten es durch das Vorbild ihrer großen Liebe geschafft, Engel und Menschen zu versöhnen. Oder so. Tatsächlich reisen sie nur gemeinsam, weil jeder etwas hat, was der andere braucht, und andere Gefühle entwickeln sich nur sehr langsam und mehr angedeutet als ausgesprochen. Auch das hat mir sehr gut gefallen, weil es sich viel realistischer anfühlte (und außerdem nicht so vor Kitsch troff).
Der Schreibstil hat mir großartig gefallen und hat mich gar nicht mehr losgelassen. Ich konnte mir alles wunderbar vorstellen, und gegen Ende hätte ich am liebsten direkt weiter gelesen! Ich glaube nicht, dass ich auf die deutsche Übersetzung warten kann.
Kontra:
Gegen Ende erschien mir manches zunächst ZU grausam, ZU unglaublich, aber... Ich denke, es hängt jetzt davon ab, wie es im zweiten Band weitergeht und wie diese Geschehnisse erklärt und eingebunden werden.
Am Anfang hat mich etwas gestört, wie umgangssprachlich Raffe spricht, als sei er wirklich ein junger Mensch und kein uralter Engel. Andererseits stellt sich im Laufe des Buches heraus, dass die Engel die Menscheit über das Fernsehprogramm studiert haben, da haben sie sich dann wohl auch die Sprechweise angeeignet?
Zusammenfassung:
Wer Dystopien gerne liest, sollte dieser wirklich eine Chance geben! Besonders interessant fand ich die Diskrepanz zwischen dem Bild, dass man sich für gewöhnlich von Engeln macht, und der grausamen "Wirklichkeit" dieser Welt.